Alien Nature – Heisenberg 2
 

Alien Nature – Heisenberg 2
Eigenvertrieb (2015)
(
6 Stücke, 72:35 Minuten Spielzeit)

Wolfgang Barkowski, der unter dem Pseudonym Alien Nature bestens in der Elektronikszene bekannt ist, veröffentlichte im Jahr 2012 die CDR „Heisenberg 1“. Der Titel machte schon deutlich, dass es Wolfgang nicht bei diesem einen Part belassen würde. Drei Jahre später, im Herbst 2015 erschien nun der zweite Teil unter dem Titel „Heisenberg 2“. Wie schon auf der ersten CDR, so hat Wolfgang auch die Stücke der zweiten CD schlicht „Part 1“ bis „Part 6“ benannt (auf Teil 1 waren es „Part 1“ bis „Part 4“).

 

 


Die Musik auf den beiden Alben dreht sich um das Leben und das Werk von Werner Heisenberg, der durch seine Unschärfenrelation bekannt wurde und maßgeblich an der Quantentechnik beteiligt war. Auch musikalisch ist Alien Nature auf dem neuen Album nicht so weit entfernt von dem ersten Teil. Die Musik des Albums führte Wolfgang zusammen mit Torsten M Abel (TMA) bei Kerzenschein in einem Atelier in den Solinger Güterhallen im September 2015 auf.

Los geht es natürlich mit „Part 1“. Mit einer Art Knistern geht es los, dann kommt eine Melodielinie, die sich recht rhythmisch präsentiert auf, die recht typisch für Alien Nature ist. Wolfgang benutzt Harmonien, Melodien und Klangfarben, an denen man seine Musik schnell erkennen kann. Der stoische Rhythmus wirkt hypnotisch und die Melodielinie geht recht gut ins Ohr. Das ist mal wieder Musik zum Abheben und Davonschweben. Auch der tuckernde Sequenzerrhythmus, der nach gut drei Minuten einsetzt, passt hervorragend in dieses Bild. Im weiteren Verlauf steigert Wolfgang dann die Dynamik und es wird druckvoller. Damit ist Alien Nature ein sehr guter Einstieg in die CDR gelungen.

Auch wenn Wolfgang die Musik auf dem Album in verschiedene Parts unterteilt hat, so handelt es sich doch um ein mehr als 72minütiges Gesamtwerk, denn die Stücke gehen alle nahtlos ineinander über. „Part 2“ übernimmt zunächst den Rhythmus von „Part 1“ wechselt dann aber schnell in einen recht technoiden Teil. Eine kleine Spur an Wave oder Electropop bindet Alien Nature dann in diesen Track ein. Das Stück wirkt recht locker und rhythmisch und doch scheinen die Harmonien etwas monoton.

Spacig beginnt „Part 3“. Dann kommen perlende Sequenzerrhythmen auf und E-Drums sorgen für den rhythmischen Unterbau. Das wirkt an einigen Stellen aber etwas disharmonisch. Dadurch wirkt der Track ungewöhnlich, aber immer noch recht eingängig. In der Mitte des 13minüters wird es dann aber harmonischer und Alien Nature wechselt die Struktur des Stückes mehrfach, was recht gut funktioniert und den Track spannend hält.

Mit Vocoder verfremdeter Stimme startet dann „Part 4“. Nun kommt durch die Klangfarbe des Synthies ein bisschen Kraftwerk-Feeling auf. Aber Wolfgang führt das Stück schon nach wenigen Momenten in eine ganz andere Richtung. Er schichtet einige Klänge übereinander und erschafft etwas ganz Neues. Das klingt wieder recht ungewöhnlich und doch faszinierend. Im letzten Viertel hat man gar das Gefühl einer Livesession beizuwohnen, denn jetzt scheint Wolfgang an den Tasten richtig abzugehen.

„Part 5“ lässt den Hörer zunächst in eine schwebende Klangwolke eintauchen, dann kommt nach gut dreieinhalb Minuten ein Sequenzerrhythmus auf und das Bild ändert sich komplett. Jetzt wird es richtig gut, denn Wolfgang hat hier die richtige Kombination aus Melodie und Rhythmus gefunden. Das Schlagwerk wirkt in diesem Stück auch wesentlich organischer als bei den anderen Tracks. Mit über 19 Minuten Spielzeit ist „Part 6“ der längste Track des Albums. Auch hier wechselt Wolfgang die Stimmungsbilder, in dem er die Struktur des Tracks  zwischen schwebend und rhythmisch pendeln lässt. Am Ende kommt gar noch ein technoider, tanzbarer Rhythmus auf.

„Heisenberg 2“ schließt nahtlos an „Heisenberg 1“ an. Es gibt wieder einige mystische und ungewöhnliche Sounds, die mit treibenden Rhythmen verbunden werden. Damit bietet das Album auch genug spannende Momente im typischen Alien Nature-Stil. Wer die Musik der vorhergehenden Alben mag, der kann auch hier blind zugreifen.

Stephan Schelle, Januar 2016

 
   

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