Fratoroler – Chez Ricco
 

Fratoroler – Chez Ricco
SynGate (2013)
(4 Stücke, 65:15 Minuten Spielzeit)

Hinter Fratoroler steckt das deutsche Duo Thomas Köhler und Frank Rothe. Wer das Duo nicht kennt, dem könnte aber Frank Rothe bzw. seine Musik schon mal über den Weg gelaufen sein. Er hat zusammen mit Mario Schönwälder das Album „Filter-Kaffee 101“ im Jahr 2011 herausgebracht. „Chez Ricco“ ist nicht das Debüt der beiden Musiker. Das Duo hatte zuvor schon ein Album mit dem Titel „Looking Forward“ herausgebracht.

 


Ein Track mit einem komplexeren Arrangement, ein anderer Track in bester Tradition der Berliner Schule, weitere Klänge scheinen sich wie durch ein Prisma zu entwickeln um in ein energetisches Finale zu münden, so beschreiben es die Künstler selber.

„Chez Ricco“ bietet herrliche, harmonische und melodiöse Elektronikmusik, die manchmal in Richtung „Berliner Schule“ schielt. Aber das ist ja auch keine schlechte Referenz. Die beiden scheinen sich auf diesem Album auf Longtracks spezialisiert zu haben, denn neben einem siebeneinhalbminütigen Stück sprengen die anderen drei jeweils die 18-Minuten-Marke.

Die CD beginnt mit dem 19:47-minütigen Stück „Origami“. Dem Titel entsprechend verbreitet die Musik ein asiatisches, ja ich möchte meinen, japanisches Flair. Da kommen genauso Flötensounds wie auch Harfenklänge vor, was dem Track eine gehörige Portion Atmosphäre verpasst. Sehr schön entwickelt sich das Stück, zu den fortwährenden Sequenzerklängen und man fühlt sich in dieser musikalischen Zauberwolke sichtlich wohl. Das ist mal wieder Musik zum Abtauchen und Entspannen. Nach einem etwas spacigen Mittelteil, in dem auch Schulze ähnliche Klangskulpturen zum Vorschein kommen, ziehen die Sequenzerrhythmen in der zweiten Hälfte mächtig an und man verspürt eine Prise Tangerine Dream der späten 70’er, frühen 80’er Jahre aufkommen. Nach einigen Momenten wird es dann aber wieder ruhiger und Sounds der Marke ARC machen sich breit.

Auch im folgenden 19minütigen Titelstück breiten sich herrliche Klangflächen und Harmoniebögen um den Hörer aus. Nach gut vier Minuten lassen die beiden eine recht ruhige, aber doch unwiderstehliche Melodie folgen. Das hat eine fesselnde Atmosphäre, in deren Sog man unweigerlich gezogen wird und ist wirklich toll gemacht. Aber auch in diesem Track lassen die beiden einige Entwicklungen und Veränderungen zu. So sind auch die Sequenzer wieder am Start und mystische, fast Soundtrack artige Passagen schließen sich an.

Das 7:37minütige „Prismagenta“ ist eigentlich das unspektakulärste Stück des Albums, sorgt es doch „nur“ für Stimmungsbilder, denen Melodiebögen und Rhythmen fehlen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Mit dieser Stimmung startet dann auch der letzte 18:30minütige Track „Violet Hour“. Doch nach etwa vier Minuten ändert sich das Bild und die beiden zaubern wieder wunderbare Harmonien, so wie sie es bei den ersten beiden Stücken vollzogen.

Fratoroler liegen mit ihrer Musik auf „Chez Ricco“ nicht all zu weit von der „Berliner Schule“ entfernt, was die Musik für Freunde dieser Musikrichtung interessant macht. Mir jedenfalls gefällt dieses musikalische Paket der beiden Elektronikmusiker.

Stephan Schelle, Januar 2014

 
   

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