Geigertek – The Timeless Mind
 

Geigertek – The Timeless Mind
A.D. Music / New World Music (2010)
(9 Stücke, 62:10 Minuten Spielzeit)

Vor gut anderthalb Jahren stieß ich erstmals auf den britischen Elektronikmusiker Neil Fellowes, der als Geigertek firmiert. Es war sein Debütalbum „The Garden“ das mich Ende 2008 beeindruckte. Im Mai 2010 folgt nun der Nachfolger, der den Titel „The Timeless Mind“ trägt. Und wahrlich zeitlose musikalische Gedanken lässt Neil da auf den Hörer los.

Wie schon bei seinem Debüt blitzen in seiner Musik unterschiedlichste Stile von Künstlern auf, die nicht nur aus der traditionellen Elektronikmusik stammen. So zählt Neil ja beispielsweise auch John Foxx (Mitbegründer von Ultravox) und Gary Newman zu seinen Einflüssen.

 


Neun Soundscapes hat Neil auf die CDR gebannt, die mal sphärisch dann wieder recht flott aus den Boxen erschallen. Los geht es mit dem zunächst recht sphärischen „The Stirring Of Echoes“, das im weiteren Verlauf aber auch Anleihen an Enigma, einen weiteren Einfluss von Neil, aufweist. Ich würde den Track so beschreiben Spacemusik trifft auf Enigma.

Mit „Passing“, das zunächst Piano und Flöte als Sounds nutzt, geht es recht klassisch weiter. Der sechseinhalbminütige Track wird aber im Verlauf noch bombastisch und erhaben und wirkt auf mich wie ein Soundtrack zu Filmen wie beispielsweise „2001 – Odyssee im Weltraum“. Vor allem im zweiten Teil hat er einiges an Sounds die weniger Melodie sondern mehr Stimmungen erzeugen. Zum Abschluss gibt es dann noch eine zarte Melodie auf einem Piano mit Keyboardunterstützung.

Im folgenden „What Dreams May Come“ lässt er zunächst sein Können am Anfang des Tracks raus. Denn auch hier geht Neil am Piano recht klassisch, aber sehr romantisch zu Werke. Nach wenigen Momenten wird aus dem Track aber eine spacige Nummer und ich hebe ab, um durchs All zu schweben. Dieser Track entwickelt sich langsam und wird von Moment zu Moment immer intensiver und fesselnder. Er ist für mich das erste Highlight des Albums.

Weite Flächen und zirpende Sounds bietet „Until The End Of Time“, das damit ebenfalls in die Weiten des Alls entführt. Ein sehr ruhiger, aber äußerst intensiver Track. Mit „In Another Light“ kommt das nächste Highlight des Albums. Hier stimmt einfach alles. Das Stück wurde auch auf dem E-Day live gespielt und zeigte dort, dass es auch auf der Bühne hervorragend funktioniert. Ist es am Anfang noch recht verhalten, so entfaltet es sich allerdings nach ca. drei Minuten zu vollem Glanz. Ab diesem Zeitpunkt präsentiert sich Neil in Höchstform. Stilistisch nähert er sich hier seinem Labelchef David Wright.

Sequenzer orientiert geht es in „The Embrace Of Eternity“ zu. In den mehr als 13 Minuten Spielzeit ändert Neil mehrfach die Struktur des Stückes und die Rhythmik, so dass ein spannender Longtrack entstanden ist. Majestätisch wirkt das Titelstück nur in der ersten Minute, dann wechselt der Track in einen mit stampfenden Beat und einem mit einfachen aber fröhlichen und eingängigen Melodie versehenen Part. Als weiteres Highlight ist dann noch „Spirit-Walking“ zu nennen, das zwar im Gegensatz zur Livepräsentation beim E-Day mit angezogener Handbremse interpretiert wird, aber nichts von seiner Faszination verliert. Ein tolles Stück.

Das die Briten einen ausgesprochen trockenen und eigenwilligen Humor besitzen, stellt Neil dann beim letzten Track „The Gift Of Goodbye“ unter Beweis. Fängt es noch recht spacig und mit weiten Flächen an, wird das Drei-Minuten-Stück aber nach etwas mehr als zwei Minuten Slapstick artig, denn Neil agiert vom Sound wie ein zweitklassiger Alleinunterhalter. Er hat aber in der vorangegangenen Stunde bereits seine Klasse unter Beweis gestellt.

Geigertek hat mit „The Timeless Mind“ einen würdigen Nachfolger zu seinem Debüt herausgebracht. Obwohl mir Neil immer am besten gefällt, wenn er rhythmisch zur Sache geht, was ja vor allem Live beim E-Day im Mai 2010 gut zu sehen war, kann mich das Album aber auf ganzer Länge - auch in den leisen Momenten - überzeugen.

Stephan Schelle, Juni 2010

 
   

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