Food For Fantasy – Fruits For Fantasy
 

Food For Fantasy – Fruits For Fantasy
Spheric Music (2008)
(8 Stücke, 63:40 Minuten Spielzeit)

Robert Schroeder hatte bekanntlich im Jahr 1986 mit dem Projekt Double Fantasy und der CD „Food For Fantasy“ einen Meilenstein in der Elektronikmusik-/Easy Listening-Sparte abgeliefert, der nur so vor herrlich relaxten Sounds und Melodien sprühte. Vor zwei Jahren hob er das Projekt dann unter dem Namen Food For Fantasy wieder aus der Taufe und präsentierte uns auf „The Secret Of Dreamin““ einen Nachfolger, der den Spirit des Erstlings sehr gut einfing. Jetzt, Ende September 2008 lässt Robert mit „Fruits For Fantasy“ Album Nummer drei folgen. Und, soviel kann ich schon mal verraten, es hält den Standard der bisherigen Werke, setzt aber klanglich neue Maßstäbe.
 

 

 

Acht neue Stücke mit Laufzeiten zwischen 5:18 und 10:50 Minuten Länge präsentiert uns Robert in Form seiner Alter Ego’s Dreamstar und Phil Molto auf „Fruits For Fantasy“. Wer sich im Übrigen über das Cover wundert, dem sei gesagt, dass die Serie der Food For Fantasy-Alben mit Großaufnahmen von Früchten (zuerst war es eine Kiwi und jetzt eine Zitrone) ein einheitliches Layout erhalten soll. Kunstfreunde können diese Werke in Kürze auch als Drucke im Format 30 x 30 cm im Glasrahmen erwerben.

Die CD beginnt mit dem Titelstück, in dem sich sofort die faszinierende typische Atmosphäre von Food For Fantasy ausbreitet. Tolle, langsam pulsierende Synthierhythmen sind die Grundlage, auf der Robert dann seine so markante Gitarre platziert und im weiteren Verlauf mit weiten Flächen unterlegt. Schon der Opener besticht durch tolle Melodien und man möchte sofort ins Auto steigen (am besten in ein Cabrio) und der Sonne entgegen fahren. Das ist Musik zum relaxen und abheben.

Das folgende „Sweet Thoughts“ steht ebenfalls in der Tradition seiner Vorgängeralben. Auch dieser Track fasziniert mich vom ersten bis zum letzten Klang. Ich liebe diesen Sound. Vieles im Stück klingt vertraut und doch bietet es genügend neue Elemente und Melodielinien. Es ist, als würde man nach einer längeren Reise wieder Heim kommen. Rhythmisch wird es dann bei „WindCraft“, bei dem man förmlich die drehenden Windräder vor Augen hat.

Ein Schuss Vocoder (aber ohne Text heraushören zu können) würzt das Stück „Dreams Come True“. Vorangetrieben wird das Stück mit einem Rhythmus der einer Dampflok gleichkommt, so gleichmäßig stampft er dem Ziel entgegen. „Listen To The Radio“ ist mit seiner unter die Haut gehenden Melodie und den sich einschmeichelnden Sounds absolut radiotauglich. Auch hier platziert Robert einige mit Vocoder verfremdete Gesangsspuren. Ein Lounge-Stück für die Strandbar, das sich auch gut auf einem „Cafe del mar“-Album machen würde.

„Floating Energy“ schwebt nicht nur dahin, sondern ist vor allem durch einen sanften aber treibenden Beat geprägt. Einen orientalisch/asiatischen Hauch verbreitet „Digital Reflections“ durch den dezenten Einsatz einer Gesangsstimme. Sanfte, unter die Haut gehende Synthieflächen stehen im Kontrast zu spacig sägenden, rockigen Gitarren. Diese Kombination gefällt mir gut und hat eine hypnotisierende Wirkung. Der fast zehnminütige Titel entwickelt sich im weiteren Verlauf zu einem mitreißenden Stück, das durch die Pianolinie an Robert Miles, den Rhythmus an Schiller, den Gesang und einige Flächen an Mind Over Matter erinnert und kombiniert dies mit dem typischen Robert Schroeder-Stil, was bei mir sofort eine Gänsehaut erzeugt. Für mich das Highlight eines Albums mit acht Meisterwerken.

Zu Beginn des abschließenden „Experimental Spaces“ erklingt ein Rhythmus, der mich an Hip Hop erinnert und ich denke sofort, „fängt Robert jetzt an zu rappen?“. Aber nein, es entsteht nach wenigen Momenten wieder diese typische Schroeder-Atmosphäre. Nach einigen Minuten erklingt ein Mix aus Lounge, Elektronik und Jazz, indem Robert Xylophon-Sounds einsetzt. Das gibt dem Sound noch mal eine besondere Würze. Was bleibt einem nach diesem Stück? Na klar, die Repeat-Taste!!!

Klanglich sticht das Album ebenfalls hervor, bietet es doch einen Sound, der im hochauflösenden 24-Bit-Format produziert wurde. Das spürt man vor allem durch die hohe Transparenz und Dynamik, die sich im Raum ausbreitet.

„Fruits For Fantasy“ ist ein Album im typischen Food For Fantasy bzw. Double Fantasy Stil, der so von Robert geprägt ist. Warme Synthieflächen und Melodiebögen treffen auf spacige Gitarren-Sounds und gehen eine Einheit mit groovenden Sequenzerrhythmen ein. Das ist so leicht wie ein warmer Windhauch am sonnenüberfluteten Strand. Zwar erfindet Robert sich nicht neu, aber wer die bisherigen Alben mochte, der bekommt hier eine Extraportion von dem, was er gern mag. Ein tolles Album, das in keiner Elektroniksammlung fehlen sollte.

Stephan Schelle, September 2008

 
   

CD-Kritiken-Menue