Selten war ein Titel einer DVD so
treffend wie es „Lichtblick“ für die neue Schiller-Produktion ist. Wahre
Lichtblicke bekommt der Zuschauer, wenn er die Scheinwerferdurchflutete
Color Line Arena sieht. Ein Meer aus farbigem Licht, das speziell auf
die Musik zugeschnitten ist, fließt über die Bühne und durch die Halle.
Nicht nur die Musiker stehen teilweise in tiefblauen Schwaden oder
bewegen sich in rot durchfluteten Sphären, auch der Zuschauerraum wird
in die Lichtshow mit integriert, was in der Totalen eine beeindruckende
Sichtweise bekommt. Als ich bei einem der Konzerte direkt vor der Bühne
stand, war ich wie in diesen Farbwolken gefangen. Hier auf der DVD
bekommt man noch einmal ganz andere Einblicke in diese phantastische
Lichtshow.
Aber auch die Sängerinnen, die
Christopher während der Tour auf die Bühne holte, sind wahre
Lichtblicke. Kim Sanders gehört schon – und ich muss sagen Gott sei Dank
– zur Stammbesetzung. Wie sie hier mit ihrer Stimme und Bühnenpräsenz
das Publikum begeistert und in ihrer Hand zum schmelzen bringt, das ist
einfach immer wieder beeindruckend. Und auch Kate Havnevik, Mia
Bergstroem und vor allem die bezaubernde Anggun sorgen für so manchen
Lichtblick in der Show. Man weiß, dass Christopher bei den
DVD-Produktionen auch Gastmusiker auf die Bühne holt, die ansonsten
leider nicht bei der Tour dabei sein können. Und so präsentiert er zum
einen Mia Bergstroem, die den Song „Playing With Madness“ singt und zum
anderen Midge Ure der eine klasse Version von „Let It Rise“ bietet.
Die „beste Liveband der Welt“, die
Christopher auf der Tour begleitet besteht aus den bereits bekannten
Musikern Ralf Gustke (akustisches Schlagzeug), Cliff Hewitt
(elektronisches Schlagzeug), Christian Kretschmar (Synthesizer) und
Tissy Thiers (Bass). Für den langjährigen Gitarristen Mickey Meinert ist
auf der Tour Andreas Binder an den Saiten zu sehen und zu hören. Er
macht eine sehr gute Figur, so als sei er schon immer dabei gewesen.
Der Klang der DVD ist im DTS 5.1
Format überwältigend. Allein schon der Eröffnungstitel, die
Instrumentalversion von „Playing With Madness“ ist ein Ohrenschmaus.
Hier dreht sich der Sound um den Hörer, denn die Klänge wandern um einen
herum. Das ist einfach atemberaubend und perfekt umgesetzt. Neben den
neuen Stücken werden auch zahlreiche ältere Titel wie „Ruhe“, „Ein
schöner Tag“ „Das Glockenspiel“ oder „Sehnsucht“ in neuen, leicht
umarrangierten Versionen geboten, die alle Sinne ansprechen. Außerdem
ist auf der ersten DVD noch eine gut 15minütige Doku von Philip Glaser
mit dem Titel „Ten More“ enthalten, die die Band neben und hinter der
Bühne zeigt. Man kann gut erkennen, das auch langjährige Profis noch
Lampenfieber haben, was sie alle wieder sehr menschlich und sympathisch
macht.
Die zweite DVD bietet einen
Leckerbissen. Bei einem Geheimkonzert in Berlin, zu dem lediglich 100
geladene Gäste anwesend waren, spielte Christopher einige seiner
Instrumentaltracks mit „kleinem Besteck“. Das soll heißen, dass die
Liveperformance nur von Christopher von Deylen, Christian Kretschmar und
Cliff Hewitt dargeboten wurde. Die Stücke waren leicht umarrangiert und
entfalten so eine etwas andere Atmosphäre. Man höre sich beispielsweise
nur das Schlagzeug von Cliff in „Soho“ an, wow, was für ein Rhythmus.
Dazu wurde keine große Show geboten, alles war viel intimer wie bei den
großen Konzerten und hatte trotz spartanischer Beleuchtung etwas
Magisches. Schon beim zusehen am Fernseher bekommt man Gänsehaut.
Als weiterer Bonus liegt dem Paket
noch eine CD mit neun brandneuen Stücken bei. Nach der Tour zog es
Christopher erneut ins Studio, denn er hatte schon wieder einige Ideen,
die er mit den Sängerinnen Kate Havnevik, Mia Bergstroem, Despina Vandi
und Anggun umsetzte. Vier sehr schöne Gesangstitel, die von fünf
Instrumentals eingerahmt werden bieten noch einmal fast 45 Minuten
komplett neue Musik. Neben „Lichtblick“ wird es das Livekonzert auch als
reine CD (mit 14 Stücken) als EinzelDVD oder Blueray mit dem Titel
„Atemlos Live“ geben. Ich kann aber jedem nur empfehlen die „Lichtblick“-Version
zu kaufen, die mehr Material enthält. Der absolute Leckerbissen ist aber
die Ultra Deluxe Edition, die in einem 50 x 50 cm großen Bild, das auf
Leinwand gezogen ist und auf 1.000 Stück limitiert wurde. Sie wurde von
Christopher signiert und enthält 2 DVDs und 3 CDs (darunter das
komplette Konzert auf DoppelCD).
Mit „Lichtblick“ hat Christopher von
Deylen aka Schiller wieder einmal einen Maßstab für Konzertproduktionen
gesetzt. Bild und Klang lassen keine Wünsche übrig. Beim Anschauen der
DVD – die Blueray wird noch mal ein verbessertes Bild und evtl. einen
noch transparenteren Klang, wenn das überhaupt geht, bieten – laufen
einem ständig wohlige Schauer über den Rücken und die Gänsehaut will
sich gar nicht mehr zurückbilden.
Die Produktion ist ein Muss für jeden,
der noch zwei Ohren und zwei Augen hat. Aber Vorsicht!!! Dieser Stoff
macht süchtig.
Stephan Schelle,
November 2010