Brendan Pollard – Flux Echoes
 

Brendan Pollard – Flux Echoes
Acoustic Waves Records (2007)
(4 Stücke, 73:24 Minuten Spielzeit)

Der Brite Brendan Pollard, der auch unter dem Pseudonym Rogue Element bekannt ist, hat sich mit seiner Elektronikmusik dem 70’er-Jahre-Stil von Tangerine Dream verschrieben. Zum Einsatz bringt er vor allem auch alte Instrumente, darunter ein Mellotron, dessen Bänder mittlerweile auch schon 30 Jahre alt sind. Recht spektakulär war sein Auftritt beim 2006’er E-Live-Festival, als er während des Konzertes die Bandkassette seines Mellotrons auf der Bühne wechselte (s. Konzertbericht).

Nach der 2005’er Debüt-CD „Expansion“ erschien in 2007 das zweite Album des Briten unter seinem eigenen Namen. Vier Stücke auf einer mit mehr als 73 Minuten ausgereizten CD, das verspricht vor allem lange Instrumentals. Und genau die bietet Brendan auch, denn das längste bringt es auf satte 30 Minuten Spielzeit.
 

 

 

Ganz allein geht er dabei aber nicht ans Werk. Als Unterstützung hat er sich Shelley Walker an der Gitarre, Adrian Dolente an Tasteninstrumenten und Mat Roberts an Steinway Piano & Hammondorgel dazugeholt, die teilweise auch in den Credits der Kompositionen auftauchen. Ich nehme mal an, dass es sich dabei um Improvisationen handelt.

Die CD startet mit dem fast 22minütigen Titelstück. Synthies wabern zu Beginn vor sich hin und ein langsamer Sequenzerrhythmus schleicht gemächlich dahin. Hierauf projiziert Brendan dann diese typischen 70’er Jahre Synthie-Akkorde und verfeinert sie durch weitere flirrende Sounds. Ganz langsam nimmt der Track Gestalt an, denn Brendan schraubt die Lautstärke etwas nach oben. Es folgen warme Synthesizersounds aus analogem Gerät, doch nach etwas mehr als fünf Minuten wechselt Brendan die Klangfarbe, in dem er eine recht kühle Stimmung durch verschiedene Effekte erzeugt. Dieser Part hält aber nicht lang an und Mellotron und Sequenzer treffen sich zum Stelldichein. Jetzt klingt der Track nach „Berliner Schule“, allerdings setzt Mr. Pollard noch einige elektronische Farbtupfer hinzu. So zwischen Minute neun und Minute vierzehn ist das Stück für meinen Geschmack auf dem Höhepunkt angelangt. Danach beginnt der langsame Abstieg vom Sequenzerhimmel und endet in einer Mellotron-Wolke.

Mit „Radiant Transmission“ folgt das längste Stück der CD, das ebenfalls mit recht technischen, futuristischen Sounds beginnt. Ein Rauschen, als würde man im Jet durch den Himmel rasen sowie flirrende, manchmal undefinierbare, teils psychedelische Sounds führen in den Track ein. Dann pocht der Sequenzer und Tangerine Dream- bis Klaus Schulze-artige Sounds bestimmen das Bild. Zu Beginn des letzten Drittels ertönen wieder diese technisierten Klänge, die eine Art Brücke zum folgenden - wieder mit Mellotron ausgeschmückten - letzten Part führen.

Als nächstes folgt das gut 18minütige „Phosphor Skyline“. Auch dieser Track beginnt mit Soundeffekten und ist in den ersten fünf Minuten noch recht experimentell. Erst dann brechen so langsam Soundkaskaden hervor, die wieder von der „Berliner Schule“ inspiriert sind. Nach gut acht Minuten haben auch endlich wieder die Sequenzer das Sagen. Zum Ende hin zeigt sich wieder dieses mehr experimentelle Gesicht von Brendan, was sich durch Seine Spielerei mit Effektsounds ausdrückt. Den Abschluss bietet dann noch eine Pianolinie.

„Torque“ beendet mit seinen gut vier Minuten dann die CD. Dieser Track ist quasi eine Soundcollage, die Brendan aus verschiedenen Schichten zusammensetzt. Melodielinien, Sequenzer oder 70’er Jahre-Flächen sucht man bei diesem kurzen Stück allerdings vergeblich.

„Flux Echoes“ ist ein solides Album in der Tradition der „Berliner Schule“, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Freunde dieser Spielart werden hier auf ihre Kosten kommen. Es gibt aber nicht allzu viel, was jetzt besonders neu ist und mich vom Hocker gehauen hat.

Stephan Schelle, Januar 2008

 
   

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