Faber - Ways
 

Faber - Ways
MellowJet Records (2014)
(12 Stücke, 66:12 Minuten Spielzeit)

Elektronikmusiker tüfteln gerne an Klängen und Rhythmen herum und lassen sich so zu neuen Stücken inspirieren. Auch der Einsatz neuer Synthesizer und Keyboards bzw. neuer Software führt zu diesen Ergebnissen. Auf Roland Schmidt, der sich als Pseudonym Faber ausgewählt hat, trifft dies ebenfalls zu. Das Ergebnis auf seinem neuesten Album „Ways“ ist durch das Entdecken neuer Synthesizer und Klangalgorithmen entstanden.

 


Der Pressetext erklärt zum neuen Werk: Wie auch bei seinen früheren Alben verbinden sich Elemente der klassischen EM mit neuen Ideen und Technologien und lassen so die Faber-typischen Klangwelten entstehen. Das Ergebnis ist immer ein bisschen verspielt. Faber´s „Ways“ überrascht auch mit Referenzen an den Swing und auch den Sound der Kirchenorgel hat er entdeckt und für sich genutzt. Somit betritt er nun auch bisher unangetastete Genres. Das macht neugierig, also CD in den Player und los geht es.

Die CD beginnt mit „Longing Theme“, in dem Faber zunächst Sounds wie auf einer Kirchenorgel gespielt, in den Äther schickt. Das klingt erhaben und voluminös. Nach einem gut einminütigen Intro kommen aber andere Klangfarben und -muster auf, die das Stück nun in Richtung Soundtrack mit leichtem Vangelis-Touch bringen. Eine sanfte Synthienummer, die erhaben bleibt und bei der ich mir einen Flug über weite Landschaften wie verschneite Berggipfel sehr gut vorstellen kann.

Perlende Synthieklänge erwarten den Hörer dann im zweiten Stück „Autumn Breeze“. Und wie eine sanfte Herbstbrise weht auch das Stück zunächst durch den Raum. Sehr melodisch und mit Synthiechören, die mich gedanklich über weite kaukasische Landschaften tragen, führt Faber das Stück fort. Dabei kombiniert er verschiedenste Klangfarben und Sounds.

In „Travel The World“ verzaubert er den Hörer durch eine sehr einschmeichelnde Melodie und bezaubernde - manchmal fernöstlich wirkende - Klänge, während er in „Lost Childhood“ eine verträumte Melodie u. a. auf dem Piano spielt und das Ganze mit einigen Geräuschen spielender Kinder untermauert.

„Berlin 1984“ ist nicht etwa ein Stück, das der „Berliner Schule“ frönt, auch wenn es zunächst mit einigen herrlichen Synthieflächen beginnt. Faber macht daraus ebenfalls einen melodischen/rhythmischen Track. Ganz aus der Reihe fällt dann „Midnight Swing“, bei dem - der Titel verrät es schon - Swing und Jazz im Vordergrund stehen. Man würde dieses Stück, wenn man es im Radio hört nicht unbedingt einem Elektronikact zuordnen. Schlagzeug (mit Besen gespielt) und der Bass klingen, als wäre ein Band am Werk. Das ist aber der einzige Track, der aus der Rolle fällt. Er zeigt aber die Vielfältigkeit, die Faber in der Lage ist zu spielen bzw. zu interpretieren. In „Longing For You“ geht es dann wieder elektronisch zu.

Ganz vom Piano bestimmt (später kommen noch einige Streichersounds hinzu) ist das Stück „Blue Hour“, das ich mir gut in einer Hotelbar zur blauen Stunde vorstellen kann. Am Anfang von „Solitude“ glaubt man durch den Einsatz des Basses, Faber würde erneut Swing und Jazz interpretieren. Doch schon nach wenigen Momenten kommen die Synthies auf und später auch Mellotronsounds. Wie in kaum einem anderen Stück des Albums verbindet Faber hier nostalgische und moderne Klangerzeuger bzw. deren Sounds. Auch Gitarrenklänge kommen zum Einsatz und streuen eine sanfte Prise Rock ein. Das hat was absolut magisches.

„Berliner Schule“-Flair kommt dann im Stück „New Ways“ auf. Jedoch verwebt Faber dieses mit modernen Klängen, so dass etwas gänzlich Neues entsteht, neue Wege halt. „Longing Reprise“ nimmt das Sakrale vom Opener noch einmal auf und so ist auch hier die Kirchenorgel wieder zu hören. Ein gelungener Abschluss.

Aber halt, da gibt es noch einen Bonustrack mit dem Titel „Asiania“. Dieser versprüht zunächst so eine Stimmung wie die Soundtracks von John Carpenter, erhält aber durch weitere Klänge etwas Eigenes. Auch der gesprochene Text (klingt wie eine mystische Formel - könnte rückwärts gesprochener Text sein) sorgt für sehr mystische Momente. In diesem Stück setzt Faber erneut Mellotronklänge ein, die im Kontrast zu den modernen Sounds stehen.

Roland Schmidt aka Faber zeigt auch auf seinem neuesten Werk „Ways“ das er ein Händchen für einfühlsame herrliche Melodien hat. Das Ganze garniert er dann noch mit unterschiedlichen Klangfarben- und -mustern sowie verschiedenen Sounds. Das macht seine Musik so abwechslungsreich und doch so fesselnd. Ein tolles Album, was er da im Frühjahr 2014 auf den Markt gebracht hat.

Stephan Schelle, April 2014

 
   

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