Und hier bin ich schon beim ersten
großen Pluspunkt der DVD. Einige Künstler schneiden gerne Ansprachen weg
und kommen gleich zur Sache. Nicht Klaus, er sprach vor seinem Konzert
kurz zum Publikum und hat auch während des Konzertes, zwischen seinen
Stücken noch einige Worte an seine Fans gerichtet. Diese Passagen haben
die Macher zum Glück in den Aufnahmen belassen, was aus der für manchen
Musikfreund etwas kühlen Elektronik ein sehr warmherziges Ereignis
macht. Auch die Zwischenrufe einiger ekstatischer Fans und das Gejohle
hat man zum Glück in der Aufnahme belassen, so kann man den denkwürdigen
Abend noch einmal gebührend Revue passieren lassen.
Und auch Klaus war
von dieser Atmosphäre gefangen und gerührt. Da ist eine Gänsehaut
garantiert, denn die Atmosphäre, die man bei dem Konzert genoss, haben
die Macher gut eingefangen.
Als ich während des Konzertes die vier
Kameraleute auf der Bühne hantieren sah, konnte ich mir nicht
vorstellen, ob das Endprodukt überhaupt den heutigen Ansprüchen
entsprechen würde. Der Schnitt der einzelnen Einstellungen (es waren
insgesamt fünf Kameras beteiligt - eine war vom Mischpult aus auf die
Bühne gerichtet) ist aber in der Endfassung sehr gut gelungen. Es finden
sich keine hektischen Schnittfolgen und auch keine schnellen
Kamerafahrten, die das Gesamtbild stören würden. Dafür gibt es in
einigen Passagen einen gesplitteten Bildschirm und einige
Überblendungen, die aber sehr dezent und effektvoll eingesetzt wurden.
Man kann dem Meister auch in vielen Einstellungen auf die Finger schauen
und sehen, dass nicht alles aus seinem „Rechner“ kam. Der
Konzertmitschnitt ist der Musik entsprechend sehr gut geschnitten.
Auf DVD 1 befindet sich das komplette
109minütige Konzert, das fünf neue Stücke beinhaltet. Während zunächst
Klaus allein beginnt, stößt nach ca. 36 Minuten die aus Australien
stammende Sängerin Lisa Gerrard hinzu und würzt die von Klaus
produzierten Flächen und Sequenzen mit ihrer ausdrucksstarken Stimme.
Dabei wirkt sie mit den zurückgebundenen Haaren und dem blauen Kleid wie
eine Walküre. Lisa ist bekannt durch ihr Projekt Dead Can Dance und hat
erst in 2008 mit Klaus zusammen die DoppelCD „Farscape“ herausgebracht.
Ob Klaus
allein oder zusammen mit Lisa bei den Stücken „Loreley“ und „Wellgunde“
agiert, die Musik verbreitet in jedem Fall eine unglaublich hypnotische
Wirkung. Klanglich ist die Aufnahme darüber hinaus hervorragend in Dolby
Surround 5.1 von Tom Dams (Solar Moon) im Real World Studio von Peter
Gabriel gemischt worden.
Die zweite DVD bietet dann noch einmal
gut 130 Minuten an Bonusmaterial. Zum einen findet sich eine gut
61minütige Dokumentation mit dem Titel „The Real World Of Klaus
Schulze“, in der Klaus, Tom und weitere Techniker bei der Produktion in
Peter Gabriels Studio sowie auf der Loreley gezeigt werden, zum anderen gibt es noch ein gut
68minütiges Interview, das Steven Wilson (Mastermind von Porcupine Tree)
mit Klaus geführt hat. Dieses Interview dürfte somit auch für die
Wilson-Fans von größter Bedeutung sein, spricht er zum Beispiel doch
selber über seine musikalischen Interessen und wie er zur Musik von
Klaus Schulze fand. Einziges Manko, die beiden unterhalten sich in
Englisch und es können keine deutschen Untertitel eingeblendet werden.
Dafür entschädigt aber die einstündige Doku, in der Klaus sehr relaxt
und humorvoll spricht. Ein Beispiel: Klaus übt nicht gern und so sagt er
"Wer übt, fällt dem Kollegen in den Rücken".
Auf diese DVD haben die Freunde der
Elektronikmusik lange warten müssen. Ein absolutes Muss für jeden, der
gute Elektronik mag. Neben einer reinen DVD-Version, die die obigen zwei
Discs enthält, gibt es auch noch eine Special Edition, die darüber
hinaus noch die Aufnahmen auf zwei CDs im Audioformat bieten. Diesen CDs
ist als weiterer Bonus das bisher unveröffentlichte 31minütige Stück
„Nibelungen“ spendiert worden. Die DoppelCD ist im Übrigen auch als
reine CD-Version, ohne die DVDs, erhältlich.
Fazit: Absolute Kaufempfehlung!!!!
Stephan Schelle, November 2008