Gandalf - Eartheana
 

Gandalf - Eartheana
Prudence Records (2023)

(15 Stücke, 70:12 Minuten Spielzeit)

Der österreichische Komponist, Multiinstrumentalist und Produzent Heinz Strobl hat seit Anfang der 1980’er Jahre (sein Debütalbum „Journey To An Imaginary Land“ erschien im Jahr 1981) zahlreiche Alben unter seinem Pseudonym Gandalf, das er in Anlehnung an den grauen bzw. weißen Zauberer aus J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ entlehnt hat, veröffentlicht. War es zu Beginn noch elektronische Musik im New Age-Bereich, so wandelte sich sein Stil, in dem er symphonische Elemente und Instrumente, Weltmusik und auch Rock in seine Musik integrierte.

 

 


Neben dem Orchester der Vereinigten Bühnen Wien hat er auch mit dem legendären Gitarristen Steve Hackett (auf dem grandiosen Album „Gallery Of Dreams“) zusammengearbeitet. Im Dezember 2022 ist Strobl 70 Jahre jung geworden und beschenkt sich und seine Fans am 23.02.2023 mit einem neuen Album, das den Titel „Eartheana“ trägt.

Auf „Eartheana“ hat Gandalf eine Erden-Symphonie erschaffen, die die Schönheit unseres Heimatplaneten, den wir leider an vielen Ecken und Enden zerstören, widerspiegelt. Gandalf hat seine Stücke Kontinenten gewidmet, wobei anzumerken ist, dass es verschiedene Modelle mit unterschiedlicher Anzahl gibt an Kontinenten gibt. Gandalf hat sich dem Modell der sieben Kontinente gewidmet, wobei er die Antarktis ausgelassen, dafür aber das Sagenumwobene Atlantis mit gar zwei Stücken bedacht hat. Jedem Kontinent hat er charakteristische Stilelemente in seine Musik eingefügt.

Zusammengehalten wird das Ganze von dem Titelstück, bestehend aus der „Eartheana - Overture“ sowie den recht kurzen Zwischenspielen „Earth Theme I“ bis „Earth Theme V“ und dem „Eartheana - Reprise“. In diesen Stücken hat er ein wiederkehrendes Leitmotiv eingespielt, dass das mannigfaltig arrangierte Erden-Thema mit den „kontinentalen“ Stücken zu einem großen Gesamtwerk verbindet. Bei der Einspielung hat sich Gandalf nur bei vier Stücken Hilfe von Judith Steiner (Violine, Viola) und Merike Hilmar (Cello) geholt, die einige Soli beigesteuert haben.

In Musik sieht Gandalf eine universelle Sprache, die Menschen auf der ganzen Welt miteinander verbindet ohne einer Übersetzung zu bedürfen. Seine über alle Erdteile verteilte Hörerschaft ist ein Beweis dafür. Nahezu zwei Jahre hat der Künstler in seinem Mali Raj - Studio in Krems an der Donau an der Produktion gearbeitet. So steht die durch weite Teile unseres Kontinents fließende Donau auch in der Komposition als Sinnbild für Europa.

Das Album beginnt mit der 3:19minütigen „Eartheana - Overture“, dem Titel entsprechend schon sehr orchestral mit verschiedenen Instrumentenstimmen wie Streicher, Flöte, Blasinstrumente, Klavier, Glocken oder Gitarre. Das klingt sehr erhaben und sinnlich, so wie sich auch die restlichen Stücke präsentieren. Schon in diesem Opener finden die Schönheit der Musik und unseres Planeten zusammen. Das ist der perfekte Soundtrack für einen Dokumentarfilm über unsere Erde.

Dem folgt dann mit dem 3:22minütigen „North America - Somewhere In The West“ der erste vertonte Kontinent. Da geht es sehr rhythmisch zu, was klanglich an die indigenen Völker Amerikas erinnert. Eine eingängige Melodie liegt über diesem rhythmischen Unterboden. Sehr schön ist dann auch das E-Gitarren-Solo, das die Weite dieses Kontinents noch einmal unterstreicht.

Afrika hat Gandalf dann 10:44 Minuten gewidmet. Das Stück trägt den Titel „Africa - Caravan Under A Desert Sky“. Mit Percussion und Klavier startet das Stück, das zunächst Assoziationen zum Soundtrack vom „König der Löwen“ weckt, aber doch eine ganz eigene Sprache spricht. Musikalisch sehe ich Ureinwohner dieses Kontinentes tanzen und schwebe gleichzeitig über die Weiten der afrikanischen Steppe. Das ist aber nur der Beginn des Longtracks, der Melodie- und Strukturwechsel bereit hält. So kommen majestätische Klänge auf, bei denen vor meinem geistigen Auge ein Flug über den Dschungel entsteht, der von einem breiten Fluss mit Wasserfall durchzogen ist. Und im nächsten Moment scheinen meine Gedanken bei den Klängen in einer Kasbah oder einem Bazar gelandet zu sein.

Im 8:26minütigen „Asia - Tracing Ancient Sacred Lines“ sind dann sehr schöne asiatische Klänge und Melodielinien zu finden. Im 7:12minütigen „Europe - Floating Along The Danube“ beschreibt Gandlaf dann eine Reise an der Donau entlang. Das klingt wieder sehr orchestral und zeichnet musikalisch die Strecke des majestätischen Flusses nach. Rhythmischer wird es dann wieder im 8:54minütigen „South America - Across The Andes“. Panflötenartige Klänge dürfen da natürlich nicht fehlen.

Monumental wird es dann im 7:10minütigen „Australia - Dreamtime Traveller“. Um diesen Kontinent sofort erkennbar zu machen hat Gandalf hier einige Didgeridoo -Klänge eingebaut. Mit den beiden Teilen „Atlantis - Legend From A Lost Civilization“, die es zusammen auf 12:45 Minuten Spielzeit bringen, endet dann das Album. Im ersten Teil geht Gandalf recht sakral und verträumt ans Werk, was auch durch das wunderbare, melancholische Cello-Solo von Merike Hilmar noch unterstützt wird. Mit druckvollen, hymnischen Rhythmen gibt Gandalf dann noch einmal Alles im abschließenden zweiten Part von „Atlantis- Legend From A Lost Civilization“ und verbindet dies mit sanften Passagen. Harfe und auch Glockenklänge (sind es Tubular Bells?) bereichern diesen Track und verleihen ihm erneut etwas Erhabenes..

Der österreichische Multiinstrumentlist Heinz Strobl, besser bekannt als Gandalf, hat auf seinem neuesten Album „Eartheana“ unserem Heimatplaneten eine musikalische Liebeserklärung ausgesprochen. Die Musik geht direkt ins Herz und man kann sich dabei die unterschiedlichen Kontinente, die er vertont hat, vorstellen und vor dem geistigen Auge eine Reise dorthin unternehmen. Es ist nur zu hoffen, dass wir Menschen die Schönheit unseres Planeten endlich wahrnehmen und sie erhalten. Nicht nur für unsere Nachkommen, sondern für alle Lebewesen.

Stephan Schelle, Februar 2023

 
   

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