F.D. Project – Water And Earth
 

F.D. Project – Water And Earth
Eigenvertrieb / www.space-music.de (2011)
(8 Stücke, 75:06 Minuten Spielzeit)

Nachdem Frank Dorritke aka F.D. Project nach seinem 2010’er Album „Time To Remember“ auf seinem 2011’er The Other Side Of F.D. Project-Album „Nocturna“ eine eher elektronische Seite seiner Musik zeigte, kehrt er im Herbst 2011 zu seinen Wurzeln, der elektronischen Musik mit E-Gitarre zurück.

Sieben Studioversionen plus als Bonus eine Studioaufnahme, die im Vorfeld für seinen Burg Satzvey-Auftritt in 2011 entstanden ist, sind auf dem randvollen Silberling enthalten. Dabei hat sich Frank nicht nur auf Eigenkompositionen gestürzt, sondern mit „Evolution“ eine Coverversion von John Dyson mit auf die CD gepresst.

 


Wunderbare elektronische Klangwelten eröffnet Frank auf dem Opener „Under Water“. Die Klangfarben vermitteln einen Tauchgang, der den Hörer in die Tiefen der Ozeane führt. Sanft zieht Frank den Hörer immer weiter in die Tiefe, ohne das man sich dagegen wehren kann. Das klingt in der ersten Hälfte eine Spur nach „Berliner Schule“, wechselt dann aber im zweiten Teil, wenn die Gitarre einsetzt in eine andere Richtung. Hier treffen perlende, hell klingende Synthies auf sanfte, sägende Gitarrenklänge.

Es folgt der verträumte Track „Norway … My Heart Is With You“. Zwei Wochen nach dem verheerenden Massaker in Norwegen war Frank in dem Land und diese Eindrücke flossen in den Titel ein. Das Stück hat eine sanfte Atmosphäre und weist – trotz der E-Gitarre, die hier streckenweise die Melodieführung übernimmt – stilistische Ähnlichkeiten zu John Dyson’s Musik auf. Der Track entwickelt dann ein rockiges Flair, so dass er zwischen den Welten schwebt. Aber keine Angst, Frank lässt hier keine Rocksalven auf der E-Gitarre los, sondern spielt sein Saiteninstrument sehr atmosphärisch und ruhig.

„Sunday Afternoon“ hat was Jazziges und Loungiges. Eine Downtemponummer die durch ihre Sanftheit eine beruhigende Wirkung auf den Hörer ausübt. Und doch ist Frank’s Stil sehr gut aus diesem Track herauszuhören. Darauf folgt das gut zwölfminütige „Earth“. Der Track beginnt zunächst wieder sehr atmosphärisch von Synthieklängen getragen, die anfangs eine Stimmung wie bei Pink Floyd’s „Wish You Were Here“ vermitteln. Dann beginnt aber der Sequenzer sein Werk und der Track nimmt nach etwas mehr als drei Minuten Fahrt auf. Es entwickelt sich ein hypnotischer Track in der Schnittmenge von „Berliner Schule“, Ron Boots und Brainwork. In diesem Track lässt Frank dann mal die E-Gitarre bei Seite und konzentriert sich auf die elektronischen Klangerzeuger.

Mit Echoeffekten beginnt das fast 13minütige „Sonar“. Sanft führt Frank den Hörer wieder unter Wasser mit herrlichen, unter die Haut gehenden Synthieklangfarben. Frank hat mit „Sonar“ einen tollen Longtrack auf dem Album platziert, bei dem er neue Klänge in seine Musik integriert und daneben noch einen hypnotisierenden Rhythmus eingebaut hat. Das klingt so organisch, dass ich vermute, er hat Hilfe von Harold van der Heijden bekommen. Da sich Frank bei seinen MorPheuSz-Freunden bedankt, liegt es Nahe, dass sie sich an der Produktion beteiligt haben. Vor allem „Sonar“ hat das Flair der hypnotischen Tracks, die MorPheuSz in Hamm bei der Schwingungen-Gartenparty gespielt haben.

„Nighthawk“ ist ein Sequenzer getriebener Track, auf den Frank seine E-Gitarre in berauschender Form legt. Und dass er auch ein Händchen für fesselnde Interpretationen von Stücken andere Musiker hat, das beweist er bei John Dyson’s „Evolution“, das zwar am Original ausgerichtet ist, aber eine ganz eigene Handschrift aufweist. Manchmal fragt man sich ja, ob eine Coverversion sein muss, bei Frank’s Interpretation geht der Daumen aber klar nach oben, denn das Stück hat in dieser Version einen ganz eigenen Reiz.

Zum Abschluss hat Frank dann noch eine mehr als 13minütige live eingespielte Studioaufnahme auf der CD platziert, die im Vorfeld des diesjährigen Burg Satzvey-Auftritts entstanden ist. Das Stück ist eine Bereicherung der CD und fügt sich hervorragend in das Gesamtbild des Albums ein. Langsam entwickelt sich dieser Elektroniktrack, bei dem der stetige Rhythmus des Sequenzers den Takt angibt. Aber auch herrliche Klangmalereien mit Flächen und Harmoniebögen, die ohne Rhythmus auskommen, finden sich in diesem Longtrack wieder. Augen zu und der Realität entschwinden, während die Musik die Seele massiert, so kann man den Track am besten genießen. Die Harmonien gehen runter wie Öl und sind damit genau das Richtige für Liebhaber elektronischer Musik.

Frank Dorritke hat auch mit seiner neuen Veröffentlichung „Water And Earth“ den hohen Standard beibehalten, der seine Werke auszeichnet. Wer die Musik von Frank kennt und mag, der kann blind zuschlagen. Und allen anderen kann ich diese CD auch nur wärmstens ans Herz legen.

Stephan Schelle, September 2011

 
   

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