Bernd-Michael Land - Hyperreale Reflexion
 

Bernd-Michael Land - Hyperreale Reflexion
Elektro Kartell (2019)

(9 Stücke, 73:45 Minuten Spielzeit)

Nach dem 2018’er Album „Farben“ des aus Rodgau-Hainhausen stammenden Elektronikmusikers Bernd-Michael Land, legt er im Frühjahr 2019 sein neuestes Werk vor, dass den Titel „Hyperreale Reflexion“ trägt. Die CD erscheint im Jewelcase mit 24seitigem Booklet, in dem sich zahlreiche, farbig veränderte Fotografien von ehemaligen Industrieanlagen befinden. Auf der CD werden neben experimentellen Klanggemälden auch einige sehr harmonische Passagen geboten.

 

 


Melodisch geht es zunächst mal mit dem Stück „Impulsunschärfe“ zu, bei dem die anfänglichen Flächen durch merkwürdige Sounds unterbrochen werden, so als wenn eine Horde Menschen durch den Raum hetzt. Danach folgen Klänge wie von einer U-Bahn gefolgt von einem elektronischen Froschkonzert. Eingeschoben werden dann wieder Harmonien und Flächen, die mystisch durch den Raum ziehen. Die Musik passt für mich dabei sehr gut zum Booklet mit den teils großformatigen Aufnahmen von verrosteten Industrieanlagen. Ich habe das Gefühl mit der Musik durch diese verlassenen Gewerke zu wandeln. Zahlreiche Klänge und Ideen werden so schon im ersten nur 5:53minütigen Track verpackt.

Und diese ungewöhnliche Stimmung wird von Bernd-Michael über das komplette Album ausgebreitet. Eine Ausnahme ist unter anderem der 4:23minütige Track „Inteferenz“ der durchgängig mit sehr angenehmen Sounds aufwartet. Schwebende Klangmuster entwickelt Land dann in „Resonanzfrequenz“. Diese Stimmung hält aber nicht lange an und es kommen recht kuriose Sounds auf, die rhythmisch aus den Boxen kommen. Das ist kaum zu beschreiben. Danach setzen hin- und herwabernde Sounds ein und es wirkt alles sehr experimentell.

„Photonenherz“ bringt es auf 14:35 Minuten Spielzeit. In den ersten Minuten kommen sehr schöne, harmonische Klänge aus den Boxen. Bernd-Michael führt diese sehr schönen Harmonien und Klangfolgen über die komplette Länge fort und variiert sie mit Effekten und ändert die Rhythmusfrequenzen. So macht sich eine Spur harmonischer Elektronikmusik breit, die in der Nähe der niederländischen Acts liegt. Ein schönes Stück, das sich fortwährend entwickelt und Spannung sowie Entspannung verbreitet.

Aber schon im nächsten Track, dem siebenminütigen „Quantengravitation“ wird es wieder recht experimentell, in dem Land die ungewöhnlichsten Klänge und Effekte miteinender verknüpft. Zwischendurch kommen mal einigen Harmonien auf, die aber sehr mysteriös wirken. Gleiches gilt für „Cluster 232“.

Das fast neunminütige „Array“ verbindet dröhnende Synthiesounds mit Soundeffekten und sanften Flächen. Diese Kombination bildet einen Spagat zwischen flächiger Elektronik und experimenteller Musik. Das sehr rhythmische, 12:45minütige „Metrik“, das klanglich an alte Videospiele erinnert und das zehnminütige „Oxymoron“, das zwischen schönen harmonischen Parts und experimentellen Klängen wandelt, bilden dann den Abschluss der CD.

„Hyperreale Reflexion“ von Bernd-Michael Land ist kein einfaches Album geworden. Mit „Inteferenz“ und „Photonenherz“ finden sich zwei Stücke mit sehr schönen Harmonien auf dem Album, der Rest ist aber eher experimentell gehalten. Ich empfehle vor dem Kauf unbedingt in das Album hineinzuhören.

Stephan Schelle, Juni 2019

 
   

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