David Wright - Connected
 

David Wright - Connected
AD Music / New World Music (2012)
(14 Stücke, 75:00 Minuten Spielzeit)

Mehr als 20 Soloalben (ohne seine Kollaborationen mit anderen Musikern zu berücksichtigen) hat der britische Elektronikmusiker David Wright nun schon herausgebracht. Damit gehört er zu den etabliertesten und aktivsten Musikern der Szene. Nach dem 2011’er Werk „In Search Of Silence“, auf dem sich David mit den Auf’s und Ab’s im menschlichen Leben befasste, erforscht er auf dem im Herbst 2012 erschienen neuen Werk „Connected“ in epischer Form unbekannte Areale.

 


Auch wenn es nicht auf den ersten Blick deutlich wird, so ist dieses kompakte neue Werk von David Wright doch in zwei Teile unterteilt. Dies macht sich durch den Einsatz einer weiblichen Gesangsstimme bemerkbar, die im ersten Teil eingesetzt wird und immer wieder auftaucht, während sie im zweiten Teil des Albums nicht mehr zu hören ist. Wer diese Stimme beigesteuert hat, ist den spärlichen Informationen im Booklet aber nicht zu entnehmen.

Mit weit aufreißenden Flächen beginnt die CD im ersten, fast achtminütigen Stück „Elemente der Psychophysik“ - wow, hier hat David einen deutschen Titel benutzt - recht spacig. Bei mir führt das vor dem geistigen Auge dazu, dass ich eine Raumstation sehe, die um einen Planeten schwebt. Eine Spur „Blade Runner“ von Vangelis durchzieht auch diesen Sound, was an den perlenden Klangmalereien liegt. Dann erklingt nach gut zwei Minuten ein Flötensound, der einen asiatischen Touch in die Musik bringt. Nach weiteren anderthalb Minuten kommt ein sanfter Rhythmus hinzu, wenig später auch der Sequenzer. So zieht David den Hörer immer mehr in seinen Musikkosmos hinein.

Immer weiter entwickeln sich diese epischen Musikgebilde, indem David weitere Soundelemente hinzufügt und Melodiebögen einspinnt. Das folgende „Constant Perceptions“, das nahtlos anschließt bietet nun erstmals den weiblichen Gesang, der einen arabischen Touch aufweist. Beides zusammen ergibt eine unglaubliche Atmosphäre. Und schon bin ich aus dem Orbit mitten in eine Wüstenlandschaft katapultiert worden (so empfinde ich es jedenfalls beim Hören dieser Musik). Schwebende Soundwolken und eine zarte Melodie bilden in „Stimulous ...Response“ ein Zwischenspiel zum nächsten Stück „Sensory Perception“.

„Sensory Perception“ bietet wieder rhythmischere Musik untermalt von der arabisch wirkenden weiblichen Stimme. Daran schließt sich eine Soundcollage in „The Science Of Consciousness“ an, die es auf eine mystische Stimmung anlegt. Erst im zweiten Teil des Stückes wird es dann wieder rhythmisch und melodisch zugleich. Aber eigentlich ist es müßig einzelne Titel beschreiben zu wollen, da die CD im Ganzen gehört sein will. Die 14 Titel wirken wie ein einziger Longtrack, der sich stetig verändert.

In „The Threshold Of Perception“ lässt David die Synthies flirren und zirpen und nimmt gleichzeitig wieder die Melodie und Rhythmusstruktur von vorangegangenen Tracks auf, in denen sich die weibliche Stimme breit macht.

„Sensory Of Overload“ ist so ein intensives Stück, das sich nur spärlich bewegt und doch eine ungeheure Magie und Mystik verströmt, der man sich hingeben muss. Auf einer monotonen Tonfolge perlen im Hintergrund leichte Harmoniebögen.

Die restlichen sieben Stücke zeigen dann das typische David Wright Bild, in dem er fesselnde Melodien, Rhythmen und Klänge schlafwandlerisch miteinander verbindet. Das ist dann Musik die die Sinne vernebelt. Und das Titelstück bohrt sich mit seinem eingängigen Sound förmlich in die Gehörgänge.

Auch mit seinem neuen Werk, „Connected“ ist David Wright dem hohen Standard, den seine Werke tragen, gerecht geworden. Wer die Musik des Briten mag, der kann wieder blind zugreifen. Ein tolles Album das die Klasse des britischen Elektronikmusikers untermauert.

Stephan Schelle, November 2012

 
   

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