Bernd-Michael Land – Das Lächeln der Bäume No 5 Definitivum
 

Bernd-Michael Land – Das Lächeln der Bäume No 5 Definitivum
Elektro Kartell (2020)

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8 Stücke, 66:10 Minuten Spielzeit)

Bernd-Michael Land ist ein Elektronikmusiker und -künstler, der bereits auf eine Reihe von Veröffentlichungen zurückblicken kann. Im Dezember 2020 erscheint der fünfte Teil seiner „Das Lächeln der Bäume“-Reihe mit dem Untertitel „Definitivum“. Bei dieser Reihe haben ihn unter anderem die mehrkanaligen Werke von Karlheinz Stockhausen inspiriert. 

 

 


Es stellt sich die Frage, ob die Bäume wirklich noch lächeln können. Gerade die Trockenheit und der Borkenkäferbefall machen es den heimischen Bäumen derzeit nicht leicht zu überleben. Dazu kommen Stürme, die immer wieder über das Land fegen. Das führte zu erheblichen Abholzungen in unseren Wäldern. Leider derzeit alternativlos. Beim Anblick der abgeholzten Flächen verspüre ich körperlichen Schmerz, denn unserer Bäume und Wälder sind für uns überlebenswichtig. Und genau darauf will uns der in Rodgau-Hainhausen lebende Elektronikkünstler Bernd-Michael Land mit seinem neuesten Output „Das Lächeln der Bäume No.5 Definitivum“ aufmerksam machen, denn Bäume sind lebende Wesen.

Bernd ist ein Künstler, da er weit über normale musikalische Strukturen hinausdenkt. Viele der Stücke enthalten melodische Parts, in denen er durch so genannte Field Recordings, also Aufnahmen, die in der Natur entstanden sind, mit elektronischen Sounds kombiniert. Darüber hinaus erzeugt er vornehmlich Klangskulpturen, wie zum Beispiel im 10:40minütigen „Kolorit“. Die ersten vier Teile der „Das Lächeln der Bäume“ sind im Jahr 2015 erschienen. Ende 2020 lässt er nun den fünften Teil folgen, der den Titel „Definitivum“ trägt. Dieser beschließt als letzter Part der Reihe sein ambitioniertes Projekt. Der Abschluss des musikalischen Projektes wurde durch ein Arbeitsstipendium der Hessischen Kulturstiftung unterstützt.

Die CD erscheint im Jewelcase und enthält ein informatives und bildreiches 28seitiges Booklet. Es finden sich elf Stücke mit Laufzeiten von 3:15 bis 10:40 Minuten Spielzeit auf der CD.

Im Booklet beschreibt Bernd die Aufnahmen folgendermaßen: „Es gilt, die unauffälligen Geräusche aus dem urbanen Leben einzufangen, natürlich gewachsene Konstruktionen aus der Natur klanglich darzustellen und auf elektronischem Weg neu zu definieren. Die Geräusche aus der Natur werden mit elektronischen Klängen gemorpht und stehen so in einer dynamischen Wechselbeziehung, um eine neue hybride Realität zu erschaffen. Die Bioakustik möchte nicht mit künstlichen Klangwolken und Drones kollidieren, sondern sich harmonisch integrieren und zu etwas Neuem formen.“ Mit den daraus entstehenden Klangarchitekturen möchte Bernd die Phantasie und die Gedanken der Hörer anregen und sie zum Träumen bewegen.

Den Anfang macht das Stück „Arkanum“, das mit rauschenden Synthies startet. Darauf folgen brodelnde Klänge, die zu einem Rauschen führen, das durch Wasser erzeugt sein könnte. Drones und Harmonien legen sich auf diese Szenerie. Die Naturgeräusche und elektronischen Klänge lässt Bernd dabei verschwimmen, so dass streckenweise nicht mehr zu erkennen ist, was in der Natur aufgenommen wurde.

In dieser Form ist die komplette CD gehalten. Es werden Klänge erzeugt, die sich ständig verändern und so unterschiedliche Stimmungslagen darstellen. Bernd geht dabei wie ein Maler zu Werke, der in seinem Fall mit den Klängen spielt. Mal kommen harmonische Striche (Harmonien) hervor, dann wiederum wirkt es sehr abstrakt und experimentell. So zeigt sich beispielsweise „Synergie“ von einer sehr harmonischen und hellen Seite. In „Ataraxie“ lässt Bernd dann sogar den Sequenzer zu Wort kommen und setzt darauf sehr eingängige Harmonielinien und spendiert in der zweiten Hälfte gar eine Melodie. „Eloquenz“ wirkt dagegen an einigen Stellen bedrückend und durch die ständigen Wechsel recht experimentell. Ein sehr schöner, verträumter Titel ist beispielsweise das 8:13minütige Titelstück.

Mit „Definitivum“, dem fünften Teil der „Das Lächeln der Bäume“-Reihe, beschließt der Elektronikmusiker Bernd-Michael Land dieses musikalische Projekt. Zwar finden sich einige experimentelle Stücke auf dem Album, jedoch zeigt sich Bernd auch von einer sehr harmonischen und melodischen Seite.

Stephan Schelle, Dezember 2020

 
   

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