Fünf der insgesamt sieben Stücke des Livemitschnittes stammen von der CD „Grass“, sind hier aber in ausgedehnter Form enthalten. Los geht es jedoch mit den beiden Stücken „Notre Dame“, das sehr sakral angelegt ist und eine atmosphärische Gitarrenlinie aufweist (das ist ambiente Zeitlupenmusik) und mit „Gartenlust“. Auch Gartenlust weist sehr gemäßigte, ambiente Strukturen auf, bei denen die Trompete ein gewisses jazziges Ausrufezeichen setzt.

Während „Grass“ mit seinen 4:04 Minuten nahezu gleichlang wie die Studiofassung ist, so wurde das Zwischenspiel „Rainpianos“ um mehr als eine Minute auf 2:38 fast verdoppelt und „Shallow Water“, das es in der Studiofassung auf zehn Minuten brachte, wurden dreieinhalb Minuten mehr spendiert. Ebenso wurden „On The Edge“ von drei auf achteinhalb Minuten und „Liza M.“ von acht auf satte 17:43 Minuten verlängert.

Während das experimentelle „On The Edge“ vielleicht ein wenig zu lang geraten ist, können die anderen Versionen allerdings überzeugen. Vor allem „Liza M.“ vermittelt, wie schon die Studioversion, eine surreale Bildkomposition im Kopf, strahlt in dieser langen Version aber eine betäubende Wirkung aus.

In ambienter, leicht reduzierter Form kann Belgium ebenfalls überzeugen. Wer mehr auf elektronische Tunes – teilweise im Zeitlupentempo – steht, der sollte sich diese Liveversion besorgen, zumal sie auf 200 Stück limitiert ist. Hier kann man schon einen guten Eindruck über das Schaffen von Georg Sehrbrock bekommnen.

Stephan Schelle, April 2010