Computerchemist feat.
Radioray – Masks Bereits im Jahr 2021 veröffentlichten Computerchemist, das ist Dave Pearson und Radioray aka Ray Sutton ihr gemeinsames Album „Masks“ zum freien Download. Spenden für wohltätige Zwecke waren allerdings erwünscht. Wie schon das Titelbild und der Titel des Albums erkennen läßt, war die Musik auch von der Pandemie beeinflusst. Thematisch zeichnen sie ein recht düsteres Abbild unsere Zeit, die vor allem auch durch die Pandemie und die Folgen wie Lockdown oder falsche bzw. gegensätzliche Maßnahmen und Informationen geprägt war/ist. Das zeigt auch schon das Albumcover. |
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Wer jetzt allerdings ein
musikalisch schwermütiges Album vermutet, der irrt sich, den „Masks“
enthält grandiose Tracks. „Masks“ ist das erste Album der Kollaboration
zwischen Dave Pearson und Ray Sutton, die ein Jahr später mit „Underneath
The Soul“ fortgesetzt wurde. Bekanntlich steht die
Musik von Computerchemist für elektronische Musik unter anderem im Stile
der „Berliner Schule“. Doch auf „Masks“ schlägt Dave Pearson
zusammen mit Ray Sutton einen gänzlichen anderen Weg ein. Das macht auch
schon die folgende Instrumentenliste deutlich: Ray Sutton: lyrics,
melodies & vox (1-5) „Masks“ bietet neben
elektronischen Parts vor allem Psychedelic, Rock, Space Rock und eine Prise
Prog-Rock. Dabei wandelt das Duo ein ums andere Mal auf den Pfaden von Bands
der Marke Hawkwind. Das Ganze ist aber keine Kopie der Musik der britischen
Spacerocker, sondern nimmt deren Spirit auf und entwickelt auf dieser Basis
einen ganz eigenen Stil. Das randvolle Album enthält
sechs Tracks, von denen allein vier länger als zehn Minuten sind. Das
titelgebende Schlussstück bringt es gar auf 26:46 Minuten Spielzeit. Schon der Opener, das
11:20minütige „One Bird Of Pray“, zeigt, wohin die Reise auf dem Album
geht. Nach einigen elektronischen Sounds geht es sehr schnell mit einem sehr
schönen Basslauf los, in den sich zunächst flirrende Synthies und Gitarren
mischen und dann von einem treibenden Schlagzeugrhythmus ordentlich Groove
bekommt. Das klingt hier sehr spacig wie eine Mischung aus Hawkwind und den
Ozric Tentacles. Sobald dann Rays Gesang einsetzt hat das mehr von Hawkwind.
Eine leichte Spur Wave mischen die Beiden dann auch noch in den Sound
hinein. „One Bird Of Pray“ ist wohl der beste Hawkwind-Song, den die
britische Band nicht selbst gemacht hat. Ein faszinierender Song, der sich
vor keiner Genregröße verstecken muss. Es folgt das 10:37minütige „Only The Dead Can See“. Hier
eröffnet ein fetter Basslauf, der stark in den 70’er Jahren verwurzelt
ist. Dahinein kommen eine Mellotronharmonie sowie ein ruhiger
Schlagzeugrhythmus. Das zusammen versprüht eine leicht düstere, schwere
Stimmung, die aber auch ein gewisses Wohlgefühl vermittelt. Dann kommt in
diesem Song ein Sprechgesang von Ray hinzu, der dem Ganzen eine Gothic-Note
verpasst, die sich mit dem psychedelischen Spacerock vermischt. Dave ergänzt
das dann um einige spacige/proggige Gitarrenmotive. Das ist ebenfalls
hervorragend gemacht. „Urban Angels“
knackt mit 10:36 Minuten Spielzeit ebenfalls die Zehn-Minuten-Marke. Hier
gehen die beiden etwas rockiger mit einem herrlichen Groove aus Schlagwerk
und fettem Bass zur Sache. Dem spendiert man dann wieder herrliche
Synthsounds á la Hawkwind und fügt erneut eine Portion Wave und sogar
orientalische Klangtupfer und Flöte hinzu. Auch rockig präsentiert sich
das siebenminütige „Trylithium Tears”, das zunächst mit trockenerem
Sound/Schlagzeug daherkommt und dann sehr melodisch weitergeführt wird.
Dave lässt dabei seine Gitarre herrlich spacig singen. Sehr elektronisch
beginnt „Crahing Cars”, das dann mit sanftem, aber leicht verzerrtem
Gesang weitergeht. Das wirkt teilweise wie von dieser Welt entrückt, was
auch durch den Gesangsstil von Ray unterstützt wird. Der Kern des Albums
besteht dann aus dem 26:46minütigen Titeltrack, mit dem das Alum ausklingt.
Ein Longtrack, der sich wieder im Umfeld von Hawkwind bewegt und über die
ganze Länge den Spannungsbogen hochhält, auch wenn einige Gesangspassagen
etwas monoton wirken. Mit dem ersten Album der
Kollaboration von Dave Pearson (Computerchemist) und Ray Sutton (Radioray)
ist dem Duo ein beeindruckendes Werk im Spacerock gelungen, das sich nicht
vor Szenegrößen wie Hawkwind & Co. verstecken muss. Ein klasse Album,
das einen vom ersten Ton an gefangen nimmt. Stephan Schelle, Dezember 2022 |
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