David Wright - Momentum
 

David Wright - Momentum
AD Music (2008)
(13 Stücke, 69:52 Minuten Spielzeit)


Der englische Elektronikmusiker und Inhaber des AD Music-Labels, David Wright, bringt im Februar 2008 unter dem Titel „Momentum“ sein neuestes, mittlerweile 17. Werk heraus. Nach der 2006’er Veröffentlichung „The Tenth Planet“, das live im Planetarium mitgeschnitten wurde, ist auch die Grundlage von „Momentum“ live mitgeschnittenes Material.

David gab im September 2007 beim Gathering-Festival ein Konzert, bei dem er komplett neues Material spielte. Diese Musik hat er im Studio nachbearbeitet. Herausgekommen ist ein sehr stimmungsvolles Album, das zwei gut 35minütige Longtracks enthält, die in sechs bzw. sieben Parts unterteilt sind.

 

 


Die Musik bleibt im typischen Wright-Stil, wie man ihn von „The Tenth Planet“, dem Stück
Cassini von dem Album Continuum oder auch dem Stück „Sea Of Dreams“ von „Deeper“ her kennt. Dazu gesellen sich aber auch Flächen, die durch Jonn Serrie bekannt sind und es weht ein Hauch von Vangelis „Blade Runner“ durch David’s Musik. Die einzelnen Parts der beiden Longtracks kann man nicht einzeln betrachten, denn sie gehen direkt ineinander über und bilden so eine Einheit, was auch aufgrund des ursprünglichen Livesets nicht verwunderlich ist.

Der erste Teil wird nach dem Opener „The Gathering“ von „Desire Part1“ und „Desire Part 2“ eingerahmt. „The Gathering“ beginnt zunächst kaum hörbar mit einem Grundton - man glaubt erst, die CD hätte nicht gestartet - um dann mit einem lauten Donnerschlag ein elektronisches Gewitter aus den Boxen zu fegen. Darauf aufbauende Synthiesounds leiten direkt in den ersten Part von „Desire“ über. Hier entfacht David Gänsehauttreibende Stimmungen, wie sie sonst nur ein Jonn Serrie aus seinen Instrumenten zaubert. Nach gut drei Minuten hab ich, aufgrund der verwendeten Sounds das Gefühl, als würde ich verschollenen Melodien aus dem „Bladerunner“-Soundtrack lauschen. Das geht runter wie Öl.

Bei „A Solitary Moment“, dem dritten Part des ersten Longtracks kommen dann diese verhaltenen und sich langsam aufbauenden Rhythmen hinzu, die man so von David’s Musik her kennt und liebt. „Panic Attack“ stellt dann einen gewissen experimentellen Part, der aus Stimmungen besteht, dar. Hier hat man das Gefühl irgendeiner Filmszene - vorwiegend im Science Fiction Bereich - beizuwohnen. Und beim folgenden „Emergence“ kommt wieder eine Mischung aus „Bladerunner“ und typischem Wright zum tragen, die dann nach einigen Minuten durch synthetisch erzeugte Gitarren-ähnliche Sounds - wenn ich einen Vergleich heranziehen müsste, fiele mir Ashra ein - komplettiert wird.

Den ersten Teil von „Out Of The Blue“ bestimmt eine unter die Haut gehende Melodielinie. Im zweiten Teil wird man von David durch schwebende Sounds unter die Wasseroberfläche eines weiten Ozeans gezogen. Mit verspielten Keyboardpassagen auf weit angelegten Flächen endet dann mit „Desire Part 2“ der erste Longtrack, so wie er angefangen hat, recht Vangelis-like.

Der zweite Longtrack wird von „Secrets In The Mist – Part 1“ eröffnet und endet mit „Part 2“. Dazwischen liegen die Stücke „Evolution“ und „Momentum Part1“ bis „Part 3“. Wellenrauschen, wie von einem weitläufigen Strand, so führt uns David in „Secrets In The Mist – Part 1“ ein. Orientalisch angehauchte Sounds und Melodieführung sowie flirrende Synthies schweben auf den an- und abschwellenden Wellenbewegungen. Dieser ruhige Anfang geht dann in das Ashra-ähnliche „Evolution“ über. Neben diesem typischen 70’er Jahre Sound gesellen sich tolle Rhythmen, die diesen Track unweigerlich nach vorn treiben. Spätestens wenn der Basslauf, klingt wie von einer Bassgitarre gespielt, und die typischen Wright-Sounds einsetzen, ist es mit der 70’er Stimmung vorbei. Dieser Teil erzeugt bei mir wieder eine richtige Gänsehaut.

Die Stimmung und Melodie wird auch im folgenden „Momentum Part 1“ fortgeführt und entwickelt sich weiter. „Momentum Part 2“ beginnt zunächst sehr ruhig, um dann aber wieder in diesen hypnotisch-rhythmischen Teil zu wechseln, der in „Part 3“ gipfelt. „Secrets In The Mist – Part 2“ holt den Hörer, der aufgrund des Rhythmus etwas aufgeputscht ist, durch Flächen und flirrende Synthies wieder runter. Und zum Schluss hören wir wieder das Wellenrauschen vom Beginn dieses Longtracks. Und schon hab ich das Bedürfnis, gleich wieder die Starttaste zu drücken.

Seit längerem habe ich die Musik von David Wright für mich entdeckt und bin immer wieder von seinen Neuveröffentlichungen angetan, so auch von „Momentum“. Das Jahr ist noch jung und doch gibt es mit „Momentum“ schon wieder ein Highlight im Bereich der Elektronikmusik zu verzeichnen. Herrliche Harmonien und sanfte Rhythmuspassagen schieben sich in das Epizentrum des Empfindungsvermögens, um für wohlige Schauer zu sorgen. „Momentum“ ist ein Top-Album im Bereich spaciger, harmonischer Elektronik. Hier kann man bedenkenlos zuschlagen.

Stephan Schelle, Februar 2008

 
   

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