Harald Nies – Tales Of Light
 

Harald Nies – Tales Of Light
MellowJet Records (2016)

(
9 Stücke, 76:59 Minuten Spielzeit)

Harald Nies ist Gitarrist und Keyboarder. Auf seinen Produktionen lässt er elektronische Musik mit Gitarrensounds verschmelzen, was manchmal zu rockigen Passagen führt. Zuletzt hatte er vor einem Jahr ein Album unter dem Titel „Horizon“ mit sehr relaxter Musik herausgebracht. Im Sommer 2016 folgt nun der Nachfolger mit dem Titel „Tales Of Light“, auf dem sich neun Tracks mit Laufzeiten von 6:06 bis 12:21 Minuten befinden.

 

 


Mit dem 6:19minütigen „Flowing Particles“ beginnt die CD sehr relaxt. Sanfte Flächen ziehen durch den Raum und werden nach gut einer Minute von einem sanften Rhythmus und atmosphärischen Gitarren abgelöst. Das wirkt alles sehr ruhig und entspannend. Im zweiten Teil lässt Harald dann seine Gitarre erklingen, in dem er ein sehr schönes leicht rockiges, atmosphärisches Solo darauf spielt. Mit einem Rhythmus, wie bei einer tickenden Uhr, so leitet Harald das zweite Stück „The Age Of Light“ ein. Nach anderthalb Minuten kommen weitere rhythmische Elemente (kommen die von der E-Gitarre?) auf und treiben den Track wie bei einem Ausritt voran. Dieses Rhythmusmotiv hält Harald dann durch und variiert lediglich die Sounds während der 7:33 Minuten Spielzeit.

Sphärisch und etwas bedrohlich wirkt der Beginn von „Invisible“. Auf einem eher düsteren Rhythmus legt er einige Flächen und zwirbelnde Sounds. Gut vier Minuten zieht der Track stoisch dahin, bis eine Art Drumprogrammierung aus der Lethargie reißt. Einige Zeit später kommen dann auch Synthieharmonien auf, die den Track recht gefällig machen. Dem schließt sich das 12:21minütige „400 To 700“ an. Die schon zu Beginn aufkommenden Flächen scheinen in Richtung „Berliner Schule“ zu weisen, was dann streckenweise in den ersten vier Minuten der Fall ist. Erst danach kommt ein fesselnder und mitreißender, pumpender Rhythmus auf und die Post geht langsam ab. Rhythmus, Harmonien und die folgende Melodielinie sorgen jetzt für gute Stimmung. Immer weiter steigert sich der Track zu einem tollen Stück, das mitreißt.

Das 8:37minütige „Follow Me“ zeigt sich dann eher wieder von einer ruhigeren Seite und bietet dann nach etwa zweieinhalb Minuten atmosphärische, sanfte Rockmusik, sobald Drumcomputer und E-Gitarre einsetzen. Ab jetzt zeigt die Mischung aus E-Gitarre und Elektronik ihre ganze Wirkung. Toller Track.

Nach einem sphärisch/spacigen Beginn entwickelt sich nach anderthalb Minuten der elfminütige Track „Blind Fall“ durch die aufkommenden Rhythmusmuster weiter. Darauf setzt Harald einige Harmonien, die daraus einen gefälligen aber nicht nachhaltigen Track machen. Im nächsten Stück „Reflectance“ nimmt Harald diesen Rhythmus mit und dreht zudem an der Dynamikschraube, kann aber durch eingängigere Harmonien mehr aus dem Stück herausholen. Nach einem sanften Mittelteil kommen herrliche Harmonien und der pumpende Rhythmus zurück.

Sitarklänge eröffnen das sechsminütige „Cahaya“ in dem Harald asiatisches Flair verbreitet. Unter die Sitarklänge hat Harald Flöten und Flächen gelegt. Ein sehr meditativer Track. Dynamisch mit teils bedrohlichen Sounds zeigt sich dann das abschließende „The End Of The Candle“. In diesem abschließenden Track erzeugt er eher Stimmungen und weniger Melodiebögen.

Das neue Werk von Harald Nies hinterlässt bei mir leider gemischte Gefühle. Seine Stärke, der Dialog von E-Gitarre und Synthies kommt für meinen Geschmack auf dieser CD leider etwas zu kurz. Im Stück „Follow Me“ blitzt diese auf und auch „400 To 700“ weiß zu überzeugen. Freunde seiner Musik sollten auf jeden Fall zunächst eine Hörprobe nehmen.

Stephan Schelle, Juli 2016

 
   

CD-Kritiken-Menue