Christian Fiesel & Jack Hertz – The Lighthouse
 

Christian Fiesel & Jack Hertz – The Lighthouse
Eigenvertrieb (2018)

(
10 Stücke, 116:43 Minuten Spielzeit)

Der deutsche Elektronikmusiker Christian Fiesel ist erneut eine musikalische Kollaboration eingegangen. Dieses Mal hat er zusammen mit dem amerikanischen Sounddesigner Jack Hertz ein Album eingespielt. Es nennt sich „The Lighthouse“ und basiert auf der klanglichen Erforschung von Küstenlinien, dem Geschehen zwischen Meer und Land als künstlerischem Ansatz.

„The Lighthouse“ ist ein Doppelalbum, das in zwei Paperbacks herauskommt. Legt man beide aneinander, so ist der Titelgebende Leuchtturm in Gänze zu sehen (s. nebenstehende Coverabbildung). Beide CDs beinhalten fünf Stücke, von denen sechs Laufzeiten zwischen knapp zehn und 20 Minuten aufweisen.

Das eröffnenden 13:37minütige „Birds Nest At The Coastline“ zeigt sich von seiner ambienten, chilligen Seite. Ein sanfter Groove wird um ruhige, harmonische Flächen erweitert. Das führt beim Hörer zu einer gewissen Entschleunigung. Experimenteller zeigt sich dann „Forever Beach“, das von ungewöhnlichen Sounds bestimmt wird. Hier stehen weniger die Harmonien im Vordergrund, vielmehr werden schillernde und flirrende Stimmungsbilder gezeichnet. Das 14minütige „Frozen Coast“ schlägt in die gleiche experimentelle und soundmäßige Kerbe.

 

 


Schräge Klangkollagen malen das Bild der „Giant Lens“. Der Sound, der keine Melodien oder Harmonien enthält, klingt, als hätten die beiden die große Linse des Scheinwerfers im Leuchtturm seziert. Stimmungsbilder sind auch der Fokus beim abschließenden Stück der ersten CD, das den Namen „Heaven’s Slide“ trägt. Irgendwie habe ich das Gefühl Regen oder eine arbeitende Maschine zu hören. Der Track wirkt auf mich ein wenig unterkühlt und düster.

Die zweite CD beginnt dann mit dem 8:32minütigen „Inlet Bay“. Recht harmonische Flächen werden zunächst von Morsezeichen und später von Sprachsamples aus dem Radio und weiteren Effekten unterbrochen. Dieser Track ist aufgrund seiner helleren Sounds und der ambienten Struktur wieder sehr angenehm zu hören, auch wenn hier keine Melodien aufkommen.

„Outer Banks“ wird von elektronischem Rauschen bestimmt. Nur minimal bauen die Beiden weitere elektronische Effekte ein. Man hat das Gefühl in den acht Minuten an einer Klippe zu stehen und der Brandung zuzuhören. Leichte psychedelische Sounds kommen dann im Zehnminüter „Pier To Faraway Places“ auf. Auch in diesem Track experimentieren die beiden Musiker vorwiegend mit Sounds, haben aber ein paar mehr Elemente eingebunden die diesen Track äußerst spannend machen. „Surf“ breitet dann erneut einen angenehm chilligen Ambientteppich über den Hörer aus. Die sich nur leicht verändernden Klangfarben und -muster haben wieder etwas Beruhigendes. Zum Ende hin kommt dann der mit 20 Minuten längste Track, das Titelstück, an die Reihe. Auch dieser bietet sich langsam verändernde Strukturen und Sounds. Er wandelt zwischen leicht düsteren und angenehm dahin fließenden Ambientsounds hin und her.

„The Lighthouse“ ist die Vertonung von Impressionen an der Meeresküste. Als Symbol dient in diesem Fall der Leuchtturm. Christian Fiesel und Jack Hertz haben dafür zehn Klangbilder geschaffen, die zwischen düsterem Ambient und angenehm chilligen Tracks pendeln. Der Fokus der beiden lag aber deutlich in der Erstellung von Stimmungsbildern. Wer diese Spielart der elektronischen Musik mag, der liegt hier genau richtig. Neben der CD-Version kann das Doppelalbum auch kostengünstig über die Internetplattform Bandcamp downgeloaded werden.

Stephan Schelle, Januar 2019

 
   

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