Furiosa Curiosa - Momentum
 

Furiosa Curiosa - Momentum
Eigenvertrieb (2004)
11 / 145:38

Furiosa Curiosa, das ist der Projektname des aus Saarbrücken stammenden Künstlers Curio Wiedu. Nun, warum schreibe ich nicht Musiker? Wer schon mal die CD-Verpackung gesehen hat, der weiß, dass Curio nicht nur mit Klängen, sondern auch mit anderen Materialien umgehen kann.

Das Outfit dieser bereits im September 2004 erschienenen DoppelCD haut einen gleich um und man muss schon aufpassen, dass man es sich nicht auf die Füße fallen lässt. Die Außenhülle besteht nämlich aus vier gerösteten und gepökelten Stahlplatten, die mit Wildleder zusammengehalten werden. Dieses Teil bringt es allein schon auf 735 Gramm, ein echtes Schwergewicht also.
 

 


Cover des Booklets

 

Doch was ist mit der Musik? Das erste, was mich irritierte waren Songtitel wie „Chromzungentango“ oder „First Move On Espiral Ingwerstrudel“. Also legte ich die CD rein und öffnete gespannt die Ohren. Eine Geräuschkulisse wie auf einem Bahnhof, zu denen erste elektronische Klänge ertönen, startet den Opener „Chromzungentango“. Eine verfremdete Stimme rezitiert einen kurzen Text und dann geht die Fahrt mit Furiosa Curiosa los. Die Sequenzerloops werden rhythmischer und schneller. Zu diesen eher „Berliner Schule“artigen Sequenzen mischt sich allerdings recht schnell ein dröhnender Basslauf der durch sein „schrebbeln“ einen Kontrapunkt zu den Sequenzen darstellt. Furios spielt sich Curio da in eine Art Rausch. Zum Ende des ersten Stückes wird die Musik wieder ruhiger und mein Puls beruhigt sich wieder.


Das Innenleben der CD

Dann geht es tranceartig in Stück zwei weiter, in dem anfangs Sprachfetzen wie aus einem alten Spielfilm zu hören sind. Und so gleich entführt uns Curio in die weiteren Räume seines Soundkabinetts, das faszinierende Klangfarben bereithält und wie ein Soundtrack klingt. Er stellt traditionelle Klangstrukturen förmlich auf den Kopf und entführt den Hörer in eine psychedelisch anmutende, durch elektronische Musikerzeuger erstellte Parallelwelten. Sicherlich ist diese CD keine leichte Kost, aber wer sich auf psychedelische Soundskulpturen, bei denen zwischendurch auch harmonische Passagen aufleuchten einlassen kann, der sollte sich diese CD nicht entgehen lassen.


Außenhülle aus gerösteten und gepökelten Stahlplatten

Allein die Aufmachung der CD ist einmalig und rechtfertigt die Anschaffung allemal. Neben den beiden CDs enthält „Momentum“ ein 32seitiges Booklet, das mit sehr schönen Bildcollagen und Texten ansprechend gestaltet wurde. Damit nicht genug, enthält das Paket auch noch eine MiniCD mit zwei Videos zu den Stücken „Chromzungentango“ (8:44 Min.) und „Korrosionsrinde“ (6:50 Min.) die sehr surrealistisch bzw. psychedelisch daherkommen. Wer es nicht glauben will und weitere Infos braucht, der sollte sich die wirklich gut gelungene Internetseite

www.furiosa-curiosa.de

ansehen.

Stephan Schelle, April 2005

 
   

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