Bertrand Loreau – Eternal Sorrows
 

Bertrand Loreau – Eternal Sorrows
Spheric Music(2019)

(14 Stücke, 71:47 Minuten Spielzeit)

Der französische Elektronikmusiker Bertrand Loreau hat seit 2012 bereits einige Alben beim deutschen Label Spheric Music veröffentlicht. Seine letzte CD stammt aus dem Jahr 2017 und trug den Titel „Finally“. Jetzt hat er sein Archiv geöffnet und präsentiert auf der im Herbst 2019 erschienenen CD „Eternal Sorrows“ Aufnahmen aus dem Jahr 1981, als er sich seinen ersten Synthesizer, einen KORG MS20, zulegte. 

 

 


Spheric Music informiert über die Veröffentlichung: 1981 war eine Zeit, in der es noch nicht viele Synthesizer gab, geschweige denn Elektronik Musiker, die sich zu dieser Zeit schon einen Namen gemacht hatten. Neben Jarre und Vangelis waren da vor allem Klaus Schulze und Tangerine Dream fast die einzigen, die in der Elektronik-Szene bekannt waren. Zu dieser Zeit werkelte Bertrand Loreau bereits an seinen ersten Werken, die jetzt hier erstmals das Licht der Öffentlichkeit erblickt.

Mit so alten Gerätschaften wie dem Multiman S und dem Micromoog erzeugte Bertrand Klänge, die einen heute noch in den Bann ziehen. Wenn trotz gewisser klanglicher Einbußen, die der damaligen Aufnahmetechnik geschuldet sind (Cassette), die Musik einen berührt und noch stets eine Sogwirkung hat, dann war das Grund genug für Bertrand und dem Spheric Music Label, diese Musik dem Elektronikpublikum nicht vorzuenthalten.

Wer kennt es nicht, wenn sich die Sorgen endlos im Gehirn breit machen und man keinen Ausweg finden will. Dieser Thematik widmen sich die Stücke auf „Eternal Sorrows“. Bertrand hat versucht diese Gefühle in seiner Musik auszudrücken. Dabei hat er sich an der „Berliner Schule“ der 70’er Jahre (hier im Speziellen Klaus Schulze) orientiert, bringt dies aber schon sehr gut in einem eigenen Stil zum Ausdruck. Da es sich um alte Aufnahmen handelt, die um einige wenige Sounds in 2015 erweitert wurden, ist die Qualität an einigen Stellen nicht up to date, sondern rauscht bzw. knistert ein wenig, was aber den Gesamteindruck nur minimal schmälert. Irgendwie verleiht die klangliche Patina dem Ganzen gar etwas Besonderes.

Die Stücke des Albums gehen nahtlos ineinander über, so dass ein mehr als 70minütige Longtrack entstanden ist. Nach dem ruhigen Beginn in „Cry On You“ kommen in „Flying Mind“ Arpeggios und typische Flächen sowie Sounds der 70’er Jahre hervor. Das klingt dabei sehr nach Schulze’s Musik dieser Ära mit sich wiederholenden Sequenzen, rauschenden und flirrenden Synthies. „Time Of The Wind“ besteht dem Titel entsprechend aus rauschenden Synthieklängen, in die sich aber Klangfarben des vorhergehenden Tracks verbinden. Das zeigt, dass Bertrand das Album sehr stimmig aufgebaut hat. Die teils kosmischen und psychodelischen Sounds werden dabei sehr schön von ihm kombiniert.

Sehr schön sind auch die Klangfarben der Synthies, die an Pink Floyd’s Album „Wish You Where Here“ erinnern. Aber auch außergewöhnliche Klänge, die durch den Raum flirren oder Sounds, die man ansatzweise von Jean Michel Jarre (zum Beispiel im Stück „Pologne“) kennt, baute Betrand anno 1981 in diese Musik ein.

„Eternal Sorrows“ ist eine Reise in die musikalische Frühzeit des Franzosen Bertrand Loreau. Diese war vor allem von der „Berliner Schule“ der 70’er Jahre beeinflusst, weist aber auch weitere Zitate großer Musiker wie Jean Michel Jarre auf. Die Klangqualität zeigt einige Alterserscheinungen, die aber nicht groß stören. Gut dass sich Bertrand und Labelinhaber Lambert Ringlage dazu entschlossen haben dieses Frühwerk der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Stephan Schelle, Oktober 2019

 
   

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