Andreas Baaden – Night Walk
 

Andreas Baaden – Night Walk
MellowJet Records (2023)

(11 Stücke, 69:59 Minuten Spielzeit)

Der bereits seit dem Jahr 1980 elektronische Musik machende, in Bad Honnef lebende Andreas Baaden veröffentlicht bei MellowJet Records Anfang 2023 sein mittlerweile zehntes Album. Es trägt den Titel „Night Walk“ und enthält elf Stücke mit Laufzeiten von 3:14 bis 9:59 Minuten Länge. Die Stücke sind im Zeitraum 2020 bis 2022 entstanden, also einer Zeit, die für uns durch die Pandemie recht eingeschränkt verlief. Andreas sagt über das Album: Ich habe all mein Gefühl und ich habe im ganz besonderen Jahr 2020 mein ganzes Gefühl und mein Herz in diese Musik gesteckt, und ich denke, das hört man auch.

 

 


Elf Stücke hat Andreas auf das Album gepackt. Die Laufzeiten der Stücke liegen zwischen 3:14 und 9:59 Minuten Spielzeit. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass „Icy Worlds In A Habitable Zone“ und „Dropping In At 800 AD“ in jeweils zwei Teilen vorliegen.

Das Album beginnt mit dem 4:14minütigen „Think First And Do The Second Move“. Die Botschaft des Songs ist laut Andreas: Erst denken, dann handeln, um sich auf das wichtigen Dinge zu fokussieren. Nimm dir Zeit zum Leben! Der Track wird von einer pulsierenden Bass-Sequenz bestimmt, die mit einem Electrobeat unterlegt ist. Der Track ist recht melodisch und enthält einige musikalische Farben, die an Alan Parsons erinnern. Ein schöner Einstieg in das Album.

Der Longtrack „Icy Worlds In A Habitable Zone“ ist der Soundtrack zu einer Reise nach Europa, dem Mond des Jupiters (Teil I), und zu Enceladus, dem Mond des Saturns (Teil II). Beide sind eisige Monde und befinden sich eigentlich außerhalb der lebensfreundlichen Zone um die Sonne. Aber die starke Schwerkraft der beiden Riesenplaneten sorgt dafür, dass es unter dem Eis der beiden Monde relativ warm ist - es gibt riesige Ozeane, die tiefer liegen als die der Erde, und man vermutet dort Leben. Die Suche nach extraterrestrischem Leben kann die Menschheit vereinen und ihr eine gemeinsame Vision geben. Der erste gut zehnminütige Part beginnt dann auch - nach einer kurzen Pianoeinleitung - mit sehr sphärischen Sounds, die teils (durch einen Orgelsound) auch einen sakralen Anstrich besitzen. Ab Minute 1:20 wird es dann rhythmisch, wobei zunächst der spacige Sound beibehalten wird. Nach einigen Momenten entwickelt sich das Stück zu einem leicht hymnischen, sehr melodischen Part mit leichtem Popappeal und bekommt zum Ende hin einen pumpenden Beat spendiert. Nahtlos schließt sich dann das 8:25minütige „Icy Worlds in a Habitable Zone, Part II - Enceladus“ an. Auch hier ist es zunächst recht spacig. In diese Flächen setzt Andreas hallende Klangtupfer und flirrende Synthiessounds. Diese spacige Stimmung bestimmt die erste Hälfte des Stückes, die sich dann wieder durch Melodielinien und einen sehr schönen Rhythmus weiterentwickelt.

Das folgende „The Light Behind The Dark Side“ ist 7:11 Minuten lang. Der Track beginnt mit düsteren Sounds, die sich dann aber durch Rhythmusmuster und melodischen Elementen in einen helleren Bereich bewegen. Der Track soll laut Andreas deutlich machen, dass es nach einer schweren Zeit wieder aufwärts geht. Die Dinge werden besser, und ohne diese Hoffnung ist das Leben sinnlos. Die Suche nach dem guten, dem besseren Leben ist der Sinn des Lebens. Diese Stimmung hat er in dem Track recht gut eingefangen.

Das 4:40minütige „Lunar Jam“ führt uns auf den Erdtrabanten, den Mond. „Up To The Moon“, verkündete John F. Kennedy im Jahr 1961 - und es war erfolgreich. Aus der Rede hat Andreas ein Sample in den Track eingefügt. Der Apollo-Geist von damals zeigt uns: Menschen können alles schaffen, wenn sie nur wollen. Warum also nicht auch Hunger, Umweltzerstörung und Krankheiten. Der Track beginnt sehr ruhig und geht dann auch wieder in einen rhythmischen Part über. Der Track ist ganz ok, aber es fehlt aus meiner Sicht noch das gewisse Etwas.

Sanft weht dann zunächst das vierminütige „Sensing Colours“ durch den Raum. Nach wenigen Momenten spendiert Andreas dem Stück dann aber einen druckvollen Sequenzerbeat, der Grundlage des Stückes bleibt, auf den er dann seine Harmonien setzt.

Es folgt der nächste, zweigeteilte Longtrack, der mit dem 8:18minütigen „Dropping In At 800 AD, Part I“ beginnt. Die Idee dahinter beschreibt Andreas wie folgt: Der zweite Longtrack des Albums beschreibt eine Zeitreise in zwei Teilen: „Dropping In At 800 AD“. Ein Zeitreisender strandet in der Nähe eines Klosters im Jahr 800 AD. Mönche singen. Der Wissensvorsprung unserer „modernen“ Zivilisation hilft ihm nicht, im Gegenteil. Bald landet er in einem Kerker. Mit Mühe gelingt es ihm, Hoffnung zu finden und er fasst Fuß in der Vergangenheit. Mysteriös beginnt Part I. Nach wenigen Momenten kommen synthetisch bearbeitetes Glockegeläut und sakral wirkende Synthchöre auf. Nach einigen Minuten startet dann eine Melodielinie und ein pulsierender Sequenzer sowie ein programmiertes Schlagzeug bilden den rhythmischen Unterboden. Der zweite Part baut auf Part I auf und bietet einige leichte Variationen.

Das 3:14minütige „Interlude 2021“ ist ein melancholisches Stück, bei dem sich Andreas die Frage gestellt hat, wie das Jahr verlaufen wird. Es wird von einer schönen, ruhigen Melodie bestimmt, in die sich nach einer Minute ein rhythmisches Arpeggio einfügt.

„Take Time Forever“ ist ein Stück, bei dem Andreas sich vom Buch „The City And The Stars“ des britischen Science Fiction Autors C. Clarke hat inspirieren lassen, der eine Milliarde Jahre nach unserer Zeit spielt. Das Leben der Menschen wird von einem riesigen Computer bestimmt. Sie sind unsterblich, aber nicht glücklich. Das klingt wie ein Soundtrack zu einem Science Fiction Film. Das Album beschließt dann der 4:42minütige Track „Going For A Night Walk“.

„Night Walk“ von Andreas Baaden ist ein Album das unterschiedliche Stimmungen vermittelt. Mal geht es sehr spacig zu, dann wieder melancholisch. Die Musik bleibt aber über den Großteil des Albums sehr melodisch und auch rhythmisch.

Stephan Schelle, Januar 2023

 
   

CD-Kritiken-Menue