Drei komplett neue Stücke präsentiert uns der Moog-Meister, von denen er
eines allein spielt und zwei zusammen mit der Ausnahmesängerin Lisa
Gerrard vorführt. Wer nun glaubt, dass er dies von der „Rheingold“-DVD
schon kennt, der liegt nur teilweise richtig, denn neben den neuen
Sequenzen ist vor allem die Stimmung in der Basilika ganz besonders und
weicht erheblich von der auf der Loreley ab. Das liegt zum einen an der
sehr schönen, von vielen Säulen gesäumten Räumlichkeit und zum anderen
an der sehr ansprechenden und völlig anderen Lightshow. Durch die
teilweise gradlinigen Scheinwerferreihen (wirken wie Lichtstäbe) und dem
Wechsel von kalten blauen und warmem oft bräunlichem Licht kommt eine
fast sakrale Stimmung auf, was sehr gut zu dem Auftritt passt.
Wie schon auf der Loreley sind sowohl
Klaus als auch Lisa ausgesprochen gut aufgelegt und von der Stimmung im
Saal auch sehr gerührt. Das macht diesen Konzertmitschnitt zu einem
richtigen Erlebnis und auch für all diejenigen interessant, die im
Besitz der „Rheingold“-DVD sind. Sehr ansprechend begrüßt den Betrachter
das animierte Menü, das in recht hellen grauen Tönen gehalten ist und
schon mal einen Blick auf die Basilika gewährt. Auch schaut die Kamera
während des Konzertes Klaus sehr oft über die Schulter und auf die
Finger, so dass man seine Spieltechnik gut verfolgen kann.
Das Konzert startet Klaus zunächst
allein, in dem er den 28minütigen Titel „Shoreless Two“ auf seinem
elektronischen Instrumentarium allein vorträgt. Hier agiert Klaus
zunächst wie in den 90’ern, als er mit Samples gearbeitet hat. Da sind
Tenorklänge genauso wie auch Chöre und Streicher zu hören. Diese Phase
hatte mir damals nicht ganz so zugesagt und ich bin froh, dass Klaus
diese Sounds in seinem Stück nur über einige Minuten hin verwendet. Nach
gut neuneinhalb Minuten treten die Samples so langsam in den Hintergrund
und die typischen Schulze-Flächen und Harmonien übernehmen das Kommando.
Dann setzt der Sequenzer ein und ein mitreißender Schulze-Track nimmt
seinen Lauf. Was für ein Titel!!!
Zu den Stücken „Bazylika NSJ“ und „Godspell“
kommt dann Lisa mit auf die Bühne und bereichert Klaus’ Synthisounds mit
ihrer unglaublichen Stimme. Wer „Farscape“ und „Rheingold“ kennt, der
weiß, was ich meine. Man sieht, dass Lisa die Töne nicht nur singt,
sondern sie auch in dem Moment der Entstehung lebt, denn ihr Gesang wird
von einer sehr intensiven Gestik begleitet.
Als Bonus hat man dem Mitschnitt eine
mehr als 30minütige Dokumentation mit dem Titel „In The Moog For Love“
in dem Lisa sehr ausführlich zu Wort kommt (auf „Rheingold“ war ja
hauptsächlich Klaus zu hören), spendiert. Die Doku ist in englischer
Sprache und kann mit deutschen Untertiteln angezeigt werden. Es ist
wirklich sehr einfühlsam, wie Lisa die Zusammenarbeit mit Klaus
schildert. Dies kommt fast einer Liebeserklärung (in musikalischer
Sicht) gleich. Man kann gut nachvollziehen, dass sich zwei Künstler
gefunden haben, die auf der gleichen Wellenlänge schwingen und sich
blind verstehen. Daneben sind auch noch Bilder vom Aufbau der Bühne, vom
Konzert im Schillertheater (hier tauchen u. a. kurz Mario Schönwälder
und auch Detlef Keller im Bild auf und ein großer Teil des Stückes „Spanish
Ballerina“ ist zu sehen) und im Tourbus auf der Fahrt nach Warschau (mit
der Band Solar Moon – ihr Kopf Tom Dams ist ja Techniker bei Schulze) zu
sehen. Allein diese Doku ist es Wert, die DVD zu kaufen, da sie viel
über die Zusammenarbeit mit und den Menschen Klaus Schulze vermittelt.
Das Klaus an den Auftritten und dem
Medium DVD gefallen gefunden hat, beweist sein verschmitzer Satz am Ende
der Doku, wenn er in die Kamera lächelt und sagt „See you on the next
DVD“. Mit SPV hat Klaus ein Label gefunden, dass seine Musik sehr
respektvoll behandelt und seine Veröffentlichungen mit sehr viel Liebe
gestaltet. Ebenso wie „Rheingold“ ist die DVD „Dziekuje Bardzo“, was auf
Deutsch soviel wie Vielen Dank bedeutet, für Freunde der Elektronikmusik
unverzichtbar.
Stephan Schelle,
Mai 2009