F.D. Project - The Other Side Of... And More...
 

F.D. Project - The Other Side Of... And More...
Groove Unlimited (2021)

(7 Stücke, 69:28 Minuten Spielzeit)

Der im Ruhrgebiet lebende Gitarrist und Keyboarder Frank Dorittke veröffentlicht seit 2003 elektronische Musik, die durch den Einsatz von Synthesizer und E-Gitarre eine perfekte Symbiose aus traditioneller Elektronikmusik und Rock darstellt. In den Jahren 2011 und 2012 wurden bereits zwei Alben von Frank herausgebracht, die den Titel „The Other Side Of …“ trugen und die mehr seine elektronische Seite zeigten. Im Frühjahr 2021 also nun das dritte Album von ihm mit dieser Bezeichnung. Es trägt den Titel „The Other Side Of … And More …“.  

 

 


Das Album ist Frank’s 16. Studio-CD unter dem Projektnamen F.D Project (sein Album „Niko“, dass er unter seinem Namen veröffentlichte, nicht mitgerechnet.)

Auf der Rückseite des Jewelcases zeigt sich, dass Frank die CD in zwei Teile aufgeteilt hat. Zum einen ist dies „The Other Side Of …“ das die vier Stücke „Part One“ bis „Part Four“ enthält. Zum anderen sind unter „And More …“ die drei Stücke „Polarlight“, „Black Mirror“ und „La Mémoire“ gelistet. Das zeigt, dass Frank auf dem neuesten Album beide Seiten seiner Instrumentalmusik präsentiert.

Während die vier Parts von „The Other Side Of …“ den rein elektronischen Dorittke zeigen, nahtlos ineinander übergehen und somit einen 46:50minütigen Longtrack ergeben, stehen die drei Stücke unter der Überschrift „And More …“ für sich allein und bringen darüber hinaus auch Frank’s rockige Seite ans Licht.

Die CD startet mit dem 20:42minütigen „Part One“. Mystische Klangformationen führen in diesen ersten Track. Die Sounds zeigen sich zunächst in einer sehr sphärischen Art und Weise, die auch gut in eine Weltraumszenerie passen. Frank zeichnet hier zunächst durch unterschiedliche Sounds und Effekte Stimmungsbilder. Ruhig fließen die ersten Minuten dahin. Nach gut dreieinhalb Minuten entspinnt sich dann eine sehr schöne, atmosphärische Harmoniefolge, der dann nach gut viereinhalb Minuten eine Melodielinie mit sanftem Rhythmus-Unterboden folgt. Was sich zunächst sanft aufbaut entwickelt sich nun zu einem sehr eingängigen und wohligen Stück. Das Stück entwickelt sich durch weitere Sounds und Strukturwechsel langsam und ist von einigen Variationen durchzogen, behält dabei aber immer seine eingängige und harmonische Linie.

Der Übergang zum fast achtminütigen „Part Two“ hat einen leicht psychedelischen Charakter. Schnell kommen dann aber weite Flächen und echohafte Synthieklänge auf, die mich an eine Grotte denken lassen, in denen Tropfen in ein Wasserbecken fallen und der Klang von den Wänden widerhallt. Darunter hat Frank zunächst sanfte Harmonien gelegt, die nach gut zwei Minuten eine rhythmische Grundlage bekommen. Darauf folgt eine sehr schöne, verträumte Melodielinie. 

Ein Flächensound leitet dann in den 11:20minütigen „Part Three“ über. Nach einem atmosphärischen Beginn startet nach etwas mehr als einer Minute der Sequenzer, was einen leichten „Berliner Schule“-Eindruck erweckt. Nach nicht ganz drei Minuten kommt dann aber ein für Frank typischer, pumpender Rhythmus auf und es wird eine tolle Melodie darauf gesetzt, die von der E-Gitarre bestimmt ist. Hier wandelt Frank aber mehr auf atmosphärischen als in rockigen Gefilden. Im weiteren Verlauf wechselt Frank bei der Leadstimme zwischen dem Synthie und der E-Gitarre. Das klingt einfach gut.

Der Sequenzer geht dann im Übergang zum 6:50minütigen „Part Four“ in einen flirrenden Synthiesound über. Nach wenigen Momenten kommt eine neue, pumpende Rhythmusstruktur auf, auf der Frank perlende Synthieklänge verteilt. Das klingt berauschend. Nach gut zweieinhalb Minuten setzt Frank – wie ich herauszuhören glaube – wieder seine E-Gitarre (oder einen Synthsound, der sich so anhört) ein, die hier aber langgezogene Klangfolgen ausspuckt, die sehr atmosphärisch klingen. So endet der Longtrack mit einem sehr rhythmischen „Part Four“.

Der zweite Teil des Albums „And More …“ startet mit dem 8:24minütigen „Polarlight“. Pulsierende Synthiesounds, die zunächst etwas kalt erscheinen, starten in diesen Track. Man kann sich gut vorstellen wie sich in einer kalten Nacht die herrlichen Polarlichter am Himmel bewegen. Nach etwas mehr als einer Minute kommt dann eine Synth-Leadstimme auf, die nun Harmonien ins Spiel bringt. Weitere gute 30 Sekunden später zieht dann ein treibender, leicht rockiger Rhythmus auf, der dem Stück nun die nötige Verve verleiht. Frank schichtet weitere repetitive Sounds und Harmoniefolgen auf, um nach einigen Momenten Melodiebögen darauf zu legen. Das klingt sehr hymnisch und zieht schnell in seinen Bann. Nach gut viereinhalb Minuten ändert sich das Klangbild erneut. Während der Rhythmus bleibt kommen neue Sounds und Tonfolgen auf, die zu einer sehr eingängigen Form mutieren. Ab Minute Sechs kommt dann endlich die E-Gitarre ins Spiel, auf der Frank nun eines seiner unwiderstehlichen Soli spielt. Leider ist dieser Part - und damit der Track - schon viel zu schnell beendet. Ich hätte gerne noch mehr von seiner Saitenvirtuosität gehabt.

Das folgende „Black Mirror“ bringt es auf 7:22 Minuten Spielzeit. Dieser Track beginnt gleich mit einem treibenden Sequenzerrhythmus, dem ein pumpender Beat unterlegt ist. Nach gut anderthalb Minuten spendiert Frank diesem Track ein Leitmotiv, das er auf seiner E-Gitarre spielt. Das klingt nach atmosphärischem Rock. Mit einem weiteren Motiv wechselt er dann nach einigen Momenten zum Synthie und wechselt danach in einen ruhigeren, flächigen Part, der aber immer noch vom Rhythmus bestimmt wird. Dann folgen Klänge, die ein wenig an die Musik von Mike Oldfield erinnern (eine von Frank’s musikalischen Inspirationsquellen). Nach fünf Minuten kommt dann aber wieder die E-Gitarre in den Vordergrund. Frank schafft es mal wieder mit diesem Track eine perfekte Symbiose aus Elektronik und Rock herzustellen.

Den Abschluss des neuen Albums von Frank Dorittke stellt dann das 6:45minütige „La Mémoire“ dar. Mit sehr schönen Arpeggios startet Frank dann in diesen sehr melodischen Track. Die Melodielinie kommt schon nach wenigen Momenten auf. Zunächst ist dieser Track noch sehr romantisch angelegt und hat so ein bisschen was von einem Soundtrack. Dann kommen neue Rhythmusmuster nach nicht ganz anderthalb Minuten auf und der Track bekommt eine spannende Note. Nach gut zwei Minuten steigert Frank dann das Volumen und verziert dies mit einer sehr schönen, eingängigen Melodie. Ab Minute Drei ist dann auch die E-Gitarre wieder mit im Spiel, um einen atmosphärischen Part beizutragen. Auch hier kommt dann eine leichte Spur von Mike Oldfield-Feeling auf.

Frank Dorittke gehört zu den Elektronikmusikern, deren Stil man schon nach wenigen Klängen eines Stückes erkennt. Das zeigt sich auch auf seinem neuesten Album „The Other Side Of … And More …“. Frank bleibt auf seinem neuesten Album seinem qualitativen Standard, der seine bisherigen Produktionen auswies, treu. Wieder mal ein tolles Instrumentalalbum.

Stephan Schelle, Februar 2021

 
   

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