Breiling & Brückner – Puuro Ja Silta
 

Breiling & Brückner – Puuro Ja Silta
SynGate Records (2023)

(3 Stücke, 78:00 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Michael Brückner bringt in regelmäßigen Abständen neue Musik heraus. Zum einen sind seine Alben über Bandcamp erhältlich, zum anderen bringt er auch immer wieder Alben bei verschiedenen Labels heraus, darunter vor allem als CDR beim deutschen Label SynGate. Sein neuester Output ist eine Kollaboration mit Achim Breiling und trägt den finnischen Titel „Puuro Ja Silta“. Aber nicht nur der Albumtitel, auch die drei auf der CDR enthaltenen Stücke sind in finnischer Sprache gehalten. Wer das Album digital erwirbt, der bekommt zusätzlich noch drei weitere Tracks als Bonus. Meine Rezension befasst sich mit der CDR-Version.

 

 


Neben Achim Breiling und Michael Brückner wirkten bei den Aufnahmen auch noch Lars Tellmann an der Gitarre (bei einem Stück sowie bei einem weiteren der Bonustracks) und Volker Lankow an Percussion (bei zwei Stücken sowie einem weiteren Bonustrack) mit.

Im Frühjahr 2017 trafen sich Achim Breiling und Michael Brückner für eine spontane elektronische Jamsession in Michaels Studio und die aufgezeichneten Ergebnisse - oszillierend zwischen Berliner Schule, Krautrock und experimentellen Freak-Outs - bilden das Rückgrat dieser Veröffentlichung.

In der späteren Verarbeitung der Aufnahmen zwischen einigen anderen Projekten lud Michael an einem Punkt den Percussionisten Volker Lankow und den Gitarristen Lars Tellmann ein, etwas zu der Veröffentlichung beizutragen. Was zu weiteren Stunden zusätzlichen Materials führte (von dem aber das Meiste nicht auf dem vorliegenden Album landete). Michaels Absicht war insbesondere, die Energie, den Geist und den Flow der ursprünglichen Session zu erhalten und gleichzeitig in der Endaufnahme sorgfältig dem Hörerlebnis zugänglich zu machen.

Mit zirpenden und schwingenden Synthies startet das Duo in den ersten Track mit dem Titel „Laajat Sointipinnat“, der mit 27:18 Minuten der längste Track des Albums ist. Nach wenigen Momenten kommen Harmonien bzw. leichte Melodiebögen auf und die Beiden schichten einige Sounds aufeinander, die von Arpeggios untermauert werden. Das Ganze entwickelt sich schnell zu einem hypnotischen Mahlstrom, der psychedelische und spacige Ausmaße annimmt. In diesem Track wandeln die Protagonisten im Kraut- und Spacerock sowie der Elektronik der „Berliner Schule“ und würzen das Ganze mit psychedelischen Elementen. Das ist eine sehr gelungen Melange. Nach ca. sieben Minuten kommt dann ein sehr perkussiver Part von Volker Lankow auf, der dem Sound nochmal eine ganz besondere Note verleiht und ihn organischer klingen lässt. Die Gitarrensounds hat hier Michael Brückner beigesteuert. Nach etwas mehr als 19 Minuten kommt dann gar ein toller Drumrhythmus auf, der dem Ganzen noch ein sehr rockiges Gewand verpasst, bevor es dann wieder recht spacig und elektronisch ausklingt. Ein irres Stück, das verschiedene Facetten besitzt.

Das zweite Stück, das 24:59minütigen „Hitaasti Vellova“, bestreiten dann Breiling und Brückner allein. Mit pfeifenden Synthies und einem dezenten Drumrhythmus startet das Duo in diesen zweiten Longtrack. Dann wird es nach wenigen Momenten recht spacig, da jetzt flächige Sounds vorherrschen. Langsam entwickelt sich dieser Track und wandelt sich dann nach gut sechs Minuten zu einem weiteren Part, der jetzt sehr harmonisch anmutet und mit herrlich perlenden Syntheinwürfen aufwartet. Das klingt recht spannend und fesselnd und wird ab Minuten Neun durch Synthchöre und Mellotronsounds erweitert. Ein klasse Track, der über die volle Länge fesselt.

Im 25:42minütigen Abschlusstrack „Rappeutuva Tila“ kommen dann alle vier Protagonisten zum Zuge. Hallende Synthiesounds leiten in dieses Stück ein. Nach einigen Momenten kommen etwas sakral wirkende Sounds auf, die sich aber nach kurzer Zeit auflösen und in einen mystischen, von zirpenden Synthies durchtränkten Part übergehen. Wenn dann die E-Gitarre einsetzt, wird es gar sphärisch. Schon kurz darauf setzt ein elektronischer Rhythmus sowie eine leichte Melodielinie einer hellen Synthstimme ein und sorgt für hypnotische Momente. Das Stück baut sich immer mehr auf und Volker streut immer wieder perkussive Klänge mit ein, während die Synthies in hohen Klangatmosphären schweben. Nach 14 Minuten wird es dann rockig, da jetzt E-Gitarre und Schlagzeug mit eingreifen und etwas mehr als zwei Minuten sehr krautig zu Werke gehen. Auch in diesem Stück werden die Hörer in einen Mahlstrom gezogen, der sie nicht mehr loslässt.

Achim Breiling und Michael Brückner haben in 2017 eine sehr homogen wirkende Jamsession aufgenommen, die Kraut-, Spacerock, Elektronik der „Berliner Schule“ mit psychedelischen Elementen verbindet. Das Ergebnis ist hervorragend gelungen und bekommt durch die Gastmusiker Volker Lankow und Lars Tellmann darüber hinaus noch eine organische Note. Ein Album, das einen von Beginn an in seinen Bann zieht.

Stephan Schelle, August 2023

 
   

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