Gert Emmens - Waves Of Dreams
  Gert Emmens - Waves Of Dreams
6 / 72:00 Groove-Records (2004)

Das am 09.10.2004 auf dem E-Live-Festival erschienene “Waves Of Dreams” ist das mittlerweile siebte Solowerk des Holländers Gert Emmens, das er komplett in Eigenregie eingespielt hat. Auf der neuen CD bietet er sechs Tracks, die alle die Spielzeit von zehn Minuten überschreiten.

Mit „After The Rain“ startet die CD und gleich sind diese herrlichen Synthieloops und Sequenzen zu hören. Gert öffnet mit seinen Synthieflächen weite Räume und entwickelt Harmonien, die gleich wohlig den Rücken runter laufen. Dann nach einigen Minuten wechseln Stimmung und Sound und es klingt zunächst technisch und kalt, doch schnell setzen die nächsten Keyboardflächen ein, die zwar wieder wärmer klingen aber eine gewisse Melancholie vermitteln. Dann erklingen Pianoklänge gefolgt von Sequenzen á la „Berliner Schule“ und warme Synthieklänge schmeicheln wieder dem Ohr. Im letzten Drittel klingt sogar ein Hauch von Mike Oldfield durch. Ein toller, abwechslungsreicher Eröffnungstitel, den er übrigens auch in Eindhoven beim E-Live-Festival 2004 live dargeboten hat.
 

 

 

Auch Track zwei „Another Time, Another Place“ bietet die weiten, traumhaften Flächen. Ich für meinen Teil fliege da auch ohne Red Bull sofort weg. Diese Kombination von Flächen und Sequenzen geht mir absolut unter die Haut. Gert verbindet mit seiner Musik die von Tangerine Dream und Klaus Schulze geprägte „Berliner“ mit der von Ron Boots geschaffene „Eindhovener Schule“. Im weiteren Verlauf kommen dann noch schnelle Sequenzen ins Spiel, so wie wir sie von englischen Acts wie Redshift her kennen.

Als dritten Track steht dann das Titelstück der CD auf dem Plan. Es beginnt düster und bedrohlich. Hat Gert hier etwa einen Alptraum? Mitnichten, denn nach gut einer Minute startet eine herrliche Melodie den Wellengang durch unsere Traumwelt. Ein Sample der Arienhaft (erinnert klanglich ein wenig an „Spiel mir das Lied vom Tod“) aus dem Background ertönt, verleiht dem Stück noch mehr Tiefe. Langsam schwappen die Wellen dahin und die aufziehenden Sequenzen und quirligen Synthie- sowie der Schlagzeugloop bringen mehr Drive in den Wellengang und verändern so das Klangbild.

Die Ursprungsversion von „Dawn“, die noch den Namen „The Beginning Of A New Day“ trug, hat Gert dem im März 2004 viel zu früh verstorbenen amerikanischen Elektronikmusiker Michael Garrison gewidmet. Durch Geräusche, die an Wind erinnern fliegt dieser Titel gleich mal so dahin. Herrlich romantische Melodielinien schweben erst im Hintergrund, während im Vordergrund die Sequenzen den Ton angeben. Ein absolut Gänsehaut erzeugender Titel.

Es folgt Track fünf „Heading Towards Unknown Destinations“, der eine düstere Stimmung verbreitet. Anfangs hat man durch die Sounds das beklemmende Gefühl, als befinde man sich auf einem dunklen, menschenleeren langen Flur. Mit dieser Stimmung lässt uns Gert gute drei Minuten allein bevor einen dann ein Sound á la Jean Michel Jarre aus der Lethargie reißt. Das Stück behält aber dennoch eine leicht dunklere Stimmung und klart gewissermaßen erst zum Ende hin auf.

Mit dem Stück „Bright Spot On A Grey Day“ endet die CD. Da zirpt es am Anfang aus den Boxen und von den Seiten einsetzende Töne durchstreifen die Gehörgänge. Dann tun sich aber wieder diese weiten Synthieflächen auf, die eine hypnotische Wirkung erzeugen. Nach gut zwei Minuten ertönen dann wieder die bekannten Sequenzerloops und das Stück entwickelt sich stetig weiter. Nach fast elf Minuten kehrt Stille ein um dann einige Sekunden später für die letzten zwei Minuten wieder in sehr düstere Sounds, die eine alptraumhafte Stimmung erzeugen, umzuschwenken. 

Bei aller Elektronik und Technik die er einsetzt, behält Gert immer das Augenmerk auf wunderbare, atmosphärische Harmonien und Melodielinien. Qualitativ sind alle sechs Stücke gleichwertig, es gibt keinen Ausfall auf der CD. Freunde der Sequenzer orientierten melodiösen Elektronikmusik kommen hier voll auf ihre Kosten. Das Cover-Artwork stammt von Pablo Magne und erinnert stark an die Werke von Storm Thorgerson, der ja bekanntlich für die tollen Cover von Pink Floyd verantwortlich ist.

Die offizielle Homepage von Gert findet ihr unter:

http://home.zonnet.nl/gert.emmens 

Stephan Schelle, Oktober 2004

 
   

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