Bernd Scholl - One Earth - One Sky
 

Bernd Scholl - One Earth - One Sky
BSC Music (2019)

(
14 Stücke, 77:47 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Bernd Scholl aus Flörsheim am Main (nicht zu verwechseln mit Bernd Scholl aka Moonbooter) begann bereits im Jahr 1980 unter seinem Namen Elektronikmusik zu machen. Zuvor hatte er in verschiedenen Rockbands Keyboard gespielt. Im Jahr 1982 erschien dann sein erstes Soloalbum unter dem Titel „Tales Of Fantasy“, das bereits in der Szene recht erfolgreich war. Es folgten bis 2012 zahlreiche Soloalben. Daneben tritt Bernd Scholl auch regelmäßig in Planetarien auf.

 

 


Zwischen 2016 und 2018 erschienen drei EPs unter dem Titel „The View From Here“ (Part I – III), die Bernd Scholl zum Download anbot. Fans seiner sehr relaxten, ambienten und chilligen Musik, die er mit Worldmusic-Elementen verbindet, fragten daraufhin mehrfach, ob es die drei Teile nicht auch auf CD geben würde. Das hat er dann zum Anlass genommen alle drei Teile auf einen Silberling zu packen und unter dem Titel „One Earth – One Sky“ mit dem Zusatz „The View From Here I – III“ Anfang 2019 zu veröffentlichen. Allerdings sollten sich die Freunde seiner Musik sputen, denn das Album ist durchnummeriert und auf 100 Exemplare limitiert.

Bernd zu der Veröffentlichung: „Alle Titel habe ich nochmals verfeinert, einige haben sogar einen neuen, speziellen Mix erhalten oder erscheinen in einer besonderen Version. Weiterhin gibt es noch einen unveröffentlichten Track auf der randvollen CD.“ 14 Stücke mit Laufzeiten zwischen 3:22 und 9:10 Minuten Länge finden sich auf der CD. Darunter das 5:25minütige „In The Distance“, das bisher unveröffentlicht ist sowie fünf Stücke, die in veränderten Versionen vorliegen. Das auf den EPs vorhandene zwölfminütige „One World – One Light“ ist auf der CD allerdings nur als „One World“ mit einer Laufzeit von knapp sechs Minuten enthalten. Auch die anderen Stücke, die nicht als Edit oder Mix bezeichnet sind, unterscheiden sich minimal in ihrer Spielzeit zu den EP-Versionen.

Den Beginn macht aber zunächst das fast achtminütige „Turn The World Of Time“ (in der Extended Version), in dem Bernd Scholl chillige Sounds mit hypnotischen Grooves verbindet. Zirpende Zikaden, Flächen und ein Hackbrett-Sound eröffnen dieses Stück und verleihen ihm damit einen leicht mediterranen Touch. Man hat dabei das Gefühl, als säße man in einem Garten unter Olivenbäumen, während die Sonne den Körper wärmt, bis dann Gewitter und Regentropfen diese Stimmung verändern und den Hörer in ein erfrischendes Soundgewand kleiden. Perkussion, E-Gitarreneinwürfe und herrlich melodisch/harmonische Klangmuster sorgen für eine entspannte Atmosphäre. Auch gregorianische Chöre werden mit eingestreut, so dass sich dieser erste Track schon von seiner abwechslungsreichen Seite zeigt. Das ist Electronic-Worldmusic pur.

„Earthbound“ folgt dann im Single Edit. Dieser Track ist ein sehr melodisch, sanftes Stück Elektronik, ganz im Stil von Bernd Scholl. Seine Handschrift ist unverkennbar und tritt hier deutlich in den Vordergrund. Auch dieser Track erthält durch seine Instrumentierung wieder Worldmusic-Elemente. Majestätisch wirkt dagegen „Autumn Colours“, das durch seine Streichersounds darüber hinaus einen symphonischen Anstrich bekommt. Sehr gut gefällt mir dabei die sanfte Akustikgitarre. Auch in dieses Stück werden Gesangssamples eingebaut, die dieses Mal nach einer weiblichen Stimme klingen.

Rhythmisch zeigt sich dann „Dance Of The Derwish“. In diesem Stück erinnern einige Passagen an Tangerine Dream. Orientalische Klangfarben entführen dann wieder in andere musikalische Welten. Hier kommen symphonische Klänge zum Tragen, wie sie auch ein Klaus Schulze benutzt, die aber auf eine ganz eigene Weise mit Rhythmen und flirrenden Elektroniksounds sowie mit ethnischem Flair verbunden werden.

„Secret Labyrinth“ wirkt nicht nur durch seine Klangfarben und Harmonien geheimnisvoll, auch die gregorianischen Chöre, die wieder eine sakrale Note mit ins Spiel bringen, unterstützen diese Stimmung. Sobald der Rhythmus einsetzt klingt das auch eine Spur nach der ersten Enigma-Scheibe.

In den nächsten Stücken „Visit To An Ancient Caravanserai“, „The Colours Of Arabia“, „Into The Shadow Of The Casba“ und „Journey To The Sahara Desert“ entführt uns Bernd Scholl dann in die arabische Welt. Dabei geht er teilweise sehr rhythmisch, dann wieder recht ambient vor und baut darüber hinaus einige Samples, Rhythmusmuster und Klangfarben ein, die das arabische Flair verstärken.

Mit 9:10 Minuten Spielzeit ist „Song Of The Sun“, das hier im Space Mix vorliegt, das längste Stück der CD. Chillige und meditative Klangwolken schweben in sehr harmonischen Formationen durch den Raum und sorgen für eine wohlige, hypnotische Stimmung. „One Light“ im Bright Ray Mix entführt dann mit seinen Sounds ins ferne Asien.

„In The Distance“ ist dann der bisher unveröffentlichte Track des Albums. Mit seiner meditativen, chilligen Stimmung fügt er sich gut ins Gesamtbild ein. Hier umschmeicheln vorwiegend weite Flächen, die mit dezent eingefügten Stimmsamples und Sitarsounds verziert wurden, den Hörer. Den Abschluss bildet dann das 5:25minütige „From Here To Infinity“, das mit leicht surrealen Klangmustern versehen ist und in der ersten Hälfte eine eigentümliche, leicht sakrale Stimmung verbreitet. Erst danach kommt ein Rhythmus auf und die typischen Sounds und Melodielinien von Bernd Scholl schälen sich aus diesem Track.

Schön, dass der Elektronikmusiker Bernd Scholl den Fans Gehör geschenkt hat und die drei EPs „The View From Here Part I – III“, die bisher als Download erhältlich waren, auf einen Silberling gepresst hat. In seiner unnachahmlichen Art verbindet er in den 14 Tracks elektronische, ambiente und chillige Musik mit den Klangfarben dieser Welt und nimmt den Hörer damit auf eine weite Reise rund um den Globus. Man sollte sich aber mit der Bestellung beeilen, denn die CD ist auf 100 Stück limitiert.

Stephan Schelle, Mai 2019

 
   

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