Alien Nature - Heisenberg 1
 

Alien Nature - Heisenberg 1
Eigenvertrieb (2012)
(4 Stücke, 79:45 Minuten Spielzeit)

Wolfgang Barkowski alias Alien Nature scheint in 2012 recht geschäftig gewesen zu sein, denn nach seinem 2011’er Werk „Station Platforms“ veröffentlicht er zum Ende des Jahres 2012 gleich zwei Werke. Während „Who Goes There?“ als CDR beim SynGate-Label erschienen ist, ist „Heisenberg 1“ (der Titel weist darauf hin, dass wohl weitere Teile folgen werden) im Eigenvertrieb als CDR erhältlich. Das bedeutet allerdings auch, dass der CDR lediglich ein aufklappbares Cover beigelegt ist, das im Innenteil blank ist. Außer den Titeln sind der Veröffentlichung daher keine Infos zu entnehmen.

 


Vier Longtracks enthält die CDR, deren Laufzeiten zwischen 13:52 und 24:19 Minuten liegen. Thematisch geht es bei den Stücken um das Leben und das Werk von Werner Heisenberg, der durch seine Unschärferelation bekannt wurde und maßgeblich an der Quantentechnik beteiligt war. Wolfgang Barkowski hat quasi eine Art musikalischer Biografie mit dem Album erstellt.

Betitelt sind die Stücke lediglich mit „Part 1“ bis „Part 4“, ohne dass die einzelnen Tracks auf Ereignisse oder Stationen im Leben von Werner Heisenberg hinweisen. Man kann sich als Hörer also seine eigenen Gedanken zu der Musik machen. „Part 1“ bringt es auf mehr als 24 Minuten und beginnt zunächst etwas undefinierbar. Vielleicht ist es die Unschärfe der Klänge, die noch nicht genau aufzeigen, wo es hinführen und wie es weitergehen soll. Nach vier Minuten kommt ein recht technischer Rhythmus hinzu und der Track beginnt Fahrt aufzunehmen. Auch steigt ab diesem Moment die Dynamik an. Wolfgang spielt über dem sehr dominanten Rhythmus (er setzt auch Sounds ein, die entfernt an Jarre erinnern) einige Harmonien.

Nahtlos überführt Wolfgang den ersten Part in „Part 2“, das mit sanften Flächen zunächst zu schweben scheint. Nach dem rhythmischen und druckvollen Opener eine Erholung für die Ohren. Gut fünf Minuten lässt Wolfgang diese Flächen wirken, bevor er dann mit Sequenzerrhythmen und Schlagzeug dann wieder rockiger zu Werke geht. Durch das Schlagzeug bekommt dieses Stück eine Krautrock artige Note, die ihr gut zu Gesicht steht. Im letzten Drittel herrschen dann aber wieder elektronischen Gerätschaften und Sequenzerrhythmen vor, um kurz vor dem Ende noch mal ein rockiges Zeichen durch das Schlagzeug zu setzen. Nach 23 Minuten ist dieser Part dann beendet und geht nahtlos in den 18minütigen „Part 3“ über.

Auch „Part 3“ beginnt zunächst mit Flächen, die jetzt aber bedeutungsschwanger in der Luft hängen. Diese Phase dauert gut fünf Minuten an, in der es auch mal sphärisch und experimentell zugeht. Dann kommt ein ungewöhnlicher, treibender Rhythmus aus dem Off und sorgt für unglaublich hypnotische Stimmungsbilder. Nach gut acht Minuten wird es dann melodischer. Der Track entwickelt sich immer weiter und zieht einen magisch an. Das ist hochgradig spannend.

Mit 13:52 Minuten ist „Part 4“ der kürzeste Track des Albums. Aber eigentlich stehen die vier Stücke als ein Opus zusammen. Dieser Track beginnt ebenfalls sehr geheimnisvoll und bedrohlich. Diese Musik könnte ich mir auch gut als Soundtrack für einen spannungsgeladenen Science Fiction- oder Horrorfilm vorstellen. Diese Phase dauert gut zweieinhalb Minuten an. Dann bestimmen rhythmische und transparente Synthieklänge das Bild. Wolfgang wechselt hier Strukturen, Sounds, Melodik und Rhythmik, was den Track spannend hält.

Auch „Heisenberg 1“, das zweite Album von Alien Nature, das kurz vor Jahresende 2012 noch das Licht der Laser erblickt, bietet hochgradig spannende Elektronikmusik. Mystische Sounds und teils treibende Rhythmen sind es, die bei diesem Album bestechen. Sollte man unbedingt reinhören.

Stephan Schelle, Dezember 2012

 
   

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