Fratoroler – What!
 

Fratoroler – What!
SynGate Records (2016)
(
4 Stücke, 68:25 Minuten Spielzeit)

Der Name Fratoroler ist aus Buchstaben der beiden Elektronikmusiker Thomas Köhler und Frank Rothe, die unter diesem Namen gemeinsam elektronische Musik veröffentlichen, zusammengesetzt. Im Frühjahr 2016 erscheint das fünfte Album dieses Duos unter dem Titel „What!“ beim deutschen Label SynGate Records als CDR. Vier Longtracks mit Laufzeiten jenseits der 13 Minuten-Marke befinden sich auf dem Silberling. Stilistisch bewegen sich die beiden im Umfeld der „Berliner Schule“. 

 

 


Den Beginn macht das 17minütige „Okklusion“, das mit sphärisch, spacigen Sounds beginnt. Dahinein werden zunächst einige rhythmische, basslastige Synthietupfer platziert. Nach gut anderthalb Minuten kommen dann ein symphonischer Sound und eine Melodielinie hinzu. Synthesizer und Pianoklänge werden kombiniert und dann der Sequenzer angeschmissen. Sobald dieser seine rhythmischen Strukturen zieht, wird die Schulbank in Berlin gedrückt. Hypnotische Rhythmen durchziehen den Raum, auf denen sich Flächen, Harmonien und Melodienlinien bewegen. Das ist im Stile von Tangerine Dream & Co. angelegt. Die beiden treiben diesen Track stetig voran, ohne dass es langatmig wird.

Leicht arabische Sounds sind zu Beginn von „Lapsang Souchong“ zu hören. Dazu kommen einige Klänge wie von Glocken, die an z. B. Schafen angebracht sind, hinzu. Dadurch wirkt das Ganze wie eine Szenerie, die eine Wiese mit Schafen zeigt. Dann verschwinden diese Klänge und werden durch Synthiechöre und Arpeggios abgelöst. Langsam entwickelt sich dieses 13minütige Stück. Nach etwa vier Minuten tritt dann eine Melodie in den Vordergrund. Je länger das Stück dauert, desto stärker brennt sich die hypnotische Atmosphäre in die Gehirngänge ein. Von der Melodik und dem Sound liegen Fratoroler jetzt in der Nähe von Broekhuis, Keller & Schönwälder.

In „Scoville“, dem mit 21:35 längsten Track des Albums, starten die Beiden mit düsteren Synthieklängen, die nach einem Oszillator klingen. Mystische Sounds in Form von Flächen werden beigemischt und erzeugen eine seltsame Stimmung. Es dauert etwas mehr als sechs Minuten bis ein pulsierender Rhythmus aufkommt und einen Stimmungswechsel erzeugt. Dann kommen Synthieklänge ins Spiel, die man so von Tangerine Dream aus den späten 70’ern her kennt. Weitere Klangfarben und Sounds sowie Melodiemuster kommen hinzu und setzten sich wie ein Mosaik zusammen. Ab jetzt bieten die beiden einen faszinierenden Track im Stile der „Berliner Schule“.

Den Abschluss bildet das 16minütige „Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwlllantysiliogogogoch“. Ja, das ist kein Schreibfehler, die beiden haben sich wirklich einen solchen Namen für ein Stück ausgesucht. Oder haben sie nur wild auf der PC-Tastatur rumgekloppt? Diffus und mystisch, so wie ein Soundtrack zu einem Thriller oder Horrorstreifen beginnt dieses Stück. Nach drei Minuten kommt eine Art Basssound aus dem Off, der mich ein wenig an Jeff Wayne’s „War Of The Worlds“ und auch an Bands der Marke Radio Massacre International erinnert. Darauf werden zunächst noch sehr zart einige Harmonien gesetzt. Immer weiter steigert sich dieses Stück, das von Minute zu Minute an Substanz gewinnt.

„What!“ vom deutschen Elektronikduo Fratoroler ist ein Album im Stile der „Berliner Schule“. Vieles ist zwar nicht ganz neu, aber die beiden haben ihren eigenen Stil. Freunde dieser Spielart bekommen mit diesem Werk eine sehr ansprechende Dosis verpasst.

Stephan Schelle, April 2016

 
   

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