Bernd-Michel Land - Farben
 

Bernd-Michel Land - Farben
Brücken Ton (2018)

(
9 Stücke, 73:57 Minuten Spielzeit)

Bernd-Michael Land ist ein Elektronikmusiker aus Rodgau-Hainhausen. Auf seinen letzten Alben hat er sich thematisch mit der Verschmutzung der Weltmeere („Meeresgrund“) und dem Mittelwellensender („Transmitter 594kHz“) befasst. Auf seinem neuesten Output befasst er sich mit Farben (die hier Synonym für die Vielfältigkeit der Menschen darstellt) und genau so ist dann auch das Album betitelt. 

 

 


Jedes der neun Stücke ist einer eigenen Farbe gewidmet. Das erinnert zunächst an die Farblehre von Broekhuis, Keller & Schönwälder oder an das Konzept „Fragrance“ des Musikprojektes Software, bei dem verschiedene Düfte vertont wurden. Nun also hat Bernd-Michael Land versucht den verschiedenen Farben Klänge und Harmonien zuzuordnen. Allerdings geht es auf dem Album nicht nur einfach um Farben, die dahinter stehende Thematik hat einen ernsten und aktuellen Bezug, es geht nämlich in erster Linie um die Vielfältigkeit, Individualität und unterschiedliche Hautfarbe von Menschen. Damit hat Bernd-Michael Land eigentlich ein politisches Album eingespielt. Was aber erst deutlich wird, wenn man den Begleittext in dem 24seitigen Booklet liest.

Schon das Cover fällt aus dem Rahmen, denn Bernd-Michael hat den Mut bewiesen seinen Körper in den unterschiedlichsten Farben anmalen zu lassen, was auf den ersten Blick lustig aber auch eigentümlich wirkt. Damit beweist er seine multikulturelle Einstellung, die sich durch den Booklettext manifestiert. In der heutigen Zeit ist es ein mutiges aber auch wichtiges Zeichen, das er damit setzt.

Fast jeder kennt die die geschichtsträchtigen Worte „I have a dream“ von Martin Luther King, die aus einer Rede aus dem Jahr 1963 stammen. Oftmals wurden sie in Popsongs verwendet, aber ist die Bedeutung dahinter wirklich in allen Köpfen präsent? Wenn man sich die heutige Situation - nicht nur in unserem Land - ansieht, dann muss man daran zweifeln, denn Rassismus und Fremdenhass scheinen wieder zuzulegen. Meldungen von ausländischen Straftätern werden von einigen Personen hochgespielt. Ja, die gibt es, allerdings werden derartige Verhaltensweisen von Menschen jeglicher Nationalität begangen. Der Wunsch nach Frieden, der in den allermeisten Herzen der Menschen vorhanden ist, scheint derzeit in Gefahr. Bernd-Michael Land möchte mit seinem Album „Farben“ in unserer multikulturellen Welt symbolisch eine diskriminierungsfreie Reflektion der Hautfarben in auditiver Form modellieren. Symbolisch dafür ist auch das in Herzform gehaltene weitere Coverbild, das aus vielen Motiven besteht, die in unterschiedlichen Farben strahlen.

Es geht auf dem Album nicht immer harmonisch und melodisch zu, vielmehr versucht Bernd-Michael Klangformationen zu bilden, die er mit den Farbtönen verbindet. Los geht es mit dem Stück „Rot“, das in 2:26 Minuten synthetische Klangmuster zeigt, die von einer Seite zur anderen durch den Raum ziehen. „Magenta“ wird von Sequenzerrhythmen und Harmonien bestimmt, die stoisch dahin ziehen. Darauf setzt er eine einfache Melodielinie und variiert die Rhythmik sowie Synthiemuster, was teils zu disharmonischen Passagen führt.

Perlende Klangformationen sind dann in „Blau“ zu finden. Diese werden von Klangüberlagerungen ergänzt, was recht eigentümlich wirkt und eher ein Stimmungsbild als eine Melodie erzeugt. Erst nach gut vier Minuten kommen Melodiebögen auf und die Musik wird eingängiger.

Rhythmisch geht es zunächst in „Grün“ zu. Das hat eine fesselnde Wirkung, vor allem wenn dann die Flächen einsetzen und für ein wohliges Gefühl sorgen. Dann verblassen die Rhythmen und der Track wechselt in einen ambienten Part in dem die Flächen nur so dahinschweben. Ein Track zum relaxen. Fast schon technologische Sounds kommen dann im Track „Schwarz“ auf. Dies sind einige Beispiele für die Musik des neuen Albums von Bernd-Michael Land.

Die Idee hinter dem Album „Farben“ von Bernd-Michael Land ist bemerkenswert. Ob der Hörer aber bei den Stücken Assoziationen zu den gewählten Farben aufbauen kann, ist wohl jedem selbst überlassen. Land’s Musik ist dabei recht außergewöhnlich. Hier empfiehlt sich in jedem Fall zunächst ein Probehördurchgang.

Stephan Schelle, Oktober 2018

 
   

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