Dreamcontrol - Zeitgeber Steve Schroyder und Zeus B. Held sind zwei Urgesteine der Elektronikmusik bzw. des Krautrock. Diese beiden Musiker haben sich unlängst zusammengetan, um unter dem Titel Dream Control ein neues musikalisches Projekt in der Elektronikszene aus der Taufe zu heben. Als erste Dokumentation der Zusammenarbeit ist in 2017 die CD „Zeitgeber“ erschienen, die auch auf Vinyl erhältlich ist. Musikfreunde älteren Semesters werden Steve Schroyder noch von Tangerine Dream, Ash Ra Tempel und dem Star Sound Orchestra her kennen. Zeus B. Held ist neben seinen frühen Soloalbern vor allem durch sein Mitwirken bei der deutschen Band Birth Control im Gedächtnis geblieben. |
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Was
kommt nun dabei heraus, wenn zwei Urgesteine der Elektronik-/Rockmusik nun
ein gemeinsames Album machen? Musik im Stile der 70’er? Weit gefehlt, denn
was hier geboten wird ist eine Mischung aus tribalartigen Rhythmen und Beats
(die Stücke weisen BPM von 69 bis 138 auf) sowie modernen Klangstrukturen,
die allerdings auch mit Sounds der 70’er verbunden werden. Ähnlich hat es
Steve Schroyder auch schon auf seinem Album „Qigong Dancing“, das er
2012 zusammen mit Alien Voices eingespielt hat, vollzogen. Und auch Felix Mönnich
und Kolja Simon, die das Duo Alien Voices darstellen, sind mit ihrem
Obertongesang bei einigen Stücken vertreten. Neben
neun eigenen Stücken findet sich auch eine Version von Birth Control’s
„Gamma Ray“ auf dem Album, mit dem Steve und Zeus B. Held den leider
schon verstorbenen Musikern und Birth Control-Mitgliedern Bruno Frenzel und
Bernd „Nossi“ Noske gedenken. Eines
der Highlights des Albums haben die beiden mit „Eyes And Ears“ gleich an
den Anfang der CD gesetzt. Nach sanften Flächen und Klangfarben die durch
die Orgel eine leichte Rocknote bekommen und die Synthies teilweise auch an
Tangerine Dream erinnern, geht es dann nach 53 Sekunden so richtig los, denn
nun setzt ein treibender Rhythmus ein. Das ist schon fast tanzbar und
verbreitet sofort gute Laune. Hier bekommen die beiden eine perfekte Melange
aus klassischer Elektronik, House und Rockmusik hin. Das mit einem
Sprachsample beginnende „Time Out“ startet nach wenigen Momenten auch
mit herrlichen Rhythmen, die von Synthieflächen durchzogen sind. Der
Vocodergesang erinnert dabei ansatzweise an Kraftwerk & Co. Auch dieser
Track verströmt eine mystische Atmosphäre. „Go
Forward“ ist dann der erste Track bei dem die Stimmen von Alien Voices zum
Einsatz kommen. Wenn man sie nicht schon gesehen hat, kann man nicht genau
erkennen was aus dem Synthie kommt und was aus den Kehlen der beiden
Stimmakrobaten. Musikalisch fällt dieses ruhig gehaltene Stück allerdings
ein wenig ab. Rhythmischer wird es dann wieder in „To Tomoro“ (ja die
Schreibweise ist richtig), das die Handschrift von Zeus B. Held’s
Solowerke trägt und von Steve’s triebenden Beats angetrieben wird. „Kant
Can Dance“ beginnt mit herrlichen Gesangspassagen von Alien Voices, die für
den mystischen Effekt sorgen. Das erinnert sehr stark an das tolle Album
„Qigong Dancing“. Außerdem haben Dream Control noch mit Anne Zeides
eine weibliche Gesangsstimme hinzugefügt, die dem Track noch einmal eine
ganz besondere Note verleiht und ihn in Popgefilde führt. Das
14:20minütige „Doors Of Perception“ bewegt sich mit seinen
Stimmungsbildenden Klangformationen eher im Ambient und in der Spacevariante
der elektronischen Musik. Erst nach ca. der Hälfte kommen dann leichte
Rhythmen auf, die wieder eine Spur Rockmusik beinhalten ohne aber in diese
abzudriften. Nach
dem durch Pianosounds und von Oberton Gesang sowie ethnischen Klängen
getragenen „Tomaga“, das auch einige sakrale Sounds beinhaltet, aber
nach etwas mehr als einer Minute in einen unwiderstehlichen, tanzbaren Part
übergeht (dieser Track gehört für mich ebenfalls zu den Highlights des
Albums), haben die beiden eine 5:15minütige Version von „Gamma Ray“
platziert. „Gamma
Ray“ ist wohl das bekannteste Stück von Birth Control und gehörte auf so
mancher Rockfete in den 70’er Jahren zum Standardprogramm. Diesen Track
haben Dream Control in ein recht elektronisches Stück mit treibenden Beats
verwandelt, das man am Anfang noch nicht wirklich erkennt. Der
Originalorgelsound wird dann mit technoartigen Beats verschmelzt und mit
Vocoderstimme versetzt. Das ist zwar außergewöhnlich, kann das Flair des
Originals aber nicht erreichen. Hier sollte sich jeder sein eigenes Bild
machen. Mit dem 16:23minütigen „Blick aus meinem Fenster“ endet dann
das Album. Dream
Control ist ein hochgradig interessantes Projekt von zwei Altmeistern aus
den Bereichen Elektronik und Rock. Mit „Zeitgeber“ haben sie ein Album
eingespielt, das spannende Elektroniksounds und Melodien mit rockigen
Elementen vereint. Allerdings werden die Fans von „Gamma Ray“ auf eine
harte Probe gestellt, denn Dream Control’s Version ist gewöhnungsbedürftig. Stephan Schelle, Oktober 2017 |
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