Harald Nies – Cryptic Labyrinth
 

Harald Nies – Cryptic Labyrinth
MelloJet Records (2009)
(8 Stücke, 65:23 Minuten Spielzeit)

Harald Nies ist mittlerweile in der Elektronikszene ein bekannter Name, hat der deutsche Musiker doch schon einige CDs unter seinem eigenen Namen, wie auch mit dem Projekt „Dream Connection“ veröffentlicht. Angefangen hat er aber in verschiedenen  Rockformationen, die ihm auch Auftritte zusammen mit bekannten Rockbands wie Molly Hatchet, Great White und Wishbone Ash bescherten, was sein musikalisches Spektrum sichtlich erweitert hat. Das zeigt sich dann auch auf seinen Produktionen, die nicht nur mit elektronischen Tastengerätschaften und Sequenzern erstellt sind, sondern durch den Einsatz der E-Gitarre einen teils spacigen und rockigen Touch erhalten.

 


Sein neuestes Werk trägt den Namen „Cryptic Labyrinth“ und ist soeben als CDR bei MellowJet Records erschienen. Acht Instrumentaltracks enthält die CD, die alle im Jahr 2008 entstanden sind und von Harald allein eingespielt wurden. Bereits auf seiner letzten, 2007’er Veröffentlichung „Dual Systems“ zeigte sich Harald von seiner spacigen und sehr melodiösen Seite. Auf dem neuen Album „Cryptic Labyrinth“, das erste für MellowJet Records, führt er diesen Weg fort. Das Cover sieht zunächst recht mystisch aus, doch wenn man genauer hinschaut, erkennt man ein menschliches Auge, auf dem sich symmetrische Linien wieder finden.

In acht Abschnitten führt uns Harald durch sein kryptisches Labyrinth und das macht er äußert melodisch und rhythmisch. Schon das Titelstück, das die CD eröffnet, kann vollends durch eine eingängige Struktur und hypnotische Rhythmen überzeugen. Und schon in diesem mit 17:24 Minuten längsten Stück der CD (hier ist die Angabe 7:24 auf dem Cover falsch) lässt Harald seine E-Gitarre sprechen, die eine Mischung aus Mike Oldfield und Nautilus darstellt, was wirklich gut zu dem Stück passt und teilweise unter die Haut geht. Schon für diesen Track lohnt sich meines Erachtens der Kauf der CD.

Mit Loftsoft“ kommt dann ein unglaublich leichter Track daher. Hier erkenne ich einige Passagen, die ich mit Ron Boot in Verbindung bringe, aber trotzdem scheint Harald hier seine eigene Handschrift zu haben. Weite, voluminöse Synthieflächen bilden zunächst den Grundstock für „Faghora“. Doch schon nach kurzer Zeit entwickelt Harald wieder durch sehr eingängige Melodieführungen und unter die Haut gehende Sounds  eine unglaubliche Leichtigkeit. Von dieser Musik kann man nicht zunehmen, so leicht ist sie, aber süchtig macht sie schon.

Die E-Gitarre führt sehr atmosphärisch, asiatisch in den nächsten Track „Delay Rama“ ein. Sowohl spacig als auch an die ruhigeren Passagen von Mind Over Matter erinnernd, sticht dieser Track aus dem Album hervor. Während die E-Gitarre im Vordergrund steht, schwebt im Hintergrund dezent der Synthie.

Mit einer pulsierenden Synthiesequenz startet dann „Hopefull Visions“ und entführt den Hörer wieder in andere Sphären. Das ist fesselnd, so wie ich es mag. Man kann wieder völlig dabei abheben. Ganz anders ist das folgende „Open Senses“, das durch seine verträumte Zartheit besticht. Die harmonischen Synthieflächen und -chöre kommen langsam angeflogen und schieben sich unter die Haut. Das hat zu Beginn etwas sehr erhebendes und zugleich sakrales. Auch wenn vielleicht der ein oder andere beim Einsatz des Pianos an John Kerr oder Pianisten denkt, die eine etwas seichtere Spielart bevorzugen, so schafft es Harald doch die kitschigen Riffe zu umschiffen. Allerdings gehört dieses Stück nicht unbedingt zu den Highlights des Albums.

„Pensive Times“ ist dann wieder ein im sanften Rhythmus dahin gleitendes Electronical, bei dem Harald seine E-Gitarre akzentuiert einsetzt. Mit dem Stück „Wazniu The Sylph“ beschließt Harald dann sein neues Werk mit recht sphärischen Synthieklängen zu denen im weiteren Verlauf auch wieder pulsierende Sequenzer ihren Teil beitragen.

„Cryptic Labyrinth“ ist eine Scheibe, die mir sehr gut gefällt. Vor allem das mehr als 17minütige Titelstück hat es mir angetan. Wer die bisherigen Alben von Harald Nies mag, der kann hier blind zuschlagen. Alle anderen, die seine Musik nicht kennen aber auf spacige, melodische Elektronikmusik stehen, sollten die CD unbedingt antesten.

Stephan Schelle, Juni 2009

 
   

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