Fryderyk Jona - Wind Experience
 

Fryderyk Jona - Wind Experience
Synthmusic / Eigenvertrieb (2014)

(
7 Stücke, 55:51 Minuten Spielzeit)

Der 1984 geborene und aus Polen stammende Musiker Fryderyk Jona hat Musik an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz studiert (klassische Klarinette). Auf seinen Alben, die er seit 2014 beim eigenen Label Synthmusic herausbringt, steht aber die klassische Elektronikmusik im Vordergrund. Seine Musik ist von der „Berliner Schule“ inspiriert. Dabei legt er den Fokus auf melancholischen Ambient, Seqeunzersounds und Saxophonklänge.

 

 


In der Zwischenzeit hat er eine große Anzahl an Stücken eingespielt, die er jetzt nach und nach auf seinem Label veröffentlicht. Der erste Output erschien im Jahr 2014 und trägt den Titel „Wind Experience“.

Auf der CD (die Musik ist auch als Download zu bekommen) finden sich sieben Tracks mit Spielzeiten von 4:25 und 16:10 Minuten Länge. Das 16minütige Titelstück eröffnet die CD, die sich äußerst nah am Stil des Berliner Elektronikpioniers Klaus Schulze bewegt. Langsam schwillt zunächst der Syntiesound aus dem Hintergrund hervor und bildet ein experimentelles, mysteriöses Klangbild. Das wirkt zunächst surreal und nicht von dieser Welt – ähnlich wie es das Titelbild der CD darstellt.

Nach nicht ganz drei Minuten kommen aber erste Klänge auf (Sequenzer und Synthiesounds), die in Richtung Klaus Schulze weisen. Hier hat sich Fryderyk dem Sound von Alben wie „Are You Sequenced“ zugewandt. Sich langsam aufbauende Sequenzen und Melodiebögen bestimmen hier das Bild. Wenn man es nicht genau wüsste, man würde meinen ein verschollenes Werk von Klaus Schulze zu hören.

Ähnlich baut Fryderyk auch das nächste Stück „Minisystem“ auf, garniert es aber noch mit einigen zirpenden Effekten. Recht spacig wirkt dagegen „Time Collapse“. Hier weht ein Synthiewind über eine Mondlandschaft. Erst nach mehr als zwei Minuten kommen dann Sequenzer und Harmoniebögen aus dem Hintergrund hervor, die wieder sehr stark nach Klaus Schulze klingen.

Stücke Nummer Vier bis Sechs sind dann „Juno Dream Part I“ bis „Juno Dream Part III“ betitelt. Diese drei leicht unterschiedlichen Stücke sind nahtlos miteinander verbunden und bilden so einen Longtrack von insgesamt mehr als 17 Minuten Länge. In diesen Tracks zeigt sich dann doch eine teilweise eigene Handschrift, auch wenn die Grundausrichtung weiterhin von Schulzes Musik bestimmt ist. Vor allem das mit orientalischen Sounds und Synthieschwaden durchtränkte „Juno Dream Part III“ zeigt sich recht eigenständig. Den Abschluss bildet dann das achtminütige „Funky Rundkopf“, das in die gleiche Kerbe wie die anderen Stücke schlägt.

Kritiker werden sagen das Fryderyk Jona keine eigene Handschrift hat und sich zu sehr am Stil von Klaus Schulze orientiert. Andererseits bietet der aus Polen stammende Musiker Stücke, die sich perfekt in den Schulze-Kosmos einfügen und wie verschollene Werke des Meisters klingen. Hier sollte sich jeder Musikfreund ein eigenes Urteil bilden.

Stephan Schelle, Mai 2015

 
   

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