Cygnotic - Cygns
 

Cygnotic - Cygns
Cygnotic Music (2019)
(9 Stücke, 77:22 Minuten Spielzeit)

Zuletzt hatte ich im Jahr 2011 ein Album des Projektes Cygnotic Realm von dem Münchner Markus Lindwurm besprochen. Seither sind einige Jahre ins Land gegangen und der Projektname hat sich nach einem Labelwechsel im Jahr 2012 in Cygnotic geändert. Das neueste Werk heißt schlicht „Cygns“ und ist nach einer EP und zwei Longplayern die vierte Veröffentlichung von Markus Lindwurm seines Projektes, das er selbst als Synthtrance-Project bezeichnet. Erschienen ist es Ende 2019.

 

 


Hatte Markus auf seinem letzten, vor neun Jahren erschienenen Album noch ein Konzept, so ist dies aus dem Cover der CD – sie erscheint in einem vierseitigen Digipack, in dem lediglich die Songtitel abgedruckt sind – nicht zu erkennen. Die einzelnen Stücke weisen Laufzeiten zwischen 6:16 und 11:38 Minuten auf.

Markus ist in den 70’er Jahren geboren und wuchs, wie er selbst schildert, inmitten des Zeitgeistes der legendären Pioniere der elektronischen und Progressiven Musik auf. Er wurde schon sehr früh von der Art-Music wie Rush, Pink Floyd, Marillion und Saga sowie den Synthesizerwerken von Jean-Michel Jarre, Tangerine Dream, Kraftwerk und Vangelis geformt. Diese Meilensteine erweckten bei ihm eine bis heute währende Hingabe zu synthetischen Klängen und inspirierten das Musikverständnis inmitten dieser dualistischen Balance von düsteren und lichten Stimmungen, welche sich durchweg in den ‚cygnotischen’ Kompositionen wiederfinden.

Die zuvor beschriebenen Inspirationsquellen werden schon im eröffnenden Titeltrack deutlich, denn die ersten Klänge weisen deutliche Spuren des großen griechischen Musikers Evangelos Odysseas Papathanassiou, der besser unter dem Namen Vangelis bekannt ist, auf. Aber schon nach gut zwei Minuten gesellt sich ein Sequenzerrhythmus hinzu, der den Track in die Electro-/Trance-Schiene wechseln lässt. Das klingt als würde Vangelis heute in dieser Musikrichtung unterwegs sein. Schon mal ein recht ansprechender Beginn.

„Second Cygn“ bietet ebenfalls Electro-/Trance, der für mich aber dieses Mal durch seine simple Melodie-/Klangfolge nicht ganz so spannend wirkt. Irgendwie fehlt mir hier der gewisse Pep. Spacige Sounds und ein schönes Rhythmusmuster eröffnen dann „Iridium Dawn“. Dieses Stück atmet dann auch eher die Stimmung der „Berliner Schule“ sowie der französischen Gangart, bringt sie aber in ein modernes Gewand. Markus hat hier nicht die Stile der Altmeister kopiert, sondern bringt hier einen elektronischen Track, der seine eigene Handschrift trägt und eine Mischung aus elektronischer Musik mit einem Hauch von Rockflair (allerdings mit Rhythmen aus dem Drumcomputer) darstellt. Dieser 7:26minüter gefällt mir ganz gut.

Sehr eingängig präsentiert sich auch das zehnminütige „Cylight“ mit seinen Streichersounds und seinen teils leicht rockigen Rhythmusstrukturen. Recht sakral zeigt sich dagegen in den ersten Momenten das 11:38 minütige „Replicant Logic“. Einige Klänge erinnern dabei auch leicht an John Carpenter-Soundtracks. Nach zwei Minuten wechselt die Stimmung dann aber in einen treibenden Electro-/Trance-Track. Als weiteres Highlight ist noch „Electronic Devotion“ mit seinem flirrenden Sequenzerrhythmus zu nennen. Einen leichten Jarre-Touch enthält der letzte Track „Dark Light Of Laniakea“, das mit Spieluhr ähnlichen Sounds beginnt. Zum Abschluss noch mal ein richtig guter Track.

Das Vorgängerwerk „Through The Gates Of Nocturnal Sleep“ hinterließ bei mir eine zwiespältige Meinung. „Cygns“ ist da erheblich besser geworden. Markus hat wirklich sehr gute Ansätze und die meisten Tracks können wirklich überzeugen. Auf der anderen Seite finden sich dann aber in einigen Stücken Sounds und Klangfolgen, die aus meiner Sicht nicht ganz zu den Harmoniefolgen passen. Das schmälert das durchweg gelungene Album aber nur geringfügig.

Stephan Schelle, Januar 2020

 
   

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