Arcana Obscura - Lemuria
 

Arcana Obscura - Lemuria
ConSequence Records (2011)
(16 Stücke, 69:35 Minuten Spielzeit)

Im Dezember 2011 erreichten mich drei Veröffentlichungen des Labels ConSequence Records, das mir bisher unbekannt war. Auch von den Musikern, die auf diesem Label veröffentlichen, hatte ich bisher noch nichts gehört, so auch nicht von Arcana Obscura, die seit Jahren bekannt im Darkwave, EBM, Industrial und Ritual sind und seit 2003 eine neue musikalische Ausrichtung in mittelalterliche, klassische und mystisch archaische Klanglandschaften erfahren.

 


Mittlerweile hat dieses Projekt bereits zehn Alben auf dem Markt, das letzte trägt den Titel „Lumeria“. Das Anliegen von Arcana Obscura ist es, mittelalterliche Instrumente, historische und internationale Texte und experimentelle Computersoundcollagen mit dem Gesang von drei sehr unterschiedlichen, ausdrucksstarken weiblichen Stimmen zu mischen, die es verstehen, den Hörer in verschiedene Epochen und sehnsuchtsvolle Welten zu führen.

Hinter Arcana Obscura verbirgt sich im Wesentlichen der Musiker Thomas Gäbhard. Wer sonst noch auf dem Werk mitwirkt ist durch die mir vorliegende CD-Beigabe (lediglich ein Coverblatt mit Titelangaben) nicht ersichtlich.

Auf der CD sind sowohl Eigenkompositionen wie auch neue Arrangements traditioneller Musik zu finden. Los geht es mit dem aus Bulgarien stammenden Traditional „Ogreyalla“, das Arcana Obscura in ein modernes Gewand verpackt haben. Ein mittelalterlicher Rhythmus und Sounds wie von Schalmeien oder Dudelsäcken werden mit Synthiesounds unterlegt. Dazu gibt es dann einen weiblichen, näselnden Gesang der ebenfalls ans Mittelalter erinnert. Alles zusammen macht eine unglaubliche Faszination aus, in der man sofort gefangen ist. Und durch den stampfenden Rhythmus ist dieser Track auch noch tanzbar.

Es folgt das auf alten deutschen Texten beruhende „Zauberspruch“. Der Track wirkt sehr mysteriös wie aus 1.000 und einer Nacht. In diesem Stück gehen die mittelalterlichen Gesangsstimmen, die einen Text interpretieren, der nicht zu verstehen ist, mit den Electronics und dem akzentuierten Rhythmus eine perfekte Verbindung ein. Auch der nächste Titel „Inperayntz - Verges Ses Par“ entführt den Hörer ins Mittelalter, denn Flöten und Keyboards klingen so als säße man bei Hofe. Nach diesem nicht ganz zweiminütigen instrumentalen Zwischenspiel geht es dann mit „Agony“ weiter, das fette Bassläufe und Gitarren mit Flöten und Gesang vereint und so wiederum eine Mischung aus Mittelalter und Moderne herbeiführt.

Und in diesem Stil geht es munter weiter. Mal meint man auf einem mittelalterlichen Basar zu sein („Stella Splendes“), dann wiederum scheint man einem religiösen Zeremoniell beizuwohnen („Goddess Of The Moon“ - das auch Keyboardsounds á la Tangerine Dream bereit hält) oder man scheint durch eine Kasbah zu schlendern und einem arabischen Tanz zuzuschauen. Immer schafft es die Band altertümliche Stimmungen mit modernem Flair zu verbinden und genau das macht den Reiz von „Lemuria“ aus.

Ein absolutes Highlight des Albums ist auch „Cuncti Simus Concanentes“, das mit einem überwältigenden Rhythmus aufwarten kann. Er steht im starken Kontrast zu dem weiblichen Gesang, der sofort ins Ohr geht. Am besten die Anlage richtig aufdrehen und sich von dem Rhythmus wegblasen lassen.

Last euch von Arcana Obscura in eine andere Welt oder ein anderes Zeitalter mitnehmen. Diese Mischung aus mittelalterlichen und modernen Klängen hat eine ungeheure Sogwirkung und fasziniert vom ersten Ton an. Arcana Obscura haben einen ganz eigenen Sound entwickelt, der für mich absolut neuartig ist. Aufgrund ihrer hypnotischen Ausstrahlung und dem ungewöhnlichen Sound kann ich die CD sehr empfehlen.

Stephan Schelle, Dezember 2011

 
   

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