Bertrand Loreau – Nostalgic Steps
 

Bertrand Loreau – Nostalgic Steps
Spheric Music (2013)
(9 Stücke, 64:28 Minuten Spielzeit)

Nachdem das deutsche Label Spheric Music im letzten Jahr mit dem Album „Journey Through The Past“ ein Werk mit älteren Aufnahmen des französischen Elektronikmusikers Bertrand Loreau veröffentlichte, folgt am 01.02.2013 mit „Nostalgic Steps“ der Nachfolger auf dem Label. Im Gegensatz zu „Journey Through The Past“ sowie dem Titel der aktuellen Scheibe enthält diese kein älteres Material, sondern vielmehr aktuell eingespielte Stücke. Der Titel der CD weist darauf hin, dass Bertrand Loreau seine Stücke in der Tradition der guten alten „Berliner Schule“ der späten 70’er Jahre gehalten hat. Dabei zeigt Bertrand, dass er es liebt, einzelnen Klängen, Melodien und Sequenzen ihren Raum zu geben, was den Stücken ihren Reiz entfalten lässt.

 


Die neun Stücke der CD weisen Laufzeiten zwischen 2:09 und 11:34 Minuten Länge auf, wobei die kürzeren Tracks klar in der Minderheit sind. Mit dem 2:26 Minuten kurzen Opener „Modulator“ beginnt die CD. Da rauscht es zunächst aus den Boxen und es zirpt. Man hat das Gefühl als wäre man in einer technischen Anlage. Das ist weniger Musik, sondern Betrand erzeugt zunächst mit seinen Klangbildern Stimmungen. Als nächstes kommt dann „Nostalgic Walk“, das jetzt herrliche Flächen und Sequenzerrhythmen bietet, die sofort in Richtung „Berliner Schule“ weisen. Bertrand erzeugt nun harmonische Klangskulpturen, die sanft durch den Raum ziehen und durch einen flirrenden Sequenzerrhythmus getragen werden. Das ist nicht nur an die Berliner Vorbilder angelehnt, sondern hat auch eigenen Strukturen aufzuweisen.

Ein sehr sanftes „Notes And Voices“, bei dem es wieder zirpt und piept, während sanft die Synthieflächen durch den Raum ziehen, schließt sich an. Hier kommt die Nähe zum Stil von Klaus Schulze in Bertrand’s Musik durch. Durch das Zirpen habe ich die Assoziation als wäre ich in einem Krankenhaus und die Klänge würden von Geräten kommen, die den Gesundheitszustand eines Patienten überwachen. Nach etwas mehr als zwei Minuten ist dieses Szenario aber dann vorbei und mit „Semblance Of A Mysterious Dream“ halten wieder Klänge der Berliner Schule Einzug, die dieses Mal an Acts wie Tangerine Dream oder Synco/Frank Klare erinnern. Langsam aber stetig entwickelt sich dieser elfminütige Track.

Zu „Mind Floating“ kann man sehr gut seine Gedanken fliegen lassen. Auf einem leicht vertrackt angelegten Rhythmus aus dem Sequenzer, der auf Synthieflächen gebettet ist, spielt Bertrand einige Melodie- bzw. Harmoniebögen. Die Klänge schmeicheln sich sanft in die Gehörgänge ein. „A Light Of Encore“ das zunächst mit recht sphärischen Klängen eine außerirdische Szenerie auf einem fernen Planten (klingt für mich wie eine Untermalung zu einer Sumpflandschaft) assoziiert, stellt im weiteren Verlauf eine Mischung aus Tangerine Dream und Soundtrack á la John Carpenter dar. Etwas abgedreht wirkt auf mich „Birds Of Nowhere“. Asiatische Klänge, Wellenrauschen, Vogelgezwitscher und Synthietöne, die wie Klangtupfer wirken, erzeugen eine eigenartige Atmosphäre. Könnte ich mir auch gut als Soundtrack in einer „Blade Runner“-artigen Szenerie vorstellen. Mit „Sense Of Heart“ hat Bertrand Loreau wieder einen sehr schönen „Berliner Schule“-Track im Schulze-Stil ans Ende der CD gesetzt.

Auch das zweite Album von Bertrand Loreau bietet wieder herrliche nostalgische Klangmuster, die in Richtung „Berliner Schule“ weisen.

Stephan Schelle, Februar 2013

 
   

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