Alio Die & Parallel Worlds – Circo Divino
 

Alio Die & Parallel Worlds – Circo Divino
Hic Sunt Leones (2010)
(6 Stücke, 53:41 Minuten Spielzeit)

Alio Die alias Stefano Musso, ein aus Italien stammender Musiker, der seit 1990 seine Musik veröffentlicht und der Grieche Bakis Sirros, der als Parallel Worlds Ambientmusik herausbringt, haben sich zusammengetan und veröffentlichen im Frühjahr 2010 ihr erstes gemeinsames Werk unter dem Titel „Circo Divino“. Die beiden haben die sechs Stücke, die auf dem Album enthalten sind, komponiert und eingespielt. Neben den Elektronikern wirkt noch India Czajkowska bei drei Titeln mit und steuerte Stimmen und Effekte bei.

 


Sechs Stücke haben die beiden auf dem Album platziert, deren Laufzeiten zwischen 5:15 bis 10:28 Minuten liegen. Dabei legen sie den Fokus auf die Erzeugung von Stimmungen und weniger auf melodische Inhalte. Mit dem mehr als zehnminütigen „Lost Fractales“ starten sie ins Album. Eine Atmosphäre, als würde man auf einer Veranda sitzen und einem Windspiel zusehen und –hören, bestimmt im ersten Teil das Bild. Doch sobald die weibliche Stimme hinzukommt, wirkt das Ganze etwas surreal. Stimmlich wandelt India zwischen engelsgleich und Irrsinn. Stefano und Bakis spielen in diesem Stück unter anderem mit wechselnden Stimmungen sowie mit der Lautstärke. An einigen Stellen tritt sogar eine melodische und rhythmische Form zu Tage.

Als nächstes folgt das zehnminütige Titelstück. Ein sich langsam entwickelnder Ambienttrack, der auf mich nicht wirklich nach einem Zirkus klingt, sondern eher schwebende Soundcollagen bietet. Auch in diesem Stück erzeugen die beiden Stimmungen, ähnlich denen, die Bakis bei seinem Soloprojekt Parallel Worlds präsentiert.

Durch den Rhythmus bekommt das neunminütige „Nuvole di Palissandro“ einen etwas ethnischen und auch durchaus erdigen Klang, obwohl auch hier die ambienten Stimmungsbilder im Vordergrund stehen. Das klingt für mich ähnlich wie die Musik von Künstlern wie Steve Roach oder auch Vidna Obmana. „Sorinel“, das es noch auf acht Minuten bringt, wird von einem düsteren Rhythmus und einem gleichartigen Sound bestimmt. Auch diesem Stück verleiht Indra ihre Stimme, die sich der düsteren Atmosphäre ebenfalls anpasst. Das ganze wirkt auf mich etwas verstörend. Und dann nach ca. zwei Minuten ändert sich die Ausrichtung und wechselt in einen hypnotischen Rhythmus, der pulsiert und auf den einige hart klingende Harmonien gesetzt sind. Das verströmt allerdings eine ungeahnte Faszination. Aus dem zunächst – für meinen Geschmack - uninteressanten Track entwickelt sich plötzlich ein fesselndes Stück.

Das fünfminütige „Electrostatic Forest“ bietet fernöstliche Atmosphäre, die durch Sitar ähnliche Klänge und wie Klangschalen anmutende Sounds hervorgerufen wird. Dazu perlen Wassertropfen herab. Eine ruhige, ambiente Stimmung macht sich breit, allerdings fehlt mir der gewisse Pep. Den Abschluss bildet dann das zehnminütige „Slide Of Grace“. Es handelt sich um ein weiteres, sich langsam entwickelndes Ambientstück.

„Circo Divino“ ist eine Ambientscheibe im Stile von Parallel Worlds, Vidna Obmana und Steve Roach. Zugegebener Maßen sind dies nicht meine Favoriten im Elektronikbereich, daher kann mich die CD auch nicht überzeugen. Wer aber auf die Veröffentlichungen der vorgenannten steht, der sollte auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren.

Stephan Schelle, Mai 2010

 
   

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