Blanko
 

Gandalf – Erdenklang & Sternentanz
BSC Music / Prudence (2011)
(15 Stücke, 67:27 Minuten Spielzeit)

Der österreichische Multiinstrumentalist Heinz Strobl ist seit 1980 im Bereich Elektronikmusik aktiv. Aber nicht nur elektronisch erzeugte Alben hat er im Laufe seiner 30jährigen Karriere herausgebracht. Da seine Stücke auch immer sehr symphonisch klingen, hat er auch mehrfach mit Sinfonieorchestern zusammengearbeitet. Am 11.03.2011 erscheint sein neuestes Werk mit dem Titel „Erdeklang & Sternentanz“.

 


„Das gesamte Universum ist in letzter Konsequenz Energie, ist Schwingung. Erkenntnisse, zu denen heute auch die Quantenphysik gelangt, waren bereits vor Jahrtausenden in den Versen der Veden niedergelegt. Lange bevor es schriftliche Aufzeichnungen gab, hatten Menschen erkannt, dass alles Existierende, die gesamte sichtbare und die unsichtbare Welt, von ein und derselben Urkraft durchpulst wird und nannten dieses das Brahman, den alles erschaffenden und am Leben erhaltenden Geist.

Nach Platon und Newton entdeckte der Naturphilosoph, Mathematiker, Astronom und Theologe Johannes Kepler Anfang des 17. Jahrhunderts, dass sich die Grundgesetze der Musik überall im kosmischen Getriebe wieder finden, und umgekehrt, sich der Weltenplan im Wesen der Musik widerspiegelt, er nannte dies die Weltharmonik.

Gandalf schließt in seiner neuen, anlässlich des 30-jährigen Bühnenjubiläums konzipierten orchestralen Komposition an diese Gedanken an. In dieser in ihrer Art unvergleichlichen „Sinfonie des 3. Millenniums“ erreicht sein musikalisches Schaffen einen neuen Höhepunkt. Das Werk ist eine Verneigung des Künstlers vor der wunderbaren Vielfalt und Schönheit der Schöpfung, vor den Wundern allen Lebens und allen Seins. Für die Chorpassagen verwendete er eine Auswahl von Versen aus der Bhagavat Gita in ihrer Originalsprache, Sanskrit, die als eine der ältesten Sprachen der Menschheit gilt.“ Soweit der Pressetext, der einiges über den Hintergrund des Albums verrät.

Gandalf hat zusammen mit seinem Sohn Christian, der an Schlagzeug, sowie diversen Perkussioninstrumenten zu hören ist, vor allem mit dem Orchester Corso Wien bei dieser Produktion zusammengearbeitet. Er selbst hat wieder diverse Instrumente, darunter E- und Akustikgitarren, Saz, Electric Sitar, Piano und Keyboards eingespielt. Herausgekommen ist ein klassisches fast 70minütiges Werk, das in fünf Sätze unterteilt ist. Diese Sätze sind abermals in zwei bis fünf Parts unterteilt.

Mit „Die Entfaltung der Welten“ beginnt das Album recht erhaben. Schon sehr früh werden die in Sanskrit gesungenen Passagen mit eingebunden und lassen so neben dem typischen Gandalf-Stil auch die Nähe zu Vangelis zu, der auf seinem 2001’er Album „Mythodea“ ebenfalls Klassik und Elektronik mit Chorgesang verbunden hat. Bei Gandalf klingt das Ganze aber wesentlich lockerer und freundlicher, nicht so verkopft. Der typische Gandalf-Stil, den man von den Vorgängeralben wie „Lotus Land“ oder „Sanctuary“ her kennt, ist auch auf dem neuen Werk erhalten geblieben, auch wenn an einigen Stellen die klassischen Momente überwiegen.

Die einzelnen Stücke des Albums zu besprechen ist nicht möglich, da das Album in sich eine geschlossenen Einheit bildet und auch in einem Stück gehört werden sollte, nur so entfaltet es seine ganze Schönheit. Mit welcher Hingabe Gandalf ans Werk gegangen ist, zeigt folgende Textpassage im zweiten Satz „Vom Wunder des Lebens“. Hier heißt es „Du bist der Geschmack des Wassers und der Duft der Erde, der ewige Samen und das Leben alles Lebendigen.“ Poetischer kann man es wohl kaum ausdrücken und die Musik spiegelt genau diese Stimmung wider. Zwischen vulominösen klassischen Klanggebilden, rockigen Passagen und zarten Melodiebögen, die mal nur auf dem Piano oder der Akustikgitarre gespielt werden, pendeln die Stücke hin und her. Es entwickeln sich beim Hören Bilder von weiten Landschaften und traumhaften Gegenden vor dem geistigen Auge.

„Erdenklang & Sternentanz“ ist ein typisches Gandalf-Album, das hier aber mit Sinfonieorchester und Chor noch eine weitere Note bekommt. Das komplette Album bietet Musik, in die man sich fallen lassen kann und das ganz entfernt vom Kitsch der esoterischen Klangbildungen angesiedelt ist. Ein klasse Album, das zeigt, welch Ausnahmenmusiker Gandalf ist.

Stephan Schelle, Februar 2011

 
   

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