Andreas Akwara – Blue Velvet
 

Andreas Akwara – Blue Velvet
Groove Unlimited (2009)
(9 Stücke, 68:25 Minuten Spielzeit)

Anfang 2009 erscheint unter dem Titel „Blue Velvet“ das mittlerweile fünfte Soloalbum des deutschen Elektronikmusikers Andreas Akwara. Auch auf dem neuen Album, das wie schon seine Vorgänger beim niederländischen Elektroniklabel Groove Unlimited herauskommt, hat Andreas seine Stücke wieder in Parts eingeteilt.

Ebenso, wie es mir bei seinem Vorgänger „Occult Sanctum“ aus dem Jahr 2006 ergangen ist, geht es mir auch mit seiner neuen CD. Ich bin mir nicht ganz schlüssig, ob mir das Album gefällt oder nicht. Das liegt vor allem daran, dass Andreas melodische Parts mit reinen Ambientdrones vermischt. Die einzelnen Stücke der CD hat Andreas nahtlos ineinander geflochten, so dass das Album sehr kompakt wirkt.

 

 


Während das Album für meinen Geschmack eher etwas uninspiriert mit „Blue Velvet Part I“ beginnt (am Anfang sind die Effekte - Kinderstimmen, Kirchenglocken, Synthieflirren - noch viel versprechend, wird anschließend eine Grundstruktur über mehr als zehn Minuten ausgebreitet, ohne eine Spannung aufzubauen), sorgt zumindest in „Part II“ ein etwas stampfender Rhythmus für mehr Pep. Auch die eingesprenkelten Synthieklänge sorgen für eine harmonisch/melodische Stimmung. Die flirrenden Synthie-Effekte unterstützen dies dann noch.

„Part III“, der mit 24 Minuten Spielzeit längste Track des Albums, fährt dann einen Sequenzerrhythmus auf, zu dem Andreas einige Flächen und Soundvariationen mischt. Das ist dann schon wieder eher etwas für mich. Ein Stück, das sich nur langsam verändert, dabei aber immer eine harmonische Ausrichtung hat. Und zum Ende kommen dann noch Rhythmen hinzu, die nach afrikanischer Perkussion klingen, das gefällt mir wirklich gut. Hiervon hätte ich mir noch mehr gewünscht.

„Part IV“ lebt von einem gemächlichen Rhythmus und einer Melodielinie, die zusammen wirken, als würde eine Technonummer in Zeitlupe gespielt. Das finde ich aber auch wieder sehr ansprechend, auch wenn die Harmonien recht simpel klingen. Bei Part „V“ hab ich zunächst Jarre im Kopf, aber dieser Eindruck ist schon nach dem Bruchteil eines Augenblicks wieder verschwunden. Im Verlauf kommen hier auch wieder technoartige Sounds ins Spiel. Es wirkt aber alles sehr zusammengewürfelt und etwas konfus. Dieser Track, wie auch der folgende kurze „Part VI“ haben den gleichen Rhythmus und könnten auch als ein Stück durchgehen. Im letzteren wird die techno-/houseartige Sequenz etwas deutlicher herausgestellt, ohne mich aber für sich einzunehmen.

Ganz anders geht es bei „Part VII“ zu. In diesem Stück erschafft Andreas eine sehr angenehm wirkende Ambientatmosphäre. Ruhige, schwebende Klänge und Töne, wie mit einer Klangschale erzeugt, bringen einen tibetanischen Touch in diesen Track. Hier kann man sich als Hörer einfach fallen lassen und entspannen. Im „Part VIII“ hat Andreas die berühmte Rede von Martin Luther King u. a. mit den Worten „I Have Dream“ verarbeitet. Das klingt zwar pathetisch, aber leider wirkt sein Elektroniksound hier für mich ziemlich überfrachtet. Da beißen sich die Synthieflächen und die unterschiedlichen Rhythmussounds mit den Sprachfetzen. Mit dem ruhigen, wieder Stimmung erzeugenden „Part IX“ beendet Andreas dann seine CD und holt den Hörer von dem Rhythmusgemisch der vorangegangenen Nummer wieder runter. Während Andreas im ersten Teil nur Stimmungen hervorruft, wird es im zweiten Teil dann auch wieder melodischer. Die Melodieführung zeigt gute Ansätze, kann mich aber nicht ganz überzeugen.

Wie oben schon erwähnt, bleibt bei mir ein durchwachsener Eindruck zurück. Wer die bisherigen Werke von Andreas Akwara mag, der kann auch hier zugreifen, alle anderen sollten zunächst Probehören.

Stephan Schelle, März 2009

 
   

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