Erbe & Baltes - s-thetic2
 

Baltes & Erbe - s-thetic2
Eigenvertrieb (2015)

(
8 Stücke, 75:55 Minuten Spielzeit)

Der Hagener Elektronikmusiker Stefan Erbe bestreitet seit längerer Zeit ein Programm im Bochumer Planetarium unter dem Titel „Sound Of Sky“. In dieser Reihe stellt Erbe unter anderem Stücke der elektronischen Musik zusammen, die von den Kuppelbildern und Animationen des Planetariums unterstützt werden. Aber auch Live hat er schon im Rahmen der Reihe gespielt und sich unter anderem auch Unterstützung von anderen Musikern geholt.

 

 


Im Dezember 2014 fand eine Kollaboration zwischen Stefan Erbe und Steve Baltes (letzterer bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Ashra und Manuel Göttsching) im Planetarium Bochum statt, die Anfang 2015 mit der CD-Veröffentlichung „s-thetic
2“ dokumentiert wird. Der Titel ist schon eine Spielerei mit dem Wort Ästhetik und ästhetisch ist die Musik auf dem Album dieses Duos in der Tat. Darüber hinaus funktioniert die Musik der beiden auch ohne die Bilder und Animationen aus dem Planetarium hervorragend.

Beide Musiker gehen in ihren Soloproduktionen recht rhythmisch vor, was bei beiden schon einige Gemeinsamkeiten aufwirft. Das beweisen sie auch auf dem Album, das in sich stimmig und sehr homogen wirkt. Dabei werfen sie nicht nur ihre eigenen Stile in die Manege, sondern mischen auch noch stilistische Fragmente von Kraftwerk, Schiller oder Jean Michel Jarre darunter. Herauskommen sehr ansprechende Klangwelten, in die man sich fallen lassen kann.

Atmosphärisch und spacig beginnt die CD mit dem Stück „Chromium“, das es auf fast elf Minuten bringt. Herrlich dahin schwebende Klangmuster umschmeicheln das Ohr des Hörers und lassen ein Bild vor dem geistigen Auge entstehen, bei dem die Sternkonstellationen langsam an der Kuppeldecke des Planetariums dahinziehen. Nach gut drei Minuten setzt dann ein sanfter Rhythmus ein, ohne dass die relaxte Stimmung unterbrochen wird. Im zweiten Teil kristallisiert sich dann der typische Sound von Stefan Erbe heraus, untermalt von einigen Rhythmusmustern, die Steve Baltes zuzuordnen sind. Das ist schon mal ein gelungener Einstieg in das Album.

Nahtlos geht es dann mit „Into The Blue“ weiter, das zunächst eine einfache Pianofolge mit Echoeffekt zu bieten hat, um nach wenigen Momenten in einen Schiller-artigen Part umzuschwenken. Sound und Rhythmus erinnern in diesem Stück sehr stark an das erfolgreiche Musikprojekt von Christopher von Deylen. Ein sehr schöner Track in dem im weiteren Verlauf noch sehr akzentuierte und außergewöhnliche Rhythmusmuster eingestreut werden. Das zwölfminütige Titelstück beginnt dagegen sehr sphärisch, wechselt in einen rhythmisch/ambienten Teil, der eine hypnotische Ausstrahlung hat und steigert sich dann zu einem rhythmischen Part, der u. a. einen stampfenden Beat aufweist. Hier mischen sich perfekt die Stile der beiden Musiker.

Mit „Eclipse Lunaire“ nähern sich die beiden soundmäßig dem großen Franzosen Jean Michel Jarre an, ohne aber eine Kopie dessen abzuliefern. Vielmehr machen sie sich einige Sounds des Franzosen zu Eigen und kreieren daraus etwas Neues. Bei „Sepia“ bleiben die Melodien fast außen vor, denn die beiden produzieren Klanglandschaften, die Stimmungen erzeugen. Danach geht es in Richtung Düsseldorf, denn in „Liquid Buildings“ sorgt der Rhythmus für Assoziationen an Kraftwerk. Und auch Erbe’s Stil ist hier deutlich herauszuhören.

Mit „Ultra“ kommt dann noch einmal ein 16minütiger, schwebender Track zum Vorschein, der eine große Strahlkraft besitzt. Das klingt für mich nach einem Soundtrack. Fast loungig geht es dann mit „Exit-S“ aus dem Album heraus.

Mit dem Album „s-thetic2“ liefert das Duo Stefan Erbe und Steve Baltes ein sehr schönes, teils rhythmisches, teils ambientes Album ab. Beide Stile werden von den Musikern perfekt miteinander verschmolzen und um weitere stilistische Elemente, die mal an Schiller, Jean Michel Jarre oder Kraftwerk erinnern, ergänzt. Ein sehr schönes Album, dem noch weitere folgen dürfen.

Stephan Schelle, Februar 2015

 
   

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