Joe Bonamassa – An Acoustic Evening At The Vienna Opera House
Provogue Records/ Mascot Label Group/ Rough Trade (2013)
(22 Stücke plus Bonusmaterial, insgesamt 233 Minuten Spielzeit)

Er ist momentan der Star im Bluesrock schlechthin. Die Rede ist von Joe Bonamassa. Und diese Stellung hat er sich hart erarbeitet, denn seit seinem 12. Lebensjahr tritt er live auf und bringt es mittlerweile auf gut weltweit 200 Konzerte pro Jahr. Daneben ist er auch noch in einigen Nebenprojekten wie zum Beispiel bei Black Country Communion tätig. Und auch die Schlagzahl bei seinen Veröffentlichungen kann sich sehen lassen. Vier neue Produkte soll es dieses Jahr geben und den Anfang macht eine DVD bzw. BluRay (auch in den Formaten CD und Vinyl wird es den Mitschnitt geben) mit dem Titel „An Acoustic Evening At The Vienna Opera House“.


Der Titel der DVD (in dieser Version liegt mir die Veröffentlichung vor) sagt eigentlich alles aus, denn Joe spielte am 03.07.2012 ein Akustikkonzert im Wiener Opernhaus.

Für die CD /DVD/ BluRay versammelte Joes langjähriger Produzent Kevin Shirley (Led Zeppelin, John Hiatt u. a.) ein internationales Ensemble um ihn und wählte das Opernhaus in der „Haupstadt der Musik“ nicht zuletzt wegen seiner Geschichte und Verbindung mit legendären Komponisten dafür aus. Und so teilt sich Joe Bonamassa die Bühne, auf der bereits Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms, Mahler und Haydn seinerzeit ihre Werke präsentierten, mit dem irischen Geiger Gerry O’Connor, dem schwedischen Multi-Instrumentalisten Mats Wester (Nyckelharpa), Keyboarder Arlan Schierbaum am Klavier sowie dem aus Puerto Rico stammenden Percussionist Lenny Castro. „Als ich die Idee zu einem reinen Akustikkonzert entwickelte, stellte ich mir ursprünglich vor, es ganz alleine zu spielen. Ich baute also einen Haufen Gitarren um mich herum auf, prägte mir noch einmal den Hintergrund eines jeden Songs ein und fing an zu spielen. Doch Kevin war der Meinung, dass die Show mit einer Band aufregender wäre und so machte er sich an die Arbeit.“, erinnert sich Joe. „Plötzlich waren wir zu fünft und probten in drei Tagen um die 20 Songs. Es war fantastisch und anders als all das, was ich jemals zuvor getan hatte.“

Fünf einzigartige Musiker aus verschiedenen Ländern mit ihren unterschiedlichen Instrumenten trafen sich das erste Mal in Wien. Drei Tage später spielten sie gemeinsam ein unglaubliches Akustikkonzert.

Zu Beginn sieht man Großeinstellungen, Szenen aus Wien und Teile von Instrumenten sowie die Musiker, die in dieser Form vorgestellt werden. Das hat was von ganz großem Kino, da es mit einer sehr ausgeprägten Ästhetik ausgestattet ist. Allein dieser Vorspann macht unglaublichen Appetit auf mehr. Dazu gibt es schon mit „Arrival“ sehr eindringliche Akustikgitarrenklänge. Als nächstes sieht man Joe die Bühne betreten auf der Joe’s Gitarren im Halbkreis stehen und in deren Mitte ein Stuhl platziert wurde. Alles andere liegt noch im Dunkeln. Unter großem Applaus startet Joe mit der mitreißenden Akustikgitarrennummer „Palm Trees, Helicopters And Gasoline“ zunächst allein ins Programm. Allein dieses Stück lässt den Musikfreund die Zunge schnalzen. Aber das ist erst die Vorspeise eines Menüs, das nur so vor Gaumenfreuden strotzt. Im folgenden „Jelly Roll“ tauchen die Scheinwerfer weitere Teile der Bühne ins Licht und zeigen nun mit Gerry O’Connor am Banjo einen ersten Mitstreiter. Diese beiden bieten eine tolle Country angehauchte Nummer.

Beim nächsten Stück „Dust Bowl“ erweitert sich die Band dann um Mats Wester und Lenny Castro, während O’Connor zur Mandoline wechselt. Diese vier bieten eine Gänsehaut treibende Nummer von „Dust Bowl“. Eine echt intensive Nummer. Sehr interessant sind die Percussion-Instrumente von Castro, denn er benutzt unter anderem mit Münzen bestückte Plastikflaschen, womit er einen ganz besonderen Sound erzeugt. Während des Konzertmitschnitts werden stellenweise dezente Einblendungen mit Erläuterungen eingespielt, was dem Ganzen einen Hauch von Konzertfilm verleiht. Im nächsten Stück „Around The Bend“ vervollständigt sich mit Arlan Schierbaum das Quintett.

Zu den weiteren Highlights des Konzertes zählen „Woke Up Dreaming“, den von zahlreichen Fans heiß geliebten Instrumentaltrack, den Joe regelmäßig während seiner elektronischen Shows spielt, sowie „The Ballad Of John Henry,” „Driving Towards The Daylight,” „Ball Peen Hammer,” und „Sloe Gin.”

Auf DVD 1 befindet sich das komplette, gut 107minütige Konzert, das in den Audioformaten PCM Stereo, Dolby Digital 5.1 und DTS Digital 5.1 vorliegt. Die zweite DVD bietet darüber hinaus mit einem „Making Of“ und mit „Voices“ Interviews zum Konzert noch einmal gut 84 Minuten an Bonusmaterial. Leider kommen die Bonus Features ohne zuschaltbare Untertitel aus, was den Gesamteindruck ein wenig schmälert.

„An Acoustic Evening At The Vienna Operas House“ ist ein beeindruckendes Werk, zeigt es doch, dass die Stücke von Joe Bonamassa auch in reduzierter Instrumentierung eine hohe Intensität bieten. Darüber hinaus ist das Konzert sehr ansprechend gefilmt und die Schnittfolge ohne Hektik aufbereitet. Diese DVD ist ein Genuss für Augen und Ohren. Ein klasse Werk und Muss für jeden Musikfan.

Stephan Schelle, März 2013


 
 

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