Gert Emmens – The Nearest Faraway Place Vol. 2
 

Gert Emmens – The Nearest Faraway Place Vol. 2
Groove Unlimited (2009)
(7 Stücke, 71:39 Minuten Spielzeit)

Gut ein Jahr ist es her, dass der niederländische Elektronikmusiker Gert Emmens sein Album „The Nearest Faraway Place Vol. 1“ herausbrachte. Die Musik war bei seinem 2007’er Konzert im Gasometer in Oberhausen mitgeschnitten worden. Der Zusatz Vol.1 wies schon darauf hin, dass es einen Nachfolger geben wird. Rechtzeitig zum E-Day am 11.04.2009 kam nun die neue CD mit dem Titel „The Nearest Faraway Place Vol. 2“ heraus. Dieses Mal handelt es sich aber nicht um einen Livemitschnitt, sondern um das Programm, das Gert beim E-Day live präsentierte. Wie zu hören war, wird es auch noch einen dritten Teil der Serie geben. Von dem etwas biederen Cover sollte man sich nicht irritieren lassen, denn man bekommt wieder sehr schöne sphärische Elektronikmusik geboten.

 


Hatte Gert noch bei Vol. 1 mit Gitarrist Jan Dieterich zusammen gearbeitet, so agiert er auf dem neuen Werk allein. Allerdings macht Gert da weiter, wo er bei Vol. 1 aufgehört hat. Das zeigt sich schon daran, dass die sieben Titel auch wieder durchnumeriert sind und mit Part 8 Part 14 numerisch an den Vorgänger anschließen. Die Stücke, die nahtlos ineinander übergehen, bringen es auf Spielzeiten von 5:42 bis 19:03 Minuten.

Die CD beginnt mit wunderbaren sphärischen Flächen („Part 8“). Schon nach wenigen Momenten lässt Gert den Sequenzer anlaufen und ein herrlicher Rhythmus bestimmt das Bild, auf dem sich dann die typischen weiten Harmonien entfalten, die man von Gert’s Musik kennt. Das ist Musik, in der man sich sofort verlieren kann. Einfach Augen zu und man wird aus der Realität hinfort getragen.

„Part 9“ beginnt sehr verträumt und weist in den Zwischentönen Spuren von Vangelis auf. Eine weibliche und männliche Stimme tragen einen in spanischer Sprache gehaltenen Text vor. Das klingt sehr stimmig und sorgt bei mir für eine Gänsehaut. Dann startet wieder der Sequenzer und es entwickelt sich wie schon in „Part 8“ ein hinreißendes Elektronikstück, das an einigen Stellen an Tangerine Dream erinnert.

Auch „Part 10“ beginnt zunächst sehr sphärisch und erzeugt mit seinen weiten Flächen eher Stimmungen. Doch sobald auch hier der Sequenzer angeworfen wird, geht es gleich viel harmonischer und melodiöser zu. Das ist wieder großes Kino, erinnert aber auch wieder ein wenig an Tangerine Dream.

Mit einer Art elektronischem Rumba-Rhythmus lässt Gert den „Part 11“ eher in die Ecke des großen Franzosen Jean Michel Jarre gleiten. Dieser Track ist sehr verträumt. „Part 12“ ist wieder mit Sequenzern bestückt, klingt aber auch etwas Jarre-mäßig. Auch „Part 13“ und „Part 14“ klingen ähnlich wie die zuvor genannten Stücke. Das wirkt auf mich aber nicht langweilig, sondern rundet das Bild in sich ab.

Wie schon beim Vorgänger zeichnet sich Gert’s Stil auch auf diesem Album dadurch aus, dass er Elemente der „Berliner Schule“ mit dem, ich sag mal „Eindhovener Stil“ verbindet. Wer den Stil von Gert mag, der kann auch diese Veröffentlichung blind kaufen. Ich jedenfalls mag seine Musik und kann daher diese CD auch uneingeschränkt empfehlen.

Stephan Schelle, April 2009

 
   

CD-Kritiken-Menue