Blanko
 

Aliens Project – Zero Gravity
Eigenvertrieb / Elektro Kartell (2011)
(19 Stücke, 73:49 Minuten Spielzeit)

Meine erste Begegnung mit der Musik von Aliens Project, hinter dem sich der süddeutsche Musiker Bernd-Michael Land verbirgt, hatte ich im Jahr 2008. Damals war es die CD „Behind The Blue Room“, die mir die Welt von Aliens Project eröffnete. Im Herbst 2011 erscheint das Folgewerk „Zero Gravity“, das insgesamt 19 Stücke mit Laufzeiten zwischen 1:37 und 5:59 Minuten bereithält.

 


Wer nun aber bei der Kürze dieser Stücke an Songorientierte Elektronikmusik denkt, der liegt falsch, denn wie schon auf „Behind The Blue Room“ sind es vor allem experimentelle, soundtrackartige Klänge, die auf dem Album dominieren. Aber trotz alledem ist die Musik von Aliens Project – entgegen dem CD-Titel - alles andere als „haltlos“. Die Musik besitzt genügend Substanz und wird vor allem durch ungewöhnliche Klänge bestimmt, die man bisher so noch nicht gehört hat. Das macht den Reiz dieses Werkes aus.

Mit „Deep Universe“ startet die CD recht spacig und ich hab das Gefühl, das mir die Klänge in der Tat den Boden unter den Füßen wegreißen und ich schwerelos in der Luft hänge. Das wird vor allem durch den dröhnenden Synthie bei mir erzeugt. Ganz anders stellt sich „Time Goes Bye“ dar, das wie aus einer antiquierten Fernsehserie entnommen zu sein scheint und doch sehr modern klingt. Dabei werden Sounds benutzt, die mich an große Standuhren erinnern, so dass der Bezug zur Zeit auch wieder hergestellt ist. Der gemächliche Rhythmus tut sein übriges, ohne den Track aber in harmonische Gefilde zu schicken.

Beim anschließenden „Space Rider“ scheinen „Berliner Schule“-Anleihen aufzukommen, denn die Mellotron-Sounds klingen nach 70'er Jahre. „Lil Moon Farter“ hat dagegen mit seinem Sound eher eine Spur „Yellow Magic Orchestra on the Rock“ zu bieten. Vor allem das Schlagwerk zeigt hier rockige Strukturen. „Communicator“ blubbert und wabert recht bedrohlich aus den Boxen, während „Ghosthouse“ dann doch eine Art Song präsentiert. Der Track weist eine Spur Kraftwerk auf, der aber mit verändertem Sound auch housartig klingt.

Ein weiterer Pluspunkt der CD ist das schöne Booklet, das auf 24 Seiten (jawohl, so viele sind es tatsächlich) herrliche Bilder vom Weltall zeigt. Das hat ebenfalls etwas von Science Fiction und verstärkt den Soundtrack artigen Flair des Albums noch einmal.

Bernd-Michael Land hat mit seiner neuesten Aliens Project-Veröffentlichung „Zero Gravity“ wieder mal den Soundtrack für den nächsten Science Fiction Film geschaffen. Seine ungewöhnliche Musik klingt streckenweise wie Soundbeispiele, die aber so gut ausgearbeitet sind, dass sie schon wieder wie eigene Stücke wirken. Ein Album jenseits der ausgetretenen Soundpfade.

Wer außerhalb der normalen Hörgewohnheiten Platz für ungewöhnliche Klänge hat, die nicht immer harmonisch oder melodiös sein müssen, der bekommt mit „Zero Gravity“ etwas Neues auf die Ohren. Am Besten man nimmt sich dazu ein Perry Rhodan-Heft oder etwas ähnliches und entschwindet in die Weiten der Galaxie.

Stephan Schelle, November 2011

 
   

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