EL-KA – Le Rêve EL-KA sind in Lautsprache die Anfangsbuchstaben der Nachnamen der beiden Elektronikmusiker Hajo Liese und Till Kopper. Ihr aktuelles Album stammt aus dem Jahr 2020 und trägt den Titel „Le Rêve“ (auf deutsch „Der Traum“). Das Album habe ich beim E-Circus Summer Edition 2023 erhalten, bei dem Hajo Liese mit Roksana Vikaluk und Wolfram Spyra als in[SPYRA]tion aufgetreten ist. Das Album ist in einem Jewelcase mit Einlegeblatt erschienen, auf dem als Info lediglich die Instrumente aufgelistet sind, die Beide genutzt haben. |
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Das
Album beginnt mit dem 17:14minütigen „Rêve Analogique (en direct)“,
das live beim Konzert in Tübingen mitgeschnitten wurde. Zuschauerreaktionen
sind nicht zu hören, da das Stück direkt vom Mischpult aus mitgeschnitten
wurde. Es beginnt mit flirrenden Klängen, die etwas spacig wirken und nach
frühen Tangerine Dream bzw. Klaus Schulze klingen. Nach gut anderthalb
Minuten verschwinden diese Klänge und flächige Sounds machen sich breit,
in die dann harmonische Mellotronharmonien eingewoben werden. Ab Minute Drei
kommt dann ein pulsierender Sequenzerrhythmus auf, gefolgt von perlenden
Synthklängen. Das Duo schichtet weitere Sounds auf und entwickelt das Stück,
ganz im Stile der „Berliner Schule“ langsam aber kontinuierlich weiter.
Auch Variationen der Dynamik werden genutzt. Das Stück steigert sich
fortlaufend und bekommt nach etwas mehr als sieben Minute eine Melodielinie
mit einer hellen Synthstimme verpasst. Weitere Variationen folgen. Das ist
alles sehr stimmig gemacht. Es
folgt das 21:15minütige „Rêve Numérique“. Das Stück beginnt auch mit
recht spacige, futuristischen und teils auch düsteren Klängen. Nach ca.
1:45 Minuten kommt dann ein Sequenzerrhythmus auf, der sich nach wenigen
Momenten mit einem Rhythmus aus dem Drumcomputer verbindet und auf die sich
dann eine Harmonie-/Melodielinie legt. Das klingt wieder sehr nach der
„Berliner Schule“. Repetitiv wandelt das Stück und wird dann immer
wieder von weiteren Klängen durchbrochen. „Rêve
Analogique“, das während der Proben mitgeschnitten wurde und 14:07
Minuten lang ist, ist vom Grundsatz her wie „Rêve Analogique (en
direct)“, zeigt sich aber durch andere Klänge und auch Harmoniefolgen
etwas differenziert. Das zeigt, dass Hajo und Till im Konzert improvisiert
haben. Hier sollte jeder für sich entscheiden, welche Version für ihn die
Richtige ist. Es
folgen zwei Bonusstücke. Zum einen ist dies das 6:57minütige „Orca’s
Dream“ und zum anderen das siebenminütige „Richard Trevithicks
Dream“. „Orca’s Dream“ startet mit synthetischen Klängen, die sich
nach Meeresvögeln anhören. Dann erklingt ein Mellotronpart, der die
Harmonie übernimmt. Nach gut 1:10 Minuten kommt ein Rhythmus auf, der sich
mit Flächen und Harmonien verbindet und eine unwiderstehliche Ausstrahlung
besitzt. Nach weiteren gut anderthalb Minuten kommt ein kraftvoller
Schlagzeugrhythmus auf und treibt das Stück voran. Das ist ein treibender
Track, der für mich zum Highlight des Albums zählt. Auch
der zweite Bonustrack „Richard Trevithicks Dream“ bietet herrliche Flächen
in die dann auch noch Zuggeräusche eingebaut wurden. Richard Trevithick,
dem das Stück gewidmet ist, war ein britischer Erfinder, Ingenieur und
Maschinenbauer, der die erste funktionsfähige Dampflokomotive entwickelte.
EL-KA haben einen Track eingespielt der so treibend und pulsierend wie eine
Fahrt mit einer Dampflock ist. EL-KA
haben auf ihrem 2020’er Album „Le Rêve“ tolle lange Elektronikstücke
versammelt bei denen für mich vor allem die beiden Bonustracks aufgrund
ihres druckvollen Rhythmus hervorstechen. Wer die Musik der „Berliner
Schule“ mag, der liegt hier genau richtig. Stephan Schelle, Juli 2023 |
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