Frank Dorittke - Niko
 

Frank Dorittke - Niko
Groove Unlimited (2019)
(10 Stücke, 57:10 Minuten Spielzeit)

Frank Dorittke ist seit vielen Jahren ein bekannter Name in der Elektronikszene. Neben seiner Zusammenarbeit mit dem niederländischen Elektronikmusiker Ron Boots beglückt der aus Dinslaken stammende Musiker die Szene seit 2003 mit seinen Soloalben unter dem Pseudonym F. D. Project. Vor allem seine Kombination von elektronischen Sounds und herrlichen Gitarrenriffs, mit denen er eine Brücke zwischen Elektronik- und Rockmusik spannt, machen die Faszination seiner Musik aus. Dabei versteckt er seine Zuneigung zur Musik von Mike Oldfield keineswegs und kann auch seine rockigen Wurzeln nicht immer verbergen.  

 

 


Im Sommer 2019 erscheint nun das erste Konzeptwerk von Frank Dorittke, das er nicht unter seinem Pseudonym, sondern seinem bürgerlichen Namen herausbringt. Es heißt schlicht „NIKO“ und trägt den Untertitel „A Musical Journey“.

„NIKO“ ist in zehn Parts unterteilt, die alle einen eigenen Titel besitzen. Frank schreibt im Booklet, dass es sich nicht um ein typisches F. D. Project-Album handelt, sondern zehn Songs enthält, die zu einem verschmolzen wurden. Was „NIKO“ bedeutet, überlässt er dem Hörer selbst. Für Frank ist es ein 55 Minuten-Traum voller Hoffnung, Fröhlichkeit … aber auch Angst und Traurigkeit. Ein Soundtrack für den Kopf … ohne Film.

Mit dem bezeichnenden Titel „The Journey Starts“ geht es dann los. In der Tat beginnt das Album nicht wie ein übliches F. D.-Project-Werk sondern elektronische Sounds werden von sehr atmosphärischen Gitarren, Schlagzeug und einer Pianomelodie bestimmt und wirkt teilweise mehr wie romantische, atmosphärische Rockmusik, als Elektronik. Das Ganze klingt darüber hinaus eher nach einer Band als nach einem Solokünstler. Nach zwei Minuten kommen erste Klänge auf, die mich an Mike Oldfield erinnern während sanfte Synthiechöre durch den Raum schweben. Frank lässt hier noch mehr als in seinen bisherigen Werken Elektronik und Rock miteinander verschmelzen, in dem er die Elemente beider Stilrichtungen perfekt zu einer Symbiose formt, bei der man oft die Übergänge nicht mehr wahrnimmt. Dieser Beginn zeigt bereits die unterschiedlichsten Stimmungslagen wie Wehmut, Freude oder Hoffnung bzw. man verspürt sie beim Hören. Ein traumhafter Start in ein wunderbares Album.

Symphonisch und hymnisch geht es dann nahtlos mit dem zweiten Track „The Arrival And Discoveries“ weiter. Das klingt wie ein monumentaler Soundtrack bis Frank dann die E-Gitarre in die Hand nimmt. Das Schlagzeug, das auf dem ganzen Album sehr organisch klingt, sorgt mit seinem filigranen Rhythmus für Artrockflair, während die monumentale Stimmung beibehalten wird. Atmosphärische Percussion, Gitarrenklänge und herrliche Flächen sorgen dann in „The First Day (Morning And Night)“ für eine relxate, wohlige Stimmung mit leichtem ethnischem Einfluss. Einige Sounds erinnern mich in diesem Track ein wenig an Shamall’s Musik. Einen leichten irischen Folkanstrich hat das Stück „Dancing In The Woods“ bekommen. Das liegt vor allem an der einfachen Melodie, den Sounds, die nach Akustikgitarre, Geige und Flöte klingen und der Percussion.

Betörend wirkt „Mary, Alone“, das eine leicht verträumte, melancholische Note verströmt. Dagegen wirkt „Encounters“ zunächst etwas bedrohlicher, was den Spannungsaufbau des Albums steigert. Nach etwa einer Minute kommen dann sich ergänzende Akustikgitarren und elektronische Sounds, unterstützt vom akzentuierten Schlagzeugrhythmus auf. Frank wechselt hier zwischen bedrohlich wirkenden und eingängigen Passagen. Folkig wird es dann erneut durch Geige, Chöre und Gitarre im Stück „Friend And Enemy“. Nach einer Minute ändert sich das Klangbild aber komplett und druckvolles Schlagwerk sowie Synthiesounds sorgen nun wieder für Soundtrack artige Klanglandschaften.

Mit Echoeffekten vertont Frank dann perfekt „The Cave“, bei dem man sich in einer Tropfsteinhöhle oder einer großen unterirdischen Grotte mit See versetzt fühlt. Die ruhige Pianomelodie lässt aber erneut eine gewisse Melancholie aufkommen. Es dauert gut vier Minuten bis sich das Klangbild erhellt und ein sanfter Schlagzeugrhythmus sich mit einer wunderbaren Gitarrenmelodie verbindet, die im weiteren Verlauf noch durch elektronische Melodiebögen veredelt wird.

Mysteriös wirkt „The Last Day“, das sich im weiteren Verlauf aber immer mehr steigert und an Dynamik zulegt. Den Abschluss bildet dann das Stück „Goodbye And Back Home“, das mit Vogelgezwitscher unterlegt ist und von weiblichen Stimmen sowie Akustikgitarre und Synthiesounds bestimmt wird. Hier bin ich in meiner Stimmungslage hin- und hergerissen. Es bekommt mich sowohl eine leicht wehmütige Stimmung und es macht sich gleichzeitig auch ein zufriedenes Gefühl breit.

Mit „NIKO“ hat Frank Dorittke sein bisher ausgereiftetstes Album herausgebracht. Es ist jedenfalls von Anfang an stimmig und lässt einen vom ersten Moment an nicht los. Frank versteht es darüber hinaus die Übergänge zwischen atmosphärischem Artrock und elektronischer Musik fließend zu gestalten, so dass sie nicht auffallen, sondern ein homogenes Gesamtwerk bilden. Für mich ist „NIKO“ schon jetzt eins der herausragenden Instrumentalalben des Jahres 2019.

Stephan Schelle, Juni 2019

 
   

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