Alien Nature – Sacred Journey
 

Alien Nature – Sacred Journey
Eigenvertrieb (2014)
(
4 Stücke, 73:51 Minuten Spielzeit)

Nach seinem 2013’er Album „The Airtight Garage Of Jerry Cornelius“ legt der deutsche Elektronikmusiker Wolfgang Barkowski alias Alien Nature im Sommer 2014 mit „Sacred Journey“ sein neuestes Werk vor. Allerdings handelt es sich nicht um aktuell komponiertes Material, vielmehr hat Wolfgang Musik, die in der Zeit zwischen 2004 und 2005 entstanden ist, auf der CD „Sacred Journey“ zusammengefasst.

 

 


Inspiriert wurde Wolfgang bei der Erstellung der vier Stücke, deren Laufzeiten zwischen 6:39 und 44:40 Minuten liegen, von dem Film „Montana Sacra – Der heilige Berg“ des chilenischen Regisseurs und Autors Alejandro Jodorowsky. Den Film kenne ich nicht, er wird aber von Kritikern als äußerst verstörend, kryptisch und bildgewaltig beschrieben.

Auch wenn die Musik der CD auf mich auf Dauer etwas anstrengend wirkt, so ist sie Musik beileibe nicht so verstörend wie die Filmkritiker den Film beschreiben. Perkussion und Flächen eröffnen zunächst die CD im ersten Stück, dem zwölfminütigen „Der Alchemist“. Herrliche Flächen durchziehen den Raum, während eine Art Tabla-Rhythmus und Perkussionselemente diese Harmonien unterlegen. Das ist Musik, in die man sich fallen lassen kann und die zum Träumen anregt. Um diese Art von Musik zu genießen muss man die Grundlage – also den Film – nicht kennen, sondern kann seine ganz eigenen Bilder vor dem geistigen Auge entstehen lassen. Nach einigen Minuten kommen Synthieklänge auf, die etwas schriller aus den Boxen kommen. Die entspannte Harmonie wird sobald unterbrochen, ohne dass die Stimmung aber in bedrohliche Gefilde umschwenkt.

Dem folgt das sechsminütige Titelstück. Gemächlich und in sakralem Gewand ziehen die Synthieflächen dahin. Nach gut zwei  Minuten kommt dann wieder die ethnische Perkussion auf und sorgt für den Grundrhythmus, auf den dann die Flächen ihre Bahnen ziehen, während Gitarrenklänge und Töne akzentuiert eingestreut werden. In diesem Stück erschafft Wolfgang eine ganz eigentümliche Atmosphäre, die sich im Verlauf durch die Veränderung der Dynamik noch steigert.

Hieran schließt das fast zehnminütige „Going Through Solid Matter“ an. Zunächst bietet dieses Stück hypnotische Synthieklänge die eine gewisse Sogwirkung haben, ohne Harmonien zu zeigen. Auch hier setzt nach etwa zwei Minuten ein Rhythmusmuster ein, das auch schon auf den beiden vorangegangenen Stücken zu hören war. Wolfgang erschafft in diesem Stück wieder surreale und sphärische Klangskulpturen, die hautsächlich auf Stimmungen und nicht auf Melodieführung setzen. In der zweiten Hälfte wird es dann recht experimentell.

Das mit gut 45 Minuten Spielzeit ausgestattete Kernstück hat Wolfgang ans Ende der CD gelegt. Auch in diesem Stück werden Stimmungen erzeugt, die aber Harmonien enthalten. Durchsetzt wird dieses Stück durch sakrale, Mönchartige Gesänge, die dem Track eine gewisse Mystik verleihen. Wolfgang verändert über die Länge des Stückes die Strukturen, Klangfarben und Rhythmen, so dass ein Track mit unterschiedlichen Stimmungsbildern entstanden ist.

Auf dem neuesten Werk von Alien Nature, „The Sacred Journey“, dessen Musik aus den Jahren 2004 – 2005 besteht, werden vor allem Stimmungen erzeugt und weniger Wert auf Harmonien oder Melodien gelegt. Stilistisch ist deutlich Wolfgangs Handschrift herauszuhören, auf die Dauer ist diese Art von Musik allerdings etwas anstrengend. Wer aber auf einer musikalischen Reise mit derartigen Stimmungsbildern steht, der sollte hier unbedingt hinein hören.

Stephan Schelle, November 2014

 
   

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