e-tiefengrund – A Scent Of Jasmine
 

e-tiefengrund – A Scent Of Jasmine
SynGate Records (2014)
(4 Stücke, 68:32 Minuten Spielzeit)

Silvia und Michael Kempe aus Erkelenz firmieren unter dem Pseudonym E-Tiefengrund. Nach ihrem Debüt im Jahr 2013, dass den Titel „Voltage Sessions“ trägt, erschien im Frühjahr 2014 der Nachfolger „A Scent Of Jasmine“ mit dem passenden Untertitel „Voltage Sessions II“. Wie schon auf ihrem Erstling, so bieten die beiden auch auf „A Scent Of Jasmine“ vier Longtracks deren Spielzeiten zwischen 13:23 und 20:30 Minuten liegen.

 


Die Stücke entstanden wieder während Livesessions in ihrem eigenen Studio. Inspiriert wurden die beiden von einer Reise nach Inden (im Kreis Düren), einem Ort, der durch Jahrzehntelangen Tagebau geprägt wurde. Diese befremdliche Atmosphäre mit dem Blick auf einen gigantischen Ausgrabungsbagger hielten die beiden in Film- und Fotodokumenten fest. Der Spaziergang durch das verlassene Dorf Pier führte sie vorbei an zurück gelassenen Häusern mit ihren verbarrikadierten Türen und Fenstern und zeugt davon, dass hier eine Ortschaft dem Tagebau weichen muss. Während ihrer Erkundungen in Pier nahmen die beiden einen diskreten Duft von Jasmin wahr, der sie zum Titel des Albums inspirierte.

E-Tiefengrund bieten wieder Sequenzer orientierte elektronische Musik im Stile der „Berliner Schule“. Daneben sind auch Sounds und Strukturen herauszuhören, die an die niederländischen Elektronikmusiker Akikaze und Ron Boots erinnern. Das wird auch gleich im 20minütigen Opener „The Jasmine And The Beast“ deutlich. Langsam und bedächtig beginnt der Track mit einem sanft dahin schreitenden Sequenzer, auf den dann einige Harmonien und Flächen gelegt werden. Für Freunde der „Berliner Schule“ ist das – auch wenn einige disharmonische Klänge eingestreut werden – gutes Futter. Das Stück entwickelt sich immer mehr und der Charakter einer Session bzw. einer Improvisation kommt deutlich rüber. Gut zwölf Minuten bleibt der Rhythmus in seiner stoischen Art konstant und verändert sich nur schleichend. Jetzt behält das Stück zwar immer noch seine Stimmungslage, doch verändert sich die Struktur ein wenig.

Das 15minütige „The Big Hole“ hat Ansätze, die Ähnlichkeiten zur Musik von Klaus Schulze oder auch Ron Boots aufwerfen. Auch dieses Stück beginnt langsam und schreitet kontinuierlich in einer hypnotischen Form voran. Die Sequenzer geben ebenfalls hier den sanften Takt vor, auf dem die beiden ihre Improvisationen spielen.

In dem 19minütigen Track „The Art Of Decay“ kommt ein programmierter, stoischer Schlagzeugrhythmus zum Tragen, der an Krautrock bzw. Elektronik der Düsseldorfer Szene erinnert. Der Rhythmus zeigt sich auch in diesem Stück von seiner eher sanften und ruhigen Art, so dass der Track dahinfließt und eine hypnotische Stimmung versprüht. Für Abwechslung sorgen im weiteren Verlauf aber Sounds, die ich mal als elektronische Perkussion bezeichnen möchte und zu denen dann etwas ekstatischer in die Tasten gegriffen wird.

Den Abschluss bildet „Forgotten Home“, das mit 13 Minuten der kürzeste Track des Albums ist. In den ersten drei Minuten schweben Synthiesounds durch den Raum und werden von einigen Harmonien getragen. Nach drei bis vier Minuten schält sich dann ein gemächlicher Sequenzerrhythmus aus dem Hintergrund heraus. Jetzt nimmt der Track langsam Fahrt und Dynamik auf. Stilistisch bleiben sich die beiden aber auch auf diesem Schlusstrack treu.

Das zweite Album von E-Tiefengrund macht dort weiter, wo die beiden Protagonisten Silvia und Michael Kempe auf ihrem Debüt aufgehört haben. Meine Empfehlung geht daher in die gleiche Richtung, wer die Musik der „Berliner Schule“ und sich langsam entwickelnder Stücke mag, der liegt mit diesem Album nicht verkehrt.

Stephan Schelle, November 2014

 
   

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