Cosmic Ground - 0110 Fast genau ein Jahr nach dem Album „5“ von Cosmic Ground legt Dirk Jan Müller, der ansonsten mit seiner Psychedelic-/Krautrockband Electric Orange unterwegs ist, ein neues Elektronikalbum seines Projektes mit dem Titel „0110” nach. Der Titel ist dabei passend gewählt, denn „0110” ist die binäre Zahl 6 und dieses Album das Sechste von Cosmic Ground. Dieses Mal ist er sehr stark im Umfeld der „Berliner Schule” der 70’er Jahre unterwegs, denn die fünf Tracks mit Laufzeiten von 10:29 bis 20:15 Minuten Spielzeit werden durch repetitive Soundstrukturen sowie Sequenzerrhythmen bestimmt. |
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Flächen
kommen zu Beginn des Openers langsam aus dem Off in den Vordergrund. Dirk
unterlegt die sich nur langsam verändernden Flächen mit einem im
Hintergrund sanft tuckernden Sequenzerrhythmus, der langsam an Dynamik
gewinnt. Das ist bester Stoff aus dem Klassenzimmer der „Berliner
Schule” der 70’er Jahre, da die Sounds hypnotisch durch Raum und Zeit
ziehen. Melodien sucht man hier allerdings vergeblich. Die sind bei dieser
hypnotischen Stimmungserzeugung aber auch nicht erforderlich. Der
zweite Track „Procreation” bringt es auf 17:18 Minuten Spielzeit und
startet ebenso wie „Parasite” mit sehr ruhig angelegten Flächen. Jetzt
addiert aber Dirk noch einige atmosphärische Gitarrensounds hinzu, die
akzentuiert gesetzt werden. Auch dieser Track schwebt förmlich dahin und
bringt durch Orgelähnliche Sounds einen gewissen Retrotouch mit sakralem
Flair ins Spiel. Das hat was von frühen Tangerine Dream. Auch hier erzeugt
die Musik durch ihre zeitlupenartige Entwicklung und Veränderung eine sehr
hypnotische Sogwirkung. Nach etwas mehr als fünf Minuten wird es dann
besonders für die Freunde Sequenzer orientierter Musik interessant, denn
nun startet Dirk eine stoische Rhythmussequenz, an die sich die Flächen und
Harmonien anschmiegen. Das besondere Flair entsteht dann durch wiederum gut
platzierte Gitarrensounds und die Dynamikveränderungen. Dem
folgt dann das elfminütige „Sorrows Of Venus”, das sofort recht
rhythmisch mit Sequenzer beginnt. Dieser treibende Beat zieht sich dann auch
durch das komplette Stück. Es ist erstaunlich welche Faszination Dirk mit
nur wenigen Veränderungen in Sound und Klangfarbe hier erzeugt. Ich kann
ihn in diesem Stück förmlich an den Drehregelern schrauben sehen. Dann
kommen nach einigen Momenten herrliche, harmonische Flächen auf. Dirk
treibt das Stück nun immer weiter voran um es dann am Ende sanft ausklingen
zu lassen. Toller Track. Mit
„Wrong Planet?”, das mit 19 Minuten zu Buche schlägt, geht es dann
genau so weiter, wie in den vorangegangenen Tracks. Die Frage stellt sich,
ob Dirk Jan Müller sich auf dem falschen Planeten fühlt, da sich die
Weltlage derzeit drastisch verändert. Dieser Track mit seinem
unterschwelligen Rhythmus ist recht düster gehalten. Hier bewegt sich Dirk
zunächst im Darkambient-Umfeld. Es dauert einige Minuten bis der Sound
etwas heller wird, ohne aber wirklich positiv zu wirken. Das Stück ist vor
allem durch die leichte Veränderung der Rhythmusmuster geprägt. Das
letzte, 20:15minütige Stück „Cosmic 72” beschließt dann das Album. Ob
dies ein Stück aus 1972 oder an die Zeit angelehnt ist, ist der CD auch
nicht zu entnehmen. Der Synthie zu Beginn des Stückes ist nicht so glasklar
wie bei den anderen Stücken. Hier ist anfangs ein gewisses Grundrauschen in
den sich langsam, zeitlupenartig ausbreitenden Flächen zu hören. Auch
dieser letzte Track weist Darkambient-Elemente auf und wirkt dadurch vor
allem in der ersten Hälfte recht düster. Im zweiten Teil wird es dann gar
etwas experimentell. Dirk
Jan Müller hat die fünf Tracks seines neuesten Cosmic Ground-Albums
„0110” in den Jahren 2019/2020 aufgenommen. Er bewegt sich auf den
Tracks im Umfeld der „Berliner Schule” der 70’er Jahre und fügt
daneben auch noch Darkambient-Passagen hinzu. Vor allem die ersten drei Stücke
bieten eine hohe hypnotische Wirkung, während die letzten beiden Tracks
doch recht düster aus den Boxen drängen. Alle Stücke werden aber von sich
repetitiv verändernden Klangstrukturen und Rhythmen bestimmt. Damit bietet
das neueste Cosmic Ground Werk für Freunde von ambienten Klangmustern mit
Sequenzer orientierten Rhythmusstrukturen wieder besten Hörstoff. Stephan Schelle, Dezember 2020 |
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