Hajo Liese & Alien Nature - Authentics
 

Hajo Liese & Alien Nature - Authentics
SynGate / Luna (2013)
(6 Stücke, 73:35 Minuten Spielzeit)

Hajo Liese und Wolfgang Barkowski (letzterer firmiert als Alien Nature) sind ja mittlerweile auch schon mehrere Jahre als Musiker in der Elektronikszene unterwegs. Im Frühjahr 2013 erscheint ihre erste Zusammenarbeit unter dem Titel „Authentics“. Die CDR erscheint beim SynGate-Unterlabel Luna, auf dem bekanntlich eher ambiente und experimentelle Werke veröffentlicht werden. Das Cover zeigt eine Flusslandschaft mit herausragenden Baumstümpfen. Weitere Infos zum Thema enthält das Booklet leider nicht.

 


Hajo und Wolfgang haben die sechs Stücke einfach „Part 1“ bis „Part 6“ benannt. Diese Tracks haben Laufzeiten zwischen 6:42 und 27:32 Minuten. Eigentlich kann die CD aber als ein langer Track gesehen werden, da die einzelnen Stücke nahtlos ineinander übergehen.

An den Anfang haben sie das gut zwölfminütige „Part 1“ gesetzt. Ganz so experimentell, wie man sich das vorstellen kann, gehen die beiden aber nicht ans Werk. Zunächst hört man einige Flächen und Sounds davonschweben, dann kommt ein pochender Rhythmus hinzu und Klänge, die an Tangerine Dream & Co. erinnern mischen sich darunter. Zwar gibt es keine Melodie, aber die Harmonien, die beide kreieren, gehen doch gut ins Ohr. Das ist rhythmisch und sehr ansprechend gemacht. Der Track entwickelt sich immer weiter, in dem sich Klangmotive ändern oder neue hinzukommen. Auch die Geschwindigkeit bzw. Dynamik wird von beiden als Element eingesetzt.

„Part 2“ wechselt nach einigen Momenten in einen äußerst rhythmischen Part. Dieser Rhythmus würde bei entsprechender Melodieführung gar zum Tanzen anregen, so aber dient er nur als Motor zu dem sich einige Flächen und Sequenzen hinzufügen. Das wirkt alles sehr futuristisch. Ein wenig dahinplätschernd zeigt sich dann das 27minütige „Part 3“. Dazu zischt es gelegentlich, so als würde irgendwo Druck abgelassen. Erst nach sechs Minuten kommen dann zaghafte Harmonien hinzu. Und nach etwa zwölf Minuten wechselt das Ganze in eine bedrohliche Stimmung, die fast nur aus Rauschen und gelegentlichen Flächen besteht. Das hat was von ScienceFiction-Soundtrack. Und danach wechselt die Stimmung erneut. Dieser Track ist aber nicht wirklich nach meinem Geschmack, da er mir über weite Strecken zu monoton rüberkommt.

Ganz anders ist da „Part 4“, das wieder mehr in die „Berliner Schule“ weist. Vor allem die Mellotron artigen Sounds zu den Sequenzerrhythmen sind es, die ein wenig Nostalgie aufkommen lassen. Das gefällt mir wieder sehr gut. Auch „Part 5“ kann überzeugen, wenn auch zu Beginn wieder eher Flächen in den weiteren Verlauf einleiten. Sobald der Sequenzer seinen Dienst verrichtet, wird es wieder interessant. Den Abschluss bildet dann das hinreißende „Part 6“.

Die Kollaboration von Hajo Liese und Wolfgang Barkowski alias Alien Nature ist eine sehr fruchtbare. Das Album „Authentics“ kann wirklich überzeugen wenn es auch mit „Part 3“ einige Längen aufweist, so ist doch der Rest sehr ansprechend ausgefallen.

Stephan Schelle, Juni 2013

 
   

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