Gandalf – From Source To Sea
 

Gandalf – From Source To Sea
Prudence / Rough Trade (1988 / 2013)
(9 Stücke, 56:13 Minuten Spielzeit)

Wer kennt nicht die Verfilmung des bekannten Karl May-Klassikers „Der Schatz im Silbersee“? Was das mit der Besprechung von Gandalfs 88’er Album „From Source To Sea“ zu tun hat, fragt ihr euch gerade? Ganz einfach, ist es doch die beeindruckende Landschaft der im Nationalpark Plitvice gelegenen Seen und Wasserfälle, die bei beiden Produktionen eine wesentliche Rolle spielt. Im Spielfilm war es genau diese beeindruckende Naturkulisse, die zum Flair des Filmes maßgeblich beigetragen hat und zum anderen hat sich der österreichische Multiinstrumentalist Heinz Strobl aka Gandalf von dieser Landschaft zu der Musik auf „From Source To Sea“ inspirieren lassen.

 


Als ich den Karl May-Film das erste Mal sah, war mir klar, diese Landschaft (im damaligen Jugoslawien gelegen) musst du in Natura sehen. Den Traum habe ich mir Anfang der 80’er Jahre erfüllt und war einfach nur hingerissen von diesem Anblick. Ich kann daher gut verstehen, wenn sich ein Musiker von der Schönheit dieser Natur dazu hinreißen lässt, seine Musik zu komponieren.

Das Album erzählt vom Weg des Wassers von der Quelle bis zur Mündung ins Meer. Inspiriert hat den Künstler dazu ein Besuch bei den Seen und Wasserfällen im Nationalpark Plitvice in Kroatien. Gandalf baut seine Kompositionen über hypnotischen minimalistischen, phasenweise fernöstlich gefärbten Basisstrukturen und spannt darüber breite sinfonische Melodiebögen die sich bis zu breiten orchestralen Crescendos steigern. Powervolle elektrische Gitarren- und Synthesizersoli erinnern darin, dass Gandalf´s Roots durchaus im Rock’n’Roll liegen.

Sanft ziehen die Synthieschwaden aus dem Off zu Beginn des Openers „Dreamscapes (Part 1)“ auf und bilden einen lieblichen (nicht süßlichen) Wohlklang. Flötenartige Klänge vermischen sich mit den Synthieflächen und eine Melodie die schnell ins Ohr geht und bei der man sehr gut entspannen kann, weht durch den Raum. Immer neue Instrumentenklänge fügen sich nach und nach ein (wie zum Beispiel Piano oder Harfe) und bauen so ein Gerüst, in das man sich fallen lassen kann. Obwohl Gandalf alles selbst eingespielt hat, klingt es doch eher nach einer Band bzw. nach mehreren Musikern.

Fast nahtlos geht es dann in „Dreamscapes (Part 2)“ über, das sowohl orchestral wie auch elektronisch klingt. In diesem Part hat man durch die Instrumentierung das Gefühl als wäre ein Streichorchester sowie einige Rockmusiker (Schlagzeug und im zweiten Part vor allem die rockige E-Gitarre) am Werk. Es folgt mit „Dancing Butterflies“ eine sehr verträumte Nummer, bei der vor allem im zweiten Teil durch die schnellere Klangfolge die Schmetterlinge zu tanzen scheinen. In diesem Part verbindet Gandalf wieder Elektronik mit atmosphärischer Rockmusik.

Asiatisch mutet „Lotos Blossom“ an, während „Clouds Dissolving“ wieder recht symphonisch angelegt ist und mit einigen Soundspielereien verziert wurde. Wie die klangliche Umsetzung von fließendem Wasser wirkt dann das Titelstück. In diesem Stück hat man wirklich das Gefühl von ersten Wassertropfen über einen fließenden Strom bis zum erhabenen Anblick des weiten Ozeans den Weg des Wassers zu verfolgen.

Ein wenig Hilfe hatte Gandalf dann doch denn der Flötist Robert Julian Horky spielt zu Beginn des Stückes „Yamuna Full Moon“ Querflöte, während Gandalf die Synthieflächen durch den Raum schickt. Rockig wird es dann im zweiten Teil des Tracks „Crystal Cascades“ bei dem die musikalischen Welten von Gandalf wieder perfekt miteinander verwoben werden. Den Abschluss bildet dann das traumhafte „Refuge Island“ in dem Gandalf unter anderem zur Akustikgitarre greift.

Mit „From Source To Sea“ hat das deutsche Label Prudence das dritte von sieben geplanten Gandalf-Alben, die seinerzeit bei Sony Music erschienen sind, wiederveröffentlicht. Die CD kommt im vierseitigen Digipack und enthält neben der von Gandalf selbst remasterten Aufnahme auch die Original-Linernotes. Es ist sehr zu begrüßen, das Prudence sich diesem Backkatalog widmet und Gandalf’s Werk in remasterter Form für den Musikliebhaber wieder zugänglich macht. Das wunderbare Album erscheint am 07.04.2013.

Stephan Schelle, April 2013

 
   

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