Cygnotic Realm – Reflections From The Future
 

Cygnotic Realm – Reflections From The Future
www.cafepress.com/cygreflections (2007)
(9 Stücke, 73:40 Minuten Spielzeit)

Cygnotic Realm war mir bisher nicht bekannt. Erst über Myspace bin ich auf die Musik des Münchners Markus Lindwurm, der sich hinter dem Namen verbirgt, gestoßen. Von den Probesongs, die Markus auf seiner Homepage hat, war ich sofort angetan. Bereits im Jahr 2007 hat er sein aktuelles Album mit dem Titel „Reflections From The Future“ (Erinnerungen an die Zukunft) veröffentlicht. Neben der Möglichkeit das Album als CD unter oben angegebenen URL zu erwerben, kann es auch über diverse Plattformen wie itunes, Napster und amazon.com im MP3-Format herunter geladen werden.

 


Wie viele, die elektronische Musik mache, so wurde auch Markus von den großen Namen der traditionellen Elektronik wie Jean-Michel Jarre, Kraftwerk, Klaus Schulze, Tangerine Dream beeinflusst. Daneben nennt er aber auch den bekannten Regisseur und Musiker John Carpenter sowie Acts aus dem Psychedelic Trance wie Astral Projection, MFG, GMC und Shpongle als seine Inspirationsquelle. Aber auch im Rockbereich ist er zu Hause, dort zählen u. a. Rush, Saga, Pink Floyd, Marillion, Mike Oldfield, Iron Maiden und Judas Priest zu seinen Favoriten.

Seine ersten musikalischen Gehversuche machte Markus mit dem legendären Volkscomputer C64 von Commodore. In der Folgezeit wechselte er zur Gitarre und verband in einem Projekt, das er mit einem Freund zusammen bestritt, Metal-Gitarren mit tribalartigen Grooves. Im Jahr 2005 erinnerte er sich wieder an sein Faible für die elektronische Musik und begann erneut zu komponieren. Das Resultat ist auf der hier vorliegenden CD bzw. dem Downloadalbum „Reflections From The Future“ zu hören.

Während er bereits zwei weitere Alben (mit Musik, die bereits 1998 entstanden ist) im Trance und Ambient/Chill-Out-Stil unter dem Titel „The Cygnus YearsWavelengths of Mental Transcendence“ herausbrachte, trägt das aktuelle Album den Untertitel „Moods Of Golden Analogs“.

Neun Stücke enthält sein Album, deren Laufzeiten zwischen 5:42 und 11:40 Minuten betragen. Die ersten Klänge des Openers „Space Harmonics“ lassen sofort an Jean Michel Jarre denken, denn der Synthie klingt schon sehr ähnlich. Aber auch Ähnlichkeiten zur niederländischen oder britischen Fraktion schimmern durch. Sehr melodisch ist dieses erste Stück, das sofort ins Ohr geht. Im zweiten Stück, „Ambientic“, verbindet Markus tribal artige Rhythmen mit spacigen Gitarren, Trance und traditioneller Elektronik. Das klingt faszinierend.

„It Came From Space“ hört sich, wie es der Name schon sagt, sehr spacig an und lässt Assoziationen zum Elektronikpapst Klaus Schulze zu. Herrlich warme Synthieflächen treffen auf spacige Effekte und eingängige Melodiebögen. Im Verlauf spendiert Markus dem Stück aber noch einen stampfenden Rhythmus, so dass hier der Brückenschlag zwischen „Berliner Schule“ und Trance perfekt gelingt. Das folgende „Quantenfluktuation“ fällt für mich ein wenig ab, da es über weite Strecken den gleichen Rhythmus behält, auf den recht simple Melodiefolgen gelegt wurden. Ist mir etwas zu monoton.

Da geht dann der nächste Track, „Nocturnal Sun“ schon wieder ganz anders ab. Ein pulsierender Rhythmus zu dem sich einige pumpende Beats gesellen, lädt schon fast zum Tanzen ein. Bei diesem Stück gefallen mir vor allem die Sounds und Klangfarben. Der nächste Titel nennt sich „Jenseitsflugmaschine“ und beginnt zunächst sehr spacig. Dann kommt eine Vocoderstimme, die sich nach einem Check für einen Raumschiffstart anhört, gefolgt von herrlichen pulsierenden Rhythmen. Das klingt modern und futuristisch zugleich.

Als nächstes kommen wir zum „Event Horizon“, bei dem zunächst der Sequenzer für pulsierende Sounds sorgt. Durch die lang gezogenen Synthietöne hab ich zunächst das Gefühl, durchs All zu fliegen. Der Sequenzer rattert dazu teilweise wie eine Dampflok. Das nächste Stück „Transmediale Protokolle“ beginnt wieder mit der Vocoderstimme, die eine Art Weltraumgeschichte erzählt. Hierdurch verbindet Markus die letzten Stücke zu einer Art Konzept, was diese recht kompakt macht. Als Begleitung der Stimme hat Markus sphärische Synthiesounds unterlegt. Nach dieser fast sechsminütigen Erzählung beschließt das zehnminütige „Ad Infinitum“ das Album wieder mit sehr schönen Melodielinien. Die Synthies perlen wie man es zum Beispiel auch von Software her kennt. Eine große Ähnlichkeit besteht aber nicht, da Markus wieder fesselnde Rhythmen und weitere Klangfarben in die Musik integriert.

Freunde der melodischen Elektronikmusik werden bei diesem Album sofort auf ihre Kosten kommen, da neben einigen Anleihen, die in den Stücken zu hören sind, eine eigene Handschrift zu erkennen ist und bei der Musik vor allem sehr eingängige Melodien im Vordergrund stehen. Cygnotic Realm ist für mich eine Entdeckung des Jahres 2008. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, der sollte sich unbedingt auf der Homepage www.myspace.com/cygnoticrealm einige der Tracks anhören.

Stephan Schelle, November 2008

 
   

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